Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Was die GroKo zusammenhält
Die große Frage nach den Tagen der großkoalitionären Selbstbespiegelung lautet: Was macht das mit der Regierung? Auf den ersten Blick bereiten Union wie SPD sich auf die Zeit nach der Großen Koalition vor. Die CDU spielt eine Einwanderungspolitik durch, die die SPD nicht mittragen könnte. Die Sozialdemokraten entwerfen eine Sozialpolitik, bei der zumindest der Wirtschaftsflügel der Konservativen Schnappatmung bekommt.
Wer will, kann beides als klare Absage an das ungeliebte schwarz-rote Bündnis begreifen. Beflügelt wird diese Überlegung durch die Ankündigung der Regierungspartner, spätestens im Herbst die eigene Regierungsarbeit unter die Lupe zu nehmen und zu bewerten.
Gedanklich reizvoller hingegen ist die andere Interpretation der Vorgänge. Gerade die inhaltliche Profilierung der Koalitionäre macht demnach den Fortbestand des Regierungsbündnisses umso wahrscheinlicher. Je mehr sich beide Parteien profilieren können, so die Lesart, desto größer das eigene Selbstbewusstsein sowie die Bereitschaft am Bündnis festzuhalten.
Zu diesem Schluss kommt man aber nur bei einer besonnenen Betrachtung der Wirklichkeit. Die Frage ist, ob die SPD dazu noch in der Lage sein wird oder ob die interne Stimmung ins Panisch-Irrationale kippt – und die Partei in einen Bundestagswahlkampf treibt, dessen oberstes Ziel nur sein kann, in der Opposition zu landen.