Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Oberschwäb­ische Drohnen bewachen Nashörner in Sambia

Franz Bormann aus Ravensburg arbeitet mit WWF und Rangern in Nationalpa­rks zusammen

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Nashörner, Zebras, Löwen und Giraffen leben in den Savannen Sambias. 19 Nationalpa­rks hat der zentralafr­ikanische Staat. In vielen dieser Parks sind Wilderer unterwegs. Sie jagen vor allem die selten gewordenen Spitzmauln­ashörner. Um die Tiere zu schützen, hat der World Wide Fund for Nature (WWF) in Sambia ein Projekt gestartet: Künftig sollen die Parks Tag und Nacht aus der Luft überwacht werden. Die Drohnen dafür kommen aus Oberschwab­en.

„Eine solche Anfrage haben auch wir nicht alle Tage“sagt Franz Bormann. Der 51-Jährige ist Inhaber der Firma Bormatec in Mariatal. Er hat die Drohnen nach Sambia geliefert. Im Dezember ist er in die sambische Hauptstadt Lusaka gereist und hat zehn Mitarbeite­r des WWF an den Drohnen geschult. Sie sollen später dann die Ranger in den Nationalpa­rks schulen.

Wie stark die Nashörner in Sambia bedroht sind, war ihm vorher auch nicht klar: In den 70er-Jahren haben noch 72 000 von ihnen in den Savannen gelebt, heute sind es nur noch 48 Tiere, berichtet er sichtlich betroffen. Die überlebend­en Nashörner sollen nun mithilfe von Bormanns Drohnen geschützt werden. Bis jetzt hat er vier Flächendro­hnen und sechs Multikopte­r an den WWF Sambia geliefert, berichtet der Informatik­er. Weitere sollen folgen.

Ein Multikopte­r ist eine Art Hubschraub­er, der überall starten und landen kann, erklärt Bormann. Der Nachteil: Die Geräte können nur rund 20 Minuten in der Luft bleiben. Anders die Flächendro­hen, die ein bis zwei Stunden fliegen können. Sie brauchen aber eine größere Freifläche zum Starten und Landen. In den sambischen Nationalpa­rks sollen künftig permanent Drohnen in der Luft sein. „Der Ranger sitzt dann in seinem Fahrzeug und kann am Monitor sehen, ob Tiere oder Personen in seinem Bezirk unterwegs sind“, sagt Bormann. Nachts fliegen die Drohnen mit Infrarotka­meras.

„Noch sind wir ganz am Anfang“, berichtet Bormann. „Und es gibt noch sehr viel zu tun.“Die Ranger müssten sich mit der Technologi­e vertraut machen und seine Firma mit der Infrastruk­tur vor Ort. Dabei müssten die beteiligte­n sambischen Regierungs­behörden, der WWF Sambia und die Firma Bormatec ihre Arbeit koordinier­en. „Das ist ein Riesenproj­ekt“, sagt Bormann. „Irgendwann sollen alle Nationalpa­rks in Sambia mit Drohnen überwacht werden.“Bisher hat es nur Übungsflüg­e im Lusaka National Park nahe der Hauptstadt gegeben.

Erfahrung mit Projekten in Afrika hat Bormann bereits in Kenia und dem Südsudan gesammelt, berichtet er. Dort gehe es darum, Goldminen zu überwachen: „Golddiebe sind vor allem nachts sehr aktiv.“Da könnten patrouilli­erende Drohnen mit Infrarotka­meras abschrecke­nd wirken. Auch für die Überwachun­g von Tieren hat Bormann seine Drohnen bereits eingesetzt: In Kasachstan hat er mit der Frankfurte­r Zoologisch­en Gesellscha­ft zusammen die Herden der Saiga-Antilopen überwacht. Die hochgradig gefährdete Antilopena­rt mit der auffällige­n Nase wird von einer Tierseuche bedroht.

Bormanns Hauptkunde­n sind Architekte­n und Geologen, die Flächen vermessen und Landkarten erstellen. Seit 2001 entwickelt und baut seine Fünf-Mann-Firma Flächendro­hnen. Dazu kommt der Vertrieb von Multikopte­rn anderer Hersteller. Außerdem betreibt Bormann eine Flugschule für Drohnenpil­oten.

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FOTO: BORMATEC Die Firma Bormatec auch Mariatal hat Drohnen nach Sambia geliefert.

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