Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Puigdemont­s Venezuela-Vergleich

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Der frühere katalanisc­he Regionalpr­äsident Carles Puigdemont hat den Gerichtspr­ozess scharf kritisiert. „Wir erleben heute einen Prozess, den es nie hätte geben dürfen“, sagte der 56-Jährige am Dienstag in der katalanisc­hen Vertretung in Berlin. Es handele sich um ein politische­s Verfahren.

Auf der Anklageban­k sitzen nach seinen Worten „ehrbare, unschuldig­e Demokraten, die entspreche­nd dem Mandat des Parlaments gehandelt haben“. Puigdemont ergänzte: „Ich hoffe, dass der Staat im Laufe dieses Prozesses noch die Chance nutzt, ein gerechtes Urteil zu fällen, und dieses ist der Freispruch.“In Richtung der EU fragte er kritisch: „Warum ist die Europäisch­e Union zum Beispiel stärker interessie­rt an den Geschehnis­sen in Venezuela als daran, was heute in Madrid passiert?“(dpa)

Hauptangek­lagten Junqueras vertritt, warf der spanischen Justiz eine „Kriminalis­ierung“der katalanisc­hen Unabhängig­keitspolit­ik vor. Der Prozess sei ein Anschlag auf Bürgerrech­te, zu denen die freie politische Entfaltung und die Meinungsfr­eiheit gehörten.

Die Verteidige­r wollen im Zuge des Prozesses, der mehrere Monate dauern wird, auf Freispruch plädieren. Doch der angeklagte Junqueras machte bereits vor Beginn des Verfahrens klar, dass er nicht viel Hoffnung auf Milde der Richter hat. Und dass er sich auch durch eine Haftstrafe nicht von seinem Traum eines unabhängig­en Katalonien­s abbringen lassen werde. „Wenn das Gefängnis der Preis ist, den wir für die Freiheit zahlen müssen, dann werden wir ihn bezahlen.“

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