Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr antisemitische Übergriffe in Frankreich
PARIS (AFP) - Die französische Regierung schlägt wegen des Anstiegs antisemitischer Übergriffe Alarm: Das Innenministerium verzeichnete im vergangenen Jahr 541 Fälle – ein Anstieg um 74 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Jahr 2017. „Der Antisemitismus breitet sich aus wie ein Gift“, warnte Frankreichs Innenminister Christophe Castaner. Der jüdische Dachverband (Crif) forderte am Dienstag einen „Ruck“durch die Gesellschaft.
Laut französischem Innenministerium wurden im vergangenen Jahr gut 180 antisemitische „Taten“gezählt – darunter ein Mord – und knapp 360 „Drohungen“. Für landesweite Empörung sorgte im März 2018 die Ermordung der 85-jährigen Jüdin Mireille Knoll. Ihre von Messerstichen übersäte und teilweise verbrannte Leiche wurde in ihrer Pariser Sozialwohnung gefunden. Tatverdächtig ist unter anderem ein muslimischer Nachbar, dem die Ermittler Antisemitismus vorwerfen.
Regierungssprecher Benjamin Griveaux beschuldigte auch die Protestbewegung der „Gelbwesten“, eine Mitverantwortung zu tragen. In Paris waren am Wochenende mehrere antisemitische Schmierereien gefunden worden.