Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jung und Alt in Ravensburg
Blumen kaufen, Ausgehen, Heiraten oder Gottesdienst besuchen: Was in Ravensburg gefragt ist und was nicht
Junge Erwachsene leben im Zentrum, Familien bevorzugen Ortschaften.
RAVENSBURG - Nicht nur der Einzelhandel, auch die Kirche bietet am Valentinstag besondere Aktionen für Paare an. Der Tag der Liebe findet in der Ravensburger Gastronomie allerdings kaum statt, und auch Heiraten ist nicht besonders gefragt.
Am Tag der Liebe ist für Blumengeschäfte Großkampftag. Dann gehen besonders viele Rosensträuße über den Ladentisch. Ursula Brugger, Inhaberin des Blumenladens „Grün am Turm“, bestätigt, dass dieser Tag für sie „superwichtig“sei. Drei Mitarbeiter stünden deshalb zusätzlich bereit.
Daniel Barth von der gleichnamigen Ravensburger Gärtnerei schätzt, dass er am 14. Februar etwa zwei Prozent seines Jahresumsatzes mache. EinenTeil davon machten Bestellungen über das Internet aus. Dennoch seien statt der sonst drei Vollzeitstellen an diesem Tag fünf volle Stellen besetzt – Teilzeitkräfte eingerechnet.
Besonders beliebt sind bei Valentinskäufern laut Barth ganz klassisch rote Rosen – ob als Strauß gebunden oder einzeln. Auch die Farben Pink und Rosa kämen als Teil eines Valentinstagsgebindes gerne zum Einsatz. Besonders auffällig : „Es gibt am Valentinstag wenig Vorbestellungen und dafür überwiegend Spontankäufe – ganz im Gegensatz zu Feiertagen wie zum Beispiel Weihnachten.“Als möglichen Grund dafür sieht er die Tatsache, dass zu seinen Valentinskunden überwiegend Männer gehören.
Frühstücken und dinieren
Auch die Gastronomie hat den Tag der Liebe für sich entdeckt – allerdings nur vereinzelt. So bietet das Restaurant Bärengarten seit Jahren ein Valentinstags-Candel-Light-Dinner an. Für ihr Geld bekommen Verliebte ein dreigängiges Menü, dazu ist der Tisch romantisch dekoriert, das Restaurant mit Kerzen beleuchtet. Das kommt offenbar gut an: „Der erste Termin ist grundsätzlich immer voll, weshalb wir am Wochenende auch noch einen zweiten Termin anbieten“, so ein Marketingsprecher des Bärengartens.
Besondere Angebote dieser Art seien wichtig, findet er: „In Ravensburg muss man sich schon bemühen. Wir liegen ja nicht direkt im Stadtkern, sondern ein wenig exponiert.“
Das Café Glücklich liegt zwar in der Altstadt, doch dessen Inhaberin ist ähnlicher Meinung. „In der Gastronomie müssen wir definitiv umdenken und den Gästen besondere Aktionen bieten, damit sie immer wieder etwas Neues entdecken können“, sagt Stefanie Leiter. Ihr Valentinstags-Frühstück gibt es bereits seit seit fünf Jahren. Gäste erwartet „alles rund um das Thema Herz“– so sind zum Beispiel Eier mit Herzen bemalt, Melonen werden in Herzform serviert, und auch der Tisch ist entsprechend dekoriert.
Angebot ohne Kommerz
Als Datum für die Besiegelung der Liebe durch die Hochzeit fällt der Valentinstag allerdings durch: Die Ravensburger Standesbeamten haben in den vergangenen beiden Jahren am 14. Februar keine Ehen geschlossen. Dieses Jahr findet an diesem Tag eine Trauung statt. „Die hängt aber nicht mit diesem Datum zusammen“, hat der städtische Pressesprecher Alfred Oswald von der Leiterin des Standesamtes erfahren. Viel beliebter seien die Schnapszahltage, in diesem Jahr etwa der 9.9.2019 – „damit sich die Männer den Hochzeitstag besser merken können“, sagt Oswald und lacht.
Seit etwa 15 Jahren gibt es in der katholischen Kirche St. Christina am Valentinstag ein Angebot ohne Kommerz: einen Segnungsgottesdienst (18.30 Uhr). Im vergangenen Jahr haben rund 75 Paare teilgenommen, wie Pastoralreferent Hermann Schoch sagt. Viele von ihnen kehren dafür an den Ort zurück, an dem sie geheiratet haben. Im Lauf des Gottesdienstes können sie für die persönliche Segnung nach vorne kommen, wo ihnen die Stola um die Hände gelegt wird wie bei der kirchlichen Trauung. Es gehe um Zuspruch für die Partnerschaft, die vielen Paaren guttue, sagt Schoch. Er habe fast 40 Jahre in der Ehe- und Familien-Seelsorge gearbeitet und wisse, dass es nicht selbstverständlich sei, dass eine Ehe „gut geht“. Er wolle die Paare bei dem Gottesdienst zur Dankbarkeit ermutigen.
Diakon Michael Wielath gestaltet die Feier mit – für ihn eine Art Auffrischung der Ehe. Sich gegenseitig beschenken oder zum Dinner gehen, könnten die Paare auch nach dem Gottesdienst, findet er. „Aber das ist ein anderer Anfang des Abends.“Außer befreundeten, verlobten und verheirateten Paaren sei auch schon mal ein einsamer Mann gekommen, erzählt Wielath. „Seine Frau war verstorben, aber er sagte, er fühle sich ihr verbunden und wolle sich trotzdem segnen lassen.“
Was Menschen aus der Region vom Valentinstag halten, sehen Sie in der Video-Umfrage unter valentins/rv