Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Abgelegte Schlange stirbt vor Tierheim
Polizei in Friedrichshafen ermittelt wegen Verstoß gegen Tierschutzgesetz
FRIEDRICHSHAFEN - Ein unbekannter Täter hat in der Nacht zum Sonntag zwei Schlangen, einen Python und eine Boa, in einer Stofftasche vor dem Tierheim in Friedrichshafen abgelegt. Eines der Tiere verstarb, das andere befindet sich inzwischen in sicherer Obhut bei den Reptilienfreunden Oberschwaben.
Der Python überlebte die Nacht aufgrund der winterlichen Temperaturen nicht. „Eine Kollegin hat die Schlangen in der Früh um 7 Uhr entdeckt“, sagt Nicole Hanßler vom Tierheim Friedrichshafen. Dass eines der Tiere über Nacht verstorben ist, wundert sie nicht. „Terrarientiere kommen mit solchen Temperaturen nicht klar.“
Dass Tiere vor der Tür des Tierheims abgelegt werden, komme oft vor. „Allerdings handelt es sich dabei meistens um Katzen oder Kleintiere.“Exoten wie Schlangen finden die Mitarbeiter des Tierheims nur hin und wieder auf. Warum die Tiere abgelegt wurden, kann Nicole Hanßler nur vermuten: „Ich denke die Leute wollen sich selbst einfach nicht mit dem Problem konfrontieren.“Das sei allerdings in jedem Fall der falsche Weg. „Richtig ist immer, uns zu kontaktieren. Selbst wenn wir ein Tier nicht selbst aufnehmen, können wir in jedem Fall vermitteln.“
So auch bei der noch lebendigen Boa. Die hat das Tierheim an die Reptilienfreunde Tettnang weitergegeben. Dort ist sie inzwischen wohlbehalten angekommen und wärmt sich auf. „Der Schlange geht es soweit gut“, sagt Vorstandsmitglied Thomas Wirth, der sich des Reptils ANZEIGEN selbst angenommen hat. „Am Anfang war sie ein wenig durch den Wind, jetzt ist sie aber im Warmen.“
Der nächtliche Kältetod der anderen Schlange verwundert ihn nicht. „Wir haben ja gesehen, was dann passiert. Sie sterben.“Die wechselwarmen Tiere könnten sich an die Temperaturen nicht anpassen. Beide Tiere seien augenscheinlich vor dem Vorfall gut genährt gewesen.
Tiere aus den Tropen
Laut Günter Herrmann, Leiter des Veterinäramts Bodensee, handelt es sich bei dem Aussetzen der Tiere um eine schweren Verstoß gegen das Artenschutzgesetz. „Jedem muss klar sein, dass die Tiere, die aus den Tropen kommen, sich bei solchen Temperaturen nicht selbst versorgen und dass sie schwer erkranken oder sterben können.“Große ausgesetzte Tiere könnten, wenn sie nicht wie Schlangen im Winter beinahe bewegungsunfähig seien, auch die heimische Fauna und im Ausnahmefall Menschen gefährden. Im Notfall sei auch das Veterinäramt ein möglicher Ansprechpartner, der Kontakte zu Auffangstationen vermitteln könne. Polizeibeamte der Organisationseinheit Gewerbe/Umwelt ermitteln inzwischen wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Personen, die den Vorfall beobachtet haben oder nähere Angaben zur Herkunft der Tiere geben können, werden gebeten, sich mit der Polizei, Abteilung Gewerbe/Umwelt, Telefon 0751 / 80 30, in Verbindung zu setzen.