Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das hat Vorbildcharakter
Der Bodnegger Gemeinderat hat mit seinem einstimmigen Beschluss ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Beschluss und die lebendige Diskussion zeigt auch die Entschlossenheit, dass die Aufarbeitung der Nazivergangenheit in Oberschwaben gerade in Zeiten des aufkeimenden Rechtspopulismus so wichtig ist wie nie – und vor allem auch, dass eine Aufarbeitung der Geschichte nie zu spät kommen kann.
Selbst wenn sie schmerzlich sein kann, tut die Gemeinde gut daran, möglichst viele Bürger mit einzubinden. Je mehr Leute an der Aufarbeitung mitwirken, desto höher ist die Akzeptanz. Dann könnte Bodnegg tatsächlich ein kleiner Leuchtturm unter den Landgemeinden der Region sein. Denn nicht nur Bodnegg hat eine Nazivergangenheit, nicht nur in dieser Gemeinde hat es NS-Opfer gegeben. Überall gibt es Opfer und Täter.
Dass das Dritte Reich auch Teil der oberschwäbischen Geschichte ist, zeigt übrigens der Große Erinnerungsweg, der vom Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben ins Leben gerufen wurde. Das könnten sich viele andere Gemeinden vor Augen halten und als Ansporn verstehen, ihre eigene Geschichte anzugehen. Die Botschaft hat Uwe Hertrampf vom Denkstättenkuratorium in der Gemeinderatssitzung erläutert: Dieser Weg ist eine Entlastung, weil er zeigt, dass niemand alleine ist. Alle haben die gleiche Geschichte. Es ist keine Schande, dazuzugehören.
p.richter@schwaebische.de