Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
400 Grundschüler singen zu Liedern aus der Romantik
Im Juli sollen die Schüler beim Einhaldenfestival auf der Bühne stehen – Neun Grundschulen im Landkreis dabei
KREIS RAVENSBURG - 400 Grundschüler aus den zweiten und dritten Klassen befassen sich mit klassischer Musik, singen dazu und treten mit dem Frank-Schlichter-Jazzensemble beim Einhaldenfestival im Sommer auf. Das verbirgt sich vereinfacht gesagt hinter dem Musikprojekt „Sing Romantik“. Das Projekt mit der studierten Kirchenmusikerin und Musikpädagogin Friedhilde Trüün startet in diesem Jahr an neun Grundschulen im Landkreis Ravensburg. Mit dabei sind die Grundschulen in Altshausen, Aulendorf, Baienfurt, Baindt, Berg, Blitzenreute, Fronhofen, Horgenzell und Mochenwangen. Federführend organisiert wird „Sing Romantik“von der Musiklehrerin Christina Holweger an der Klosterwiesenschule in Baindt.
„Kinder kommen heute seltenst mit klassischer Musik in Berührung, und ich bin der Überzeugung, dass das, was wir in der Grundschule anlegen, bis ins Alter reicht“, sagt Christina Holweger. Zwar ist Klassik Thema in der Grundschule, doch wer nur hört und nicht selbst mitmacht, bei dem kommt weniger an. So hatte Friedhilde Trüün die Idee, klassische Musik mit Texten zu unterlegen. Mit dem Musiker Frank Schlichter hat sie ein Liederheft mit Liedern aus der Epoche der Romantik entwickelt.
In dem Heft, aus dem die Kinder dann singen werden, finden sich Stücke wie „Aus einer neuen Welt“von Antonin Dvorak, „Die Moldau“von Bedrich Smetana oder „Ungarischer Tanz“von Johannes Brahms. „Bei der Moldau geht es um die Moldau und beim Ungarischen Tanz beispielsweise um eine Liebesgeschichte“, erklärt Trüün. So bekämen die Kinder über den Text noch leichter einen Bezug zur Musik. Manche Texte sind aus der Feder von Frank Schlichter, andere Texte sind ausgesuchte Txte von Schriftstellern wie Clemens Brentano und Heinrich Heine, die ebenfalls in die Epoche der Romantik einzuordnen sind.
Regel: „Loben zieht nach oben“
Und das Projekt läuft so: In der vergangenen Woche sind die Musiklehrer der teilnehmenden Grundschulen von Friedhilde Trüün eingewiesen worden. Sie erklärte den Lehrern, wie sie sich die Umsetzung vorstellt und auf was es ihrer Meinung nach ankommt. „Ich sage den Lehrerinnen und Lehrern, dass sie mit dem Zauberblick arbeiten sollen. Immer strahlen, das motiviert zum Mitmachen. Und ganz wichtig ist die Regel: Loben zieht nach oben“, sagt Friedhilde Trüün.
Geübt wird in den Grundschulen im regulären Musikunterricht. Das Projekt erfülle auch die Kriterien für den Musikunterricht in der Grundschule, findet Lehrerin Christina Holweger. „Im Musikunterricht ist man eh relativ frei im Vergleich zu den Kernfächern. Aber bei ,Sing Romantik’ ist alles dabei: Es geht um Rhythmus, Singen, und wir nehmen natürlich auch die Komponisten und ihre Werke durch“, erklärt sie. Außerdem habe das Projekt auch einen Vorteil für Kinder mit Migrationshintergrund, die noch Probleme mit der deutschen Sprache haben. „Der Zugang zur Sprache geht auch über die Musik. Und Rhythmus ist sowohl in der Musik als auch in der Sprache wichtig“, so Holweger.
Musikalisch begleitet wird „Sing Romantik“vom Frank-SchlichterJazzensemble, bei dem auch der aus Fronhofen stammende Jazzmusiker Veith Hübner mitwirkt. Er ist auch Organisator des Einhaldenfestivals. „Ich hatte dann die Idee, das Projekt in das Einhaldenfestival einzubinden“, erklärt Hübner. Seit Jahren begleitet er schon das Projekt von Friedhilde Trüün. Beide kennen sich von der „Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg“in Ochsenhausen. „Jedes Mal bin ich fertig, wenn die Schüler zusammen auf der Bühne stehen und wie das alles funktioniert“, sagt Hübner.
„Sing Romantik“ist nicht das erste Singprojekt für Grundschüler von Friedhilde Trüün. Gestartet ist sie mit „Sing Bach“, bei dem es um Stücke von Johann Sebastian Bach ging. Mit ihren Projekten ist Trüün in ganz Deutschland und der Schweiz unterwegs. Im Beethoven-Jahr 2020 soll „Sing Beethoven“folgen. Das Projekt ist aufgrund von Geldern von Sponsoren in der Regel kostenfrei, sagt Trüün.
Am Freitag, 26. Juli, findet die Generalprobe für den Schülerauftritt statt, bei der alle Schüler zum ersten Mal aufeinandertreffen. Der Auftritt selbst ist dann am Samstag, 27. Juli, um 11 Uhr.