Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadträte wechseln die Seiten
Zur Kommunalwahl kandidieren einige bekannte Lokalpolitiker bei anderen Parteien
Einige bekannte Kommunalpolitiker kandidieren diesmal woanders.
RAVENSBURG - Zur Kommunalwahl im Mai wechseln einige Stadträte das politische Lager. Die beiden früheren SPD-Mitglieder Michael Lopez-Diaz und Rainer Frank, die 2016 wegen Differenzen mit Fraktionschef Frank Walser ihre eigene „Unabhängige Liste“gegründet hatten, treten nun woanders an: Lopez-Diaz bei den „Bürgern für Ravensburg“und Rainer Frank mit hoher Wahrscheinlichkeit bei der CDU. Das erfuhr die „Schwäbische Zeitung“aus gut unterrichteter Quelle. Ebenfalls zur CDU wechselt der bisherige Stadtrat der Freien Wähler, Wolfgang Metzger.
Bis zum März nominieren die Ravensburger Parteien und Gruppierungen ihre Kandidaten für das Stadtparlament, aber einige Neuigkeiten sind schon durchgesickert. Die CDU hat den Freien Wählern den Architekten Wolfgang Metzger abgeworben, der sich vor allem im Ausschuss für Umwelt und Technik durch große Sachkenntnis auszeichnet. In einer Stadt, in der die bauliche Entwicklung einen so hohen Stellenwert hat, nicht ganz unwichtig. Metzger bestätigte auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass er wechsle, weil er bei der CDU eine bessere Arbeitsbasis für seine Themen sieht. Auch Rainer Frank, früher SPD, derzeit in der „Unabhängigen Liste“, erwägt nach SZ-Informationen eine Kandidatur bei den Christdemokraten. Der ehemalige Sozialdemokrat aus Eschach ist ein Verfechter der möglichst großen Eigenständigkeit der Ravensburger Ortschaften. Er wollte das Gerücht allerdings noch nicht bestätigen und erst die Nominierungsversammlung abwarten.
Zudem hat die CDU den bald in Ruhestand gehenden Berger Bürgermeister Helmut Grieb gewinnen können, der dafür extra Erst- und Zweitwohnsitz tauscht. Grieb war vor seiner Amtszeit in Berg lange Jahre Ortsvorsteher in Schmalegg und später Eschach gewesen, dann kurz Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. 1994 war er schon mal für kurze Zeit im Gemeinderat und holte seinerzeit mit 17 000 Stimmen das beste Einzelergebnis aller Zeiten.
Einen hohen Bekanntheitsgrad hat außerdem Claudius Kurtz, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in der Weststadt. Gute Chancen, aus dem Stand für die CDU in den Gemeinderat gewählt zu werden, hat ferner der Pressesprecher der Oberschwabenklinik, Winfried Leiprecht. Er hat als EVR-Vorsitzender gute Kontakte in die Sportvereinsszene und war zudem jahrelang Leiter der Ravensburger Lokalredaktion der „Schwäbischen Zeitung“.
Stadtverbandsvorsitzender August Schuler ist aber auch stolz darauf, sechs junge Menschen (unter 35 Jahren) zu einer Kandidatur bewegen zu können: darunter die erst 19-jährige frühere Schülerratssprecherin Regina Kininger. Die derzeit größte Fraktion im Gemeinderat, die nach dem Wechsel von Ulrich Höflacher zu den Bürgern für Ravensburg noch 13 Sitze hat, hofft auf 15 bis 16 Mandate. Einige langjährige CDU-Stadträte scheiden aus Altersgründen allerdings aus: Peter Wagner und Werner Honold. Aus zeitlichen Gründen aufhören wird BredlGeschäftsführer Gerhard Gieseke. Alle übrigen CDU-Stadträte treten wieder an. Auf Listenplatz eins kandidiert übrigens eine Frau: Rechtsanwältin Antje Rommelspacher. Offiziell werden die Kandidaten bei Versammlungen der Ortsverbände nominiert und dann noch einmal abschließend vom Stadtverband am 13. März.
