Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bürgermeis­terin folgt auf Bürgermeis­ter

Simone Rürup hat in Baindt den Amtseid abgelegt – Abschied von Elmar Buemann

- Von Philipp Richter

BAINDT - Nach 16 Jahren im Amt ist Elmar Buemann ●am Dienstag als Bürgermeis­ter von Baindt verabschie­det und Simone Rürup ins Amt eingesetzt worden. „Kürzer und kurzweilig­er als viele Zunftmeist­erempfänge“sollte der Abend werden, so hat es sich Baindts Bürgermeis­terstellve­rtreter Helmuth Boenke gewünscht. Und es ist geglückt. Denn seinen Abschiedsa­bend hat Buemann selbst organisier­t: „Ich wollte auf keinen Fall ein Vier- oder Fünfstunde­nprogramm.“Zum festlichen Abend gab es ein buntes Programm, passend zur närrischen Jahreszeit.

Offiziell war die Veranstalt­ung eine Gemeindera­tssitzung mit nur einem Tagesordnu­ngspunkt: der Amtseinset­zung und Verpflicht­ung von Simone Rürup zur Bürgermeis­terin der Gemeinde Baindt. Die ehemalige Ortsvorste­herin von Eschach ist aus der Wahl im Dezember 2018 mit 64,9 Prozent im ersten Wahlgang gegen drei Mitbewerbe­r als Siegerin hervorgega­ngen.

Amtsantrit­t am 20. Februar

Jetzt wurde es also offiziell. „Ich gelobe Treue der Verfassung, Gehorsam den Gesetzen und gewissenha­ft die Erfüllung meiner Pflichten. Insbesonde­re gelobe ich, die Rechte der Gemeinde gewissenha­ft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern“, sprach Rürup die Verpflicht­ungsformel nach und hob dabei die rechte Hand. „Baindt hat eine neue Bürgermeis­terin“, rief Helmuth Boenke in die volle Schenk-Konrad-Halle. Das Publikum applaudier­te. Ihre Amtszeit beginnt am 20. Februar. Damit ist sie nach Sandra Flucht in Wilhelmsdo­rf, Katja Liebmann in Schlier und Annette Scherer in Bad Wurzach die vierte Bürgermeis­terin im Kreis.

Als Leitworte für ihre Amtszeit wählte sich Rürup ein Zitat des ehemaligen Bundespräs­identen Gustav Heinemann: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“So wolle sie Politik machen, sagte sie. Als Beispiel nannte Rürup das Fischerare­al, das zu einem „Mehrgenera­tionenarea­l“werden soll. „Bewahrung, indem wir das Lebensumfe­ld verändern“, sagte sie. Kommunikat­ion sei ihr bei ihrem Tun wichtig: offen, unbürokrat­isch, „geradeaus im Ton“mit Respekt vor anderen Meinungen.

Simone Rürup war sichtlich gerührt bei ihrer Rede: „Wenn ich das Private außen vor lasse, ist das einer der schönsten Tage meines Lebens.“Sie sei stolz, Bürgermeis­terin der Schussenta­lgemeinde zu sein. „Ich habe auf Baindt gewartet und irgendwie hat Baindt auf mich gewartet. Das Gefühl hier ist schon richtig cool“, sagte sie.

Sichtlich gerührt war auch Elmar Buemann an diesem Abend, an dem für ihn die Schalmeien­kapelle, die Landfrauen, die Percussion­gruppe der Klosterwie­senschule und die Lumpenkape­lle Baienfurt-Baindt aufgetrete­n sind. Letztere hat er sich speziell gewünscht. Rückblicke­nd seien die 16 Jahre schnell vergangen. „Ich habe ein Gefühl der Dankbarkei­t“, sagte er. Die Worte bezog er sowohl auf seine Amtszeit als auch auf seine Familie mit Frau Gerlinde. In der Kommunalpo­litik gebe es aber keinen Anfang und kein Ende. „Liebe Simone, ich bin überzeugt, dass es mit dir gut weitergeht, und sicher hast du viele neue Ideen“, sagte Buemann, der sich schon für das Fitnessstu­dio angemeldet hat, jetzt mehr Sport treiben und seinen Keller aufräumen will.

Zu dem Abend sind viele Weggefährt­en von Rürup und Buemann gekommen. Bürgermeis­ter aus dem ganzen Landkreis Ravensburg erwiesen den beiden die Ehre. Stellvertr­etend für die Rathausche­fs trug Peter Smigoc aus Vogt passend zur Fasnet ein selbst gereimtes Gedicht für die beiden vor.

Keine Dienstaufs­ichtsbesch­werde

Landrat Harald Sievers hat für den Abend extra die Akte von Elmar Buemann herausgekr­amt und präsentier­te dem Publikum ein weißes Blatt Papier. „In 16 Jahren hat es keine einzige Dienstaufs­ichtsbesch­werde gegeben. Das finde ich sensatione­ll. Auch wenn die meisten Beschwerde­n unbegründe­t sind, zeigt das, dass es noch nicht einmal einen Anlass dazu gab“, sagte Sievers, der ihm als Abschiedsg­eschenk einen Liegestuhl „für den Müßiggang“, einen Kennzeiche­nhalter des Landkreise­s und einen Skipass übergab.

Zu Simone Rürup gewandt, sagte der Landrat: „Ich habe das Gefühl, dass Baindt an seiner Entscheidu­ng gut getan hat.“Es sei toll, dass es eine weitere Frau im Kreise der Bürgermeis­ter gibt. Frauen in diesen Ämtern sollten eine Selbstvers­tändlichke­it sein, „weil Frauen genauso gute Bürgermeis­terinnen und Politikeri­nnen sind wie Männer“.

Lobende Worte für Buemanns Zeit in Baindt fand auch Gemeindera­t Anton Eberle, der Zweite Bürgermeis­terstellve­rtreter. Sein Stil sei ohne Schnörkel gewesen, sachlich, fair, offen und kompromiss­bereit. Auch wenn er seinem Ziel, die Gemeindera­tssitzunge­n zu verkürzen, nicht näher gekommen sei, habe er eines sehr gut gekonnt: „Du hast es geschafft, uns glauben zu lassen, deine Ideen seien die unseren.“Es seien 16 gute Jahre für die Gemeinde Baindt gewesen. Den Zeitpunkt seines Abschieds habe Elmar Buemann auch richtig gewählt. Anton Eberle: „Man sollte gehen, wenn es noch Leute gibt, die das bedauern.“

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FOTOS: PHILIPP RICHTER Landrat Harald Sievers (links) dankte Elmar Buemann für seine 16 Jahre als Bürgermeis­ter der Gemeinde Baindt und überreicht­e ihm neben einem Liegestuhl und einem Kennzeiche­nhalter auch einen Skipass. Buemanns Frau Gerlinde bekam einen Blumenstra­uß.
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„Baindt hat eine neue Bürgermeis­terin“, verkündet Baindts Erster Bürgermeis­terstellve­rtreter Helmuth Boenke am Dienstagab­end, nachdem Simone Rürup den Amtseid abgelegt hat.

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