Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wüstenfuchs mit 16 Jährchen
Mitchel van den Brink, Beifahrer seines Vaters, bricht den Altersrekord bei der Dakar
PISCO (SID) - Seine Klassenkameraden drücken nach den Weihnachtsferien längst wieder die Schulbank, Mitchel van den Brink versucht sich derweil mehrere Tausend Kilometer entfernt als Wüstenfuchs. Der 16-Jährige bestreitet an der Seite seines Vaters Martin seine erste Rallye Dakar – und bricht dabei alle Altersrekorde.
„Es ist sehr besonders. Niemand war vorher so jung, der Jüngste war 19“, sagt van den Brink. Dass der Niederländer überhaupt in der Wüste von Peru dabei sein kann, verdankt Mitchel gleich mehreren Ausnahmen. Zunächst stellte seine Schule ihn frei. „Es gab zwei Voraussetzungen: gute Noten und vorher ständige Teilnahme am Unterricht“, erklärt er. Beide Bedingungen hat er erfüllt, zudem war er vor der Abreise nach Südamerika noch fleißig: „Meine Hausaufgaben habe ich in den Ferien gemacht.“
Und auch Dakar-Veranstalter ASO gab mit einer Sondergenehmigung grünes Licht, nachdem van den Brink an zwei Rallyes vor der Dakar teilgenommen hatte. In Marokko und bei der Seidenstraßen-Rallye in Russland sammelte der Teenager die notwendige Erfahrung, um die Lizenz als Co-Pilot zu erhalten. Eigentlich ist ein Mindestalter von 18 Jahren erforderlich. Gemeinsam mit Vater Martin und Navigator Wouter de Graaff fährt Mitchel die Dakar in einem 1000 PS starken Truck von Renault, der neun Tonnen auf die Waage bringt. Als Mechaniker ist Mitchel das Kontrollorgan des Fahrzeugs.
„Ich beobachte jederzeit den Reifendruck und den Öldruck, damit habe ich gut zu tun. Von Wouter kann ich zudem viel lernen, vor der zweiten Wertungsprüfung haben wir gemeinsam das Roadbook erstellt“, sagt van den Brink. Seinen 17. Geburtstag feiert er am kommenden Montag, wenn die Dakar in ihre siebte Etappe geht. Das perfekte Geburtstagsgeschenk? „Ein Tagessieg“, antwortet er spontan.
Die Begeisterung für den Motorsport entwickelte sich bei Mitchel früh. Bereits mit vier Jahren stieg er erstmals auf eine Motocross-Maschine, mit 14 kamen Quads hinzu. Die Idee, zur Dakar zu gehen, war da längst geboren. „Wir haben das Projekt angeschoben, als er zwölf war“, sagt Vater Martin van den Brink.
Inzwischen sind beide als Team unterwegs. Fahrer Martin muss dabei auch Ratschläge seines Sohnes annehmen – eine ungewohnte Situation. „Zu Hause bin ich der Boss, aber ich fahre seit elf Jahren bei der Dakar und habe schon mit mehreren Mechanikern gearbeitet und auf sie gehört, auch auf meinen Sohn. In der Kabine sind wir Teamkollegen, nicht Vater und Sohn“, sagt van den Brink senior.
Ewig soll diese Konstellation ohnehin nicht andauern. Mitchel hat längst ein neues Ziel: die Teilnahme als Fahrer. „In zwei Jahren, wenn ich 18 bin und meinen LKW-Führerschein habe, will ich selbst fahren“, stellt er klar. Kommt es dann zum Duell zwischen Vater und Sohn auf der Strecke? „Vielleicht“, sagt Mitchel. Bestimmt, möchte man meinen.