Bei den Grünen, mit elf Mitgliedern derzeit die zweitstärkste Fraktion, kandidieren alle jetzigen Stadträte wieder. Die Umweltpartei, die bundesweit gerade im Aufwind ist, will ihr Ergebnis mindestens halten oder verbessern. Sie hat ihre Kandidaten bereits in der vergangenen Woche nominiert. Darauf stehen nicht nur Sozialarbeiter, wie die politischen Gegner gerne lästern, sondern auch der Buchhändler Christof Paris (Ravensbuch), Rechtsanwalt Klaus Schulz oder Steuerberater Roland Frommlet.
Die „Bürger für Ravensburg“werden mit allen fünf Stadträten wieder antreten und haben sich außerdem Michael Lopez-Diaz geangelt, der bei der letzten Kommunalwahl Stimmenkönig der SPD war, bevor er die Fraktion gemeinsam mit Rainer Frank verließ und für den Rest der Amtsperiode die Unabhängige Liste aufmachte. Die BfR nominieren ihre Kandidaten am 28. Februar und versprechen laut Stadtrat Berthold Traub „eine recht interessante Liste“.
Zwei Tage zuvor benennen die Sozialdemokraten ihre Bewerber. Fraktionschefin Heike Engelhardt hofft kämpferisch auf „sechs Sitze plus“und bleibt trotz sinkender Umfragewerte der einstigen Volkspartei optimistisch. Die SPD hatte es nicht besonders leicht, ihre Listen zu füllen, und in den Ortschaften gebe es noch ein paar Lücken. „Das entspricht ein bisschen dem Zeitgeist: Wer will schon gerne zu den Verlierern gehören?“, fragt Engelhardt. Letztlich sei es aber doch gelungen, „begeisterte Sozialdemokraten“zu finden, „die die Zukunft mitgestalten wollen“. Die jetzigen vier Stadträte treten wieder an.
Linke tritt erstmals an
Fürchten muss die SPD, dass ihnen die Linke einige Stimmen abspenstig macht, die erstmals für den Ravensburger Gemeinderat antritt. Dort kandidieren Sieghorst Kuwertz, Lars Raible, Heiko Thamm und Volker Schmidt.
Nicht so leicht werden es vermutlich auch die Freien Wähler haben. Nachdem zur letzten Kommunalwahl 2014 schon der langjährige Fraktionsvorsitzende Werner Fricker ausgeschieden war, überlegt sich seine Nachfolgerin Margot Arnegger nun dasselbe. Arnegger war bis Redaktionsschluss allerdings nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Von der jetzigen VierMann-Fraktion würden folglich nur Geschäftsmann Jochen Fischinger und Landwirt Joachim Arnegger übrig bleiben. Letzterer hat aber vor allem in den Ortschaften einige Menschen zur Kandidatur für den Gemeinderat bewegen können, sodass die Liste der Freien Wähler, die Mitte März als letzte aufgestellt wird, wohl voll wird.
Für die FDP werden die beiden Stadträte Oliver Schneider und Thomas Gihring wieder antreten, ferner die Immobilienmakler Bernd Hochmann und Manfred Laub sowie Unternehmer Markus Waidmann. Auch die Tochter des langjährigen FDPFraktionsvorsitzenden Roland Dieterich, Anett Dieterich-Auerswald, die als Marketing-Chefin bei Bredl arbeitet, und Oliver Schneiders Ehefrau Manuela Garro Schneider sind auf der Liste vertreten, die am 7./8. März aufgestellt wird.
Erleichtert sind alle Parteien, dass die AfD nicht antritt. CDUChef August Schuler sagte: „Die hätten dem bürgerlichen Lager locker drei Sitze genommen, vielleicht auch mehr.“Von selbst aufgegeben hat Rentner Stefan Weinert, weil er nicht genug Kandidaten für seine Liste „Rave“gefunden hat: „Am Mittagstisch meckern, ja. Sich auf einer Liste ,Rave’ outen, nein.“
„Die hätten dem bürgerlichen Lager locker drei Sitze genommen, vielleicht auch mehr.“August Schuler (CDU) zur AfD, die nicht antritt