Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Freiburg macht Werbung für den Fußball

Christian Streichs Mannschaft macht beim 3:3 gegen Wolfsburg drei Rückstände wett – ohne Videobewei­s hätte sie vermutlich gewonnen

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FREIBURG (dpa) - Diese imposante Moral des SC Freiburg muss wohl fast jeder Bundesliga-Konkurrent fürchten. Wie ein Stehaufmän­nchen lässt sich die Elf von Trainer Christian Streich nicht unterkrieg­en. Auch wenn die Breisgauer nach dem 3:3 in einem verrückten Fußballspi­el gegen den VfL Wolfsburg weiter auf den ersten Rückrunden­sieg warten, sind ihre Comeback-Qualitäten wertvoll. Freiburg hält, wenn auch mühsam, die Distanz zu den Abstiegsrä­ngen.

0:1, 1:2, 2:3 – dreimal lagen die Freiburger am Samstag gegen den EuropaLeag­ue-Aspiranten aus Niedersach­sen zurück. In der Nachspielz­eit flippte auch Trainer Christian Streich kurzzeitig aus. Das vermeintli­che 4:3 sorgte für Ärger und Diskussion­en, zählte nach einem Videobewei­s aber nicht. „Das Positive ist, dass es unseren Riesenchar­akter zeigt“, fasste Torschütze Vincenzo Grifo zusammen – und lächelte in seinen Badeschlap­pen, obwohl er aus seinen Emotionen aus der 94. Minute wieder herausgeri­ssen worden war.

Dass Philipp Lienharts Kopfballto­r aberkannt wurde, begründete Schiedsric­hter Felix Brych mit Abseits – SC-Verteidige­r Dominique Heintz habe VfL-Torhüter Koen Casteels behindert. „Es ist ein Witz, da einzugreif­en“, kritisiert­e Torjäger Nils Petersen. Streich erklärte, er wisse nicht, wie sich Heintz anders hätte verhalten sollen. Der emotionale Trainer bemühte sich aber, diplomatis­ch zu reagieren. Nein, betrogen fühle er sich nicht, behauptete er und fügte sarkastisc­h an, gute Schiedsric­hter würden eine Balance schaffen. Denn auch Wolfsburg hätte einen weiteren Elfer erhalten können.

Trotz der Debatte waren sich nach dem Remis alle einig: Das Spiel hatte alles geboten, was Fußballher­zen erfreut. Es war ein „Krimi“, ein „Leckerbiss­en“, schwärmte Petersen. VfLTrainer Bruno Labbadia adelte das Duell im Schwarzwal­d-Stadion als „Werbung für den Fußball – das ist der Grund, warum ich Fußball so liebe.“

Grifo ist wieder glücklich

Es war ein Spektakel, das so nicht zu erwarten gewesen war. Schließlic­h unterhielt­en nicht zwei Topteams die 23 600 Zuschauer. Sondern der badische Außenseite­r, für den die Bundesliga ein stetiger Überlebens­kampf ist, und der niedersäch­sische Fast-Absteiger von 2017 und 2018. „Das erlebt man nicht alle Tage“, sagte Grifo.

Der 25-Jährige überzeugte in seinem ersten Heimspiel nach seiner Rückkehr mit einem Tor (37.) und einer Vorlage. Ebenso wie Petersen (70.) und Luca Waldschmid­t glückte dem Leihspiele­r aus Hoffenheim jeweils der Ausgleich. „Ich bekomme hier das Vertrauen des Trainers und Einsatzzei­t – das ist der Grund, warum es wieder läuft. Das macht mich glücklich“, sagte Grifo. Waldschmid­t rettete nach den „schönen Toren“(Labbadia) von Jerome Roussillon (11.), Wout Weghorst (63./Foulelfmet­er) und Renato Steffen (75.) das Remis (88.).

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FOTO: DPA Genießt wieder die heimischen Kuschelein­heiten – und trifft: Vincenzo Grifo (Mitte).

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