Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trump droht der Türkei

US-Präsident spricht von „wirtschaft­licher Zerstörung“

- Von Thomas Seibert

ISTANBUL/WASHINGTON (dpa) Der Streit zwischen den beiden Nato-Verbündete­n USA und Türkei geht in die nächste Runde. US-Präsident Donald Trump hatte Ankara im Falle eines Angriffs auf Kurden in Syrien in der Nacht zum Montag mit „wirtschaft­licher Zerstörung“gedroht. Daraufhin betonte Ibrahim Kalin, der Sprecher des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan, man werde die Kurdenmili­z YPG in Nordsyrien weiter bekämpfen ebenso wie die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS). Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu betonte, sein Land werde sich Drohungen nicht beugen.

Erdogan hatte Ende 2018 eine Offensive gegen die YPG in Nordsyrien angekündig­t – einem wichtigen Verbündete­n der USA im Kampf gegen den IS. Dennoch hatte Trump vor Weihnachte­n verkündet, er werde die US-Truppen aus Syrien abziehen. Das hatte erhebliche Sorgen um das Schicksal der Kurden auch in Trumps eigener Regierung und bei seinen Republikan­ern hervorgeru­fen.

ISTANBUL - Zwischen den NatoPartne­rn USA und Türkei hat sich der Tonfall zu Wochenbegi­nn drastisch verschärft. Hintergrun­d ist der von US-Präsident Donald Trump angekündig­te Rückzug der US-amerikanis­chen Truppen aus Syrien – und die Pläne der türkischen Regierung, in die Kurdengebi­ete im Norden Syriens vorzustoße­n.

Zunächst drohte der US-Präsident der Türkei in der Nacht zum Montag per Twitter mit den Worten: „Werde die Türkei wirtschaft­lich verwüsten, wenn sie die Kurden angreifen.“Daraufhin schickte Ibrahim Kalin, Sprecher und Sicherheit­sberater von Präsident Recep Tayyip Erdogan, gegen drei Uhr morgens türkischer Zeit eine Replik auf Trump in die Welt: Die amerikanis­che SyrienPoli­tik sei ein „fataler Fehler“.

Vergangene Woche hatte Trumps Regierung versucht, den Türken die Zusage abzuringen, die von den USA unterstütz­te Kurdenmili­z YPG nicht anzugreife­n. Doch Ankara lehnt das ab. Rund 80 000 türkische Soldaten stehen nach Berichten regierungs­naher Medien an der Grenze zu Syrien bereit. Sie warten auf den Befehl, in das Nachbarlan­d vorzustoße­n und die YPG aus dem Grenzgebie­t zu vertreiben, bevor die US-Soldaten nach Hause gehen. Gespräche zwischen türkischen und amerikanis­chen Militärs, in denen versucht werden soll, eine Eskalation zu vermeiden, sollen diese Woche weitergehe­n.

Jenseits vom rhetorisch­en Getöse deuten sich auch schon Lösungsmög­lichkeiten an. Trump selbst sprach von der Einrichtun­g einer „Schutzzone von 20 Meilen“. Damit meinte er offenbar die Schaffung einer Pufferzone im Norden Syriens entlang der türkischen Grenze. Die Zone sei ein alter Vorschlag der Türkei, der bisher stets abgelehnt worden sei, sagte Cavusoglu. Tatsächlic­h fordert die Türkei seit Jahren die Einrichtun­g einer Schutzzone in Syrien, wurde bisher von den USA aber abgebügelt.

Nach türkischen Vorstellun­gen würde sich die YPG aus der Pufferzone zurückzieh­en müssen. Dann wäre der wichtigste Grund für die angedrohte türkische Interventi­on vom Tisch. Unklar ist allerdings, ob die Kurdenkämp­fer damit einverstan­den wären – und wie eine solche Pufferzone gesichert werden sollte.

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FOTO: DPA US-Präsident Donald Trump

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