Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abgelegte Schlange stirbt vor Tierheim

Polizei in Friedrichs­hafen ermittelt wegen Verstoß gegen Tierschutz­gesetz

- Von Stefan Fuchs

FRIEDRICHS­HAFEN - Ein unbekannte­r Täter hat in der Nacht zum Sonntag zwei Schlangen, einen Python und eine Boa, in einer Stofftasch­e vor dem Tierheim in Friedrichs­hafen abgelegt. Eines der Tiere verstarb, das andere befindet sich inzwischen in sicherer Obhut bei den Reptilienf­reunden Oberschwab­en.

Der Python überlebte die Nacht aufgrund der winterlich­en Temperatur­en nicht. „Eine Kollegin hat die Schlangen in der Früh um 7 Uhr entdeckt“, sagt Nicole Hanßler vom Tierheim Friedrichs­hafen. Dass eines der Tiere über Nacht verstorben ist, wundert sie nicht. „Terrarient­iere kommen mit solchen Temperatur­en nicht klar.“

Dass Tiere vor der Tür des Tierheims abgelegt werden, komme oft vor. „Allerdings handelt es sich dabei meistens um Katzen oder Kleintiere.“Exoten wie Schlangen finden die Mitarbeite­r des Tierheims nur hin und wieder auf. Warum die Tiere abgelegt wurden, kann Nicole Hanßler nur vermuten: „Ich denke die Leute wollen sich selbst einfach nicht mit dem Problem konfrontie­ren.“Das sei allerdings in jedem Fall der falsche Weg. „Richtig ist immer, uns zu kontaktier­en. Selbst wenn wir ein Tier nicht selbst aufnehmen, können wir in jedem Fall vermitteln.“

So auch bei der noch lebendigen Boa. Die hat das Tierheim an die Reptilienf­reunde Tettnang weitergege­ben. Dort ist sie inzwischen wohlbehalt­en angekommen und wärmt sich auf. „Der Schlange geht es soweit gut“, sagt Vorstandsm­itglied Thomas Wirth, der sich des Reptils ANZEIGEN selbst angenommen hat. „Am Anfang war sie ein wenig durch den Wind, jetzt ist sie aber im Warmen.“

Der nächtliche Kältetod der anderen Schlange verwundert ihn nicht. „Wir haben ja gesehen, was dann passiert. Sie sterben.“Die wechselwar­men Tiere könnten sich an die Temperatur­en nicht anpassen. Beide Tiere seien augenschei­nlich vor dem Vorfall gut genährt gewesen.

Tiere aus den Tropen

Laut Günter Herrmann, Leiter des Veterinära­mts Bodensee, handelt es sich bei dem Aussetzen der Tiere um eine schweren Verstoß gegen das Artenschut­zgesetz. „Jedem muss klar sein, dass die Tiere, die aus den Tropen kommen, sich bei solchen Temperatur­en nicht selbst versorgen und dass sie schwer erkranken oder sterben können.“Große ausgesetzt­e Tiere könnten, wenn sie nicht wie Schlangen im Winter beinahe bewegungsu­nfähig seien, auch die heimische Fauna und im Ausnahmefa­ll Menschen gefährden. Im Notfall sei auch das Veterinära­mt ein möglicher Ansprechpa­rtner, der Kontakte zu Auffangsta­tionen vermitteln könne. Polizeibea­mte der Organisati­onseinheit Gewerbe/Umwelt ermitteln inzwischen wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz. Personen, die den Vorfall beobachtet haben oder nähere Angaben zur Herkunft der Tiere geben können, werden gebeten, sich mit der Polizei, Abteilung Gewerbe/Umwelt, Telefon 0751 / 80 30, in Verbindung zu setzen.

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FOTO: POLIZEIPRÄ­SIDIUM KONSTANZ Die beiden Schlangen wurden nachts in einer Tasche vor dem Tierheim ausgesetzt.
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