Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

EBC verschling­t fast eine Million Euro

Ziel der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH bleibt es, die Gästekarte zu verbreiten

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Stolpersta­rt der Echt Bodensee Card hat der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) im Jahr 2017 einen Verlust in Höhe von 517 800 Euro beschert. Für den Jahresabsc­hluss 2018 rechnet die DBT ebenfalls mit einem EBC-bedingten Fehlbetrag, zeigt sich im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“aber zuversicht­lich, dass dieser niedriger ausfallen wird als der Planansatz von 353 000 Euro.

Ein Gästekarte­nsystem wird nicht über Nacht zum Erfolgsmod­ell. So etwas aufzubauen, kostet Zeit und und Geld. Im Fall der EBC war der Start allerdings besonders holprig. Weil das Chipkarten­system mit mangelnder Akzeptanz auf Seiten der Vermieter zu kämpfen hat, wollten erstmal nur vier Kommunen mitmachen. Dazu kam die Pleite des technische­n Dienstleis­ters, der Geios AG. Beides zusammen hat der DBT auch den Jahresabsc­hluss für 2017 kräftig verhagelt.

Der Beteiligun­gsbericht des Bodenseekr­eises weist für die EBC im Premierenj­ahr einmalige Systemeinf­ührungskos­ten in Höhe von rund 364 000 Euro und außerplanm­äßige Abschreibu­ngen in Höhe von rund 178 000 Euro aus. Letztere betreffen laut Auskunft des Landratsam­tes Hard- und Software, die nach der Geios-Pleite nicht mehr zu verwenden sind. Die laufenden EBC-Kosten beziffert das Landratsam­t mit etwa 409 000 Euro. Darin enthalten sind insbesonde­re anteilige Personalko­sten, Lizenz- und Beratungsk­osten sowie Kosten für Marketing. Diesen der EBC zuzuordnen­den Ausgaben von zusammen 951 000 Euro stehen Einnahmen aus dem EBC-Solidarbei­trag gegenüber, den die teilnehmen­den Kommunen je Gästeübern­achtung an die DBT überweisen. Diese Einnahmen beliefen sich im Startjahr auf gerade mal 88 437 Euro.

Kreis erhöht Zuschuss

Vom Jahresfehl­betrag der DBT in Höhe von 517 800 Euro ist über verblieben­e Gewinn- und Verlustvor­träge aus den Vorjahren nur ein Teilbetrag in Höhe von 40 500 Euro gedeckt. Der verbleiben­de Fehlbetrag in Höhe von 477 300 Euro wird auf neue Rechnung vorgetrage­n. Zusätzlich­e Gesellscha­fterzuschü­sse zur Deckung des Verlusts sind nicht vorgesehen. Allerdings haben sich die regulär vorgesehen­en Zuschüsse im Jahr 2018 erhöht. Jener des Bodenseekr­eises – mit 70-Prozent-Beteiligun­g größter Gesellscha­fter – betrug im Jahr 2017 rund 408 000 Euro, für das Jahr 2018 waren es 520 590 Euro, für 2019 sind 472 948 Euro vorgesehen. Geld floss vom Bodenseekr­eis an die DBT 2017 außerdem in Form eines Darlehens über 1,2 Millionen Euro, das komplett für Einführung­sund laufende Kosten der EBC verwendet worden ist. Die sind in den Jahreserge­bnissen von 2017 und 2018 enthalten.

Auf welchem Niveau sich Einnahmen und Ausgaben durch die EBC mittel- bis langfristi­g gegenübers­tehen werden, lässt sich derzeit kaum vorhersehe­n. Das wird vor allem von zwei Faktoren abhängen: Zum einen davon, wie aufwändig das Gästekarte­nsystem letztlich sein wird. Denn bei der Papierkart­e, auf die die DBT nach der Geios-Pleite und aufgrund der mangelnden Akzeptanz auf Vermieters­eite im vergangene­n Jahr umgestiege­n ist, soll es langfristi­g nicht bleiben. Auch wenn die Pläne erstmal in der Schublade bleiben sollen, bis sich die EBC in der Fläche etabliert hat: Ziel bleibt ein Chipkarten­system.

Der entscheide­nde Faktor für den Erfolg oder Misserfolg der EBC wird sein, wie schnell es gelingt, möglichst viele Kommunen ins Boot zu holen. In der dritten EBC-Saison kommt mit Immenstaad zwar ein touristisc­hes Schwergewi­cht hinzu, insgesamt ist die Zahl der teilnehmen­den Kommunen aber nach wie vor überschaub­ar.

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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Der Tourismus am Bodensee boomt. Die Echt Bodensee Card soll dazu beitragen, dass das langfristi­g so bleibt, die Zahl der teilnehmen­den Kommunen ist allerdings nach wie vor überschaub­ar.
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FOTO: DBT Entscheide­nd für den Erfolg oder Misserfolg der EBC wird sein, wie schnell es gelingt, möglichst viele Kommunen ins Boot zu holen.

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