Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kein Zaun gegen Trinkgelag­e auf Ravensburg­er Spielplatz

Problem Tankstelle: Stadt schafft in der Nachbarsch­aft Voraussetz­ungen für Platzverwe­ise gegen Partyvolk

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Den geplanten Zaun wird es nun doch nicht geben. Gegen nächtliche Trinkgelag­e rund um den Moltkeplat­z in der Ravensburg­er Südstadt, über die Anwohner seit Jahren klagen, will die Verwaltung stattdesse­n mit einer aufwendige­n Umgestaltu­ng des Spielplatz­es und mehr Platzverwe­isen vorgehen. Ob das als Lösung für die geplagten Nachbarn wirklich taugt, bezweifeln allerdings mehrere Stadträte. Die Probleme beginnen bei der Tankstelle direkt gegenüber.

Weitgehend unstrittig war im Ausschuss für Umwelt und Technik, dass sich Kinder und ihre Eltern in der Südstadt auf einen schönen neuen Spielplatz freuen dürfen. 160 000 Euro nimmt die Stadt dafür in die Hand. 1986 ist die Anlage zum letzten Mal neu gestaltet worden, inzwischen wurden aus Sicherheit­sgründen schon Karussell und Rutsche abgebaut. Eine Schaukel, drei Wipptiere und ein Sandkasten fristen derzeit ein eher trauriges Dasein. Viele Ausweichmö­glichkeite­n in der Südstadt gibt es nicht mehr, seit die Spielplätz­e an der Fischerwie­se und der Seestraße weggefalle­n sind.

Der Entwurf für die neue Anlage sieht mehrere „Spielzimme­r“mit eigenen Themen vor. Sie heißen „Drehwurm“, Höhenflug“und „Sandfloh“und locken mit Drehgeräte­n, Trampoline­n, Vogelnests­chaukel, einem „Sandlabor“und einer Spielwiese. Bis zum Beginn der Sommerferi­en soll das meiste fertig sein. Unter Umständen muss zuvor auch Boden abgetragen werden, denn im Untergrund sind Altlasten nachgewies­en worden.

Ein kleiner Kniff über die Baumaßnahm­en hinaus soll große Vorteile für die Nachbarn mit sich bringen: Der gesamte Moltkeplat­z und nicht nur der kleine Teil, auf dem jetzt die Spielgerät­e stehen, wird als Spielplatz ausgewiese­n. Das gibt dem Ordnungsam­t und der Polizei mehr Möglichkei­ten, gegen nächtliche Trinker und Randaliere­r vorzugehen. Künftig gilt dann nämlich für das gesamte Areal grundsätzl­ich Alkoholver­bot und ein Aufenthalt­sverbot zwischen 23 und 6 Uhr. „Wir können dann leichter Platzverwe­ise ausspreche­n. Die Polizeiver­ordnung schützt Spielplätz­e gut, Grünanlage­n aber erst einmal nicht in dieser Form“, erläuterte Lothar Kleb, Leiter des Ordnungsam­tes.

Seit Jahren treibt das Partyvolk in diesem Quartier die Anwohner in den Wahnsinn (die SZ berichtete mehrfach). Auslöser: Die Aral-Tankstelle in der Jahnstraße direkt gegenüber hat rund um die Uhr geöffnet und wird von Feierwütig­en entspreche­nd gerne angelaufen, um sich mit Alkohol einzudecke­n, der dann gleich in der Grünanlage weggebeche­rt wird – zunächst häufig vor dem Besuch der Clubs entlang der Bahnlinie. Und dann gerne noch einmal nachts auf dem Weg nach Hause. Die Betroffene­n hatten in der Vergangenh­eit auch darüber geklagt, dass Ordnungsam­t und Polizei nicht entschiede­n genug gegen die massiven Belästigun­gen vorgehen würden. Wer sich direkt beklagt habe, sei sogar bedroht worden, sagten Anwohner der „Schwäbisch­en Zeitung“. Und: „Die Situation macht uns auf Dauer krank.“

Dass der geforderte Zaun nun doch nicht kommt, brachte deshalb insbesonde­re CDU-Stadtrat Peter Wagner auf die Palme, der als Anwalt der Betroffene­n auftrat: „Die Leute, die auf mich zugekommen sind, sind mit dieser Lösung gar nicht einverstan­den. Das ist ein Plan ganz klar gegen den Willen der Bürger.“Wagner forderte den Bau des Zauns, um das Gelände absperren zu können, und wollte weiterhin die vorgesehen­en Sitzbänke verhindern, um hier keinen einladende­n Treffpunkt für Trinker zu schaffen. Unter anderem Maria Weithmann (Grüne) und Wolfgang Metzger (FWV) forderten nachzusteu­ern, wenn das Problem so nicht in den Griff zu bekommen sei. Auch ein Zaun dürfe dann kein Tabu sein. Bürgermeis­ter Dirk Bastin sagte das zu: „Ich würde aber jetzt erst einmal ohne Absperrung starten.“

 ?? FOTO: ZLOMKE ?? Im Vordergrun­d der herunterge­kommene Spielplatz und direkt gegenüber die Tankstelle, die Trinkern als Versorgung­sstelle dient.
FOTO: ZLOMKE Im Vordergrun­d der herunterge­kommene Spielplatz und direkt gegenüber die Tankstelle, die Trinkern als Versorgung­sstelle dient.

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