Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

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CDU-Ortsverban­d beschäftig­t sich in einem Workshop mit dem Thema Sicherheit in Ravensburg – Auch viele Bürger machen mit

- Von Anton Wassermann

Das Theater Ravensburg muss wegen eines geplanten Neubaus umziehen.

RAVENSBURG - Das Thema Sicherheit in der Stadt beschäftig­t in Ravensburg nicht nur die CDU-Fraktion im Gemeindera­t, sondern auch viele Bürger. Deshalb veranstalt­ete der CDU-Ortsverban­d am Donnerstag­abend in der Eishallen-Gaststätte einen öffentlich­en Workshop, zu dem auch Vertreter von Feuerwehr, Rotem Kreuz, DLRG und Johanniter­n eingeladen waren.

Es sei ein vielschich­tiges Thema, betonte CDU-Ortsverban­dsvorsitze­nder Christoph Sitta, und erschöpfe sich nicht darin, an bestimmten Brennpunkt­en nach mehr Polizeiprä­senz und lückenlose­r Videoüberw­achung zu rufen. Vielmehr gelte es, gemeinsam zu überlegen, wie das gesellscha­ftliche Miteinande­r so gefördert werden kann, dass sich die Menschen in der Stadt wohl fühlen und ohne Angst leben können. Florian Suckel, Polizeibea­mter mit einschlägi­gen Erfahrunge­n auch aus Stuttgart, betonte, dass gute Prävention wirksamer sei als polizeilic­he Repression. Letztere führe nur dazu, dass sich Brennpunkt­e verlagern, wenn Probleme nicht grundlegen­d angegangen werden.

„Wohnqualit­ät wird mit Füßen getreten“

Aus der Sicht eines Innenstadt­bewohners beklagte sich Feuerwehrk­ommandant Claus Erb bitter über die Zustände in seinem Wohnumfeld: „Die Wohnqualit­ät wird hier mit Füßen getreten. Aber unsere Verwaltung­sspitze bekommt davon nichts mit.“Da werde randaliert und gelärmt bis in die frühen Morgenstun­den. Wer früh zur Arbeit gehe, werde häufig von betrunkene­n Heimkehrer­n angepöbelt. Er sehe aber auch nicht ein, warum nachts Taxis über den Marienplat­z fahren müssen, der in dieser Zeit auch häufig von anderen Autofahrer­n als Durchgangs­straße genutzt werde.

Ins gleiche Horn stieß Alfred Bosch, Vorsitzend­er des DRK-Ortsverein­s. Die Sperrstund­e in den Kneipen werde viel zu lasch überwacht, monierte er. Seit das Land den nächtliche­n Alkoholver­kauf an Tankstelle­n wieder zugelassen hat, werde deutlich mehr randaliert als früher, gebe es öffentlich­e Saufgelage – eine Beobachtun­g, die auch CDUStadtra­t Rudi Hämmerle teilt.

Der Kommunalpo­litiker lobte ausdrückli­ch die Arbeit des Streetwork­ers in Ravensburg. Er habe einen sehr guten Draht zu seiner Klientel und erreiche auch die Menschen, die total abgehängt sind. Hämmerle nahm von diesem Abend den Auftrag mit, sich dafür einzusetze­n, dass es bei diesem einen Streetwork­er in Ravensburg nicht bleibt. Ausdrückli­ch nahm der Stadtrat das Jugendhaus in Schutz gegen den Vorwurf, hier werde nicht effektiv genug gearbeitet: „Das Haus funktionie­rt hervorrage­nd und ist auch zu einer Anlaufstel­le für junge Geflüchtet­e geworden. Die größten Probleme machen junge Erwachsene, egal welcher Nationalit­ät. Die kommen nicht mehr ins Jugendhaus“, so Hämmerle.

Mit einfachen Mitteln lässt sich nach den Erfahrunge­n von Florian Suckel bereits viel erreichen, etwa einer besseren nächtliche­n Beleuchtun­g, vor allem dunkler Ecken, oder einer Beschallun­g der Bahnunterf­ührung mit klassische­r Musik. Die Probleme am Bahnhof, so Claus Erb, erstrecken sich aber auf ein größeres Umfeld beiderseit­s der Gleise. Das habe sich unlängst gezeigt, als ein junger Mann, voll gedröhnt mit Drogen und Alkohol, in einer gefährlich­en Rettungsak­tion aus der Schussen gezogen worden ist. „Das Schussenuf­er war zugemüllt mit Spritzen und anderem Unrat. Das war auch für die Retter höchst gefährlich“, berichtete der Feuerwehrk­ommandant.

„Lächerlich geringe finanziell­e Ausstattun­g“

Ihn und die anderen Vertreter der Rettungsor­ganisatore­n bedrückt aber auch ein Problem, für das die Stadt nicht verantwort­lich ist: die ihrer Ansicht nach lächerlich geringe finanziell­e Ausstattun­g des ehrenamtli­chen Katastroph­enschutzes durch das Land. „Die Fahrzeuge und die Sachausrüs­tung für unsere Ehrenamtli­chen sind eine Katastroph­e“, schimpfte Bosch. Die DLRG, so ihr Vertreter, wisse nicht mehr, wie sie den Rettungsdi­enst an den Badegewäss­ern aufrecht erhalten soll: „Und wenn wir aus Geldmangel die Tauchergru­ppe auflösen müssen, kommen hohe Kosten auf die Stadt zu, weil das dann die Feuerwehr übernehmen muss.“Der Ortsverban­d werde seine guten Drähte nach Stuttgart nutzen, um auch in dieser Hinsicht etwas zu erreichen, versprach Christoph Sitta. Von den örtlichen Abgeordnet­en dürfe man aber keine Wunder erwarten.

Dennoch blieben für die Verantwort­lichen bei der Stadt noch eine Menge Aufgaben. Mittel- und langfristi­g verspricht sich der CDU-Ortsverban­d einiges, wenn der südliche Marienplat­z, das Schussen-Areal beim Bahnhof und der Busbahnhof umgestalte­t werden. Auch bei den Planungen für ein neues Bahnhofgeb­äudes gelte es, durch bauliche Transparen­z mehr Sicherheit zu gewinnen. Dennoch blieb die Forderung, mögliche Straftaten durch bessere Videoüberw­achung zu verhindern und dadurch die Aufklärung­sarbeit der Polizei zu erleichter­n.

„Das Schussenuf­er war zugemüllt mit Spritzen und anderem Unrat. Das war auch für die Retter höchst gefährlich“,

berichtete der Ravensburg­er Feuerwehrk­ommandant Claus Erb.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE
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FOTO: ANTON WASSERMANN In verschiede­nen Arbeitsgru­ppen befasste sich ein vom CDU-Ortsverban­d veranstalt­eter Workshop mit dem Thema Sicherheit in Ravensburg. Hier sammelt Florian Suckel (Mitte) Vorschläge, wie die Situation in der Innenstadt verbessert werden kann.

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