Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kein Zaun gegen Trinkgelage auf Ravensburger Spielplatz
Problem Tankstelle: Stadt schafft in der Nachbarschaft Voraussetzungen für Platzverweise gegen Partyvolk
RAVENSBURG - Den geplanten Zaun wird es nun doch nicht geben. Gegen nächtliche Trinkgelage rund um den Moltkeplatz in der Ravensburger Südstadt, über die Anwohner seit Jahren klagen, will die Verwaltung stattdessen mit einer aufwendigen Umgestaltung des Spielplatzes und mehr Platzverweisen vorgehen. Ob das als Lösung für die geplagten Nachbarn wirklich taugt, bezweifeln allerdings mehrere Stadträte. Die Probleme beginnen bei der Tankstelle direkt gegenüber.
Weitgehend unstrittig war im Ausschuss für Umwelt und Technik, dass sich Kinder und ihre Eltern in der Südstadt auf einen schönen neuen Spielplatz freuen dürfen. 160 000 Euro nimmt die Stadt dafür in die Hand. 1986 ist die Anlage zum letzten Mal neu gestaltet worden, inzwischen wurden aus Sicherheitsgründen schon Karussell und Rutsche abgebaut. Eine Schaukel, drei Wipptiere und ein Sandkasten fristen derzeit ein eher trauriges Dasein. Viele Ausweichmöglichkeiten in der Südstadt gibt es nicht mehr, seit die Spielplätze an der Fischerwiese und der Seestraße weggefallen sind.
Der Entwurf für die neue Anlage sieht mehrere „Spielzimmer“mit eigenen Themen vor. Sie heißen „Drehwurm“, Höhenflug“und „Sandfloh“und locken mit Drehgeräten, Trampolinen, Vogelnestschaukel, einem „Sandlabor“und einer Spielwiese. Bis zum Beginn der Sommerferien soll das meiste fertig sein. Unter Umständen muss zuvor auch Boden abgetragen werden, denn im Untergrund sind Altlasten nachgewiesen worden.
Ein kleiner Kniff über die Baumaßnahmen hinaus soll große Vorteile für die Nachbarn mit sich bringen: Der gesamte Moltkeplatz und nicht nur der kleine Teil, auf dem jetzt die Spielgeräte stehen, wird als Spielplatz ausgewiesen. Das gibt dem Ordnungsamt und der Polizei mehr Möglichkeiten, gegen nächtliche Trinker und Randalierer vorzugehen. Künftig gilt dann nämlich für das gesamte Areal grundsätzlich Alkoholverbot und ein Aufenthaltsverbot zwischen 23 und 6 Uhr. „Wir können dann leichter Platzverweise aussprechen. Die Polizeiverordnung schützt Spielplätze gut, Grünanlagen aber erst einmal nicht in dieser Form“, erläuterte Lothar Kleb, Leiter des Ordnungsamtes.
Seit Jahren treibt das Partyvolk in diesem Quartier die Anwohner in den Wahnsinn (die SZ berichtete mehrfach). Auslöser: Die Aral-Tankstelle in der Jahnstraße direkt gegenüber hat rund um die Uhr geöffnet und wird von Feierwütigen entsprechend gerne angelaufen, um sich mit Alkohol einzudecken, der dann gleich in der Grünanlage weggebechert wird – zunächst häufig vor dem Besuch der Clubs entlang der Bahnlinie. Und dann gerne noch einmal nachts auf dem Weg nach Hause. Die Betroffenen hatten in der Vergangenheit auch darüber geklagt, dass Ordnungsamt und Polizei nicht entschieden genug gegen die massiven Belästigungen vorgehen würden. Wer sich direkt beklagt habe, sei sogar bedroht worden, sagten Anwohner der „Schwäbischen Zeitung“. Und: „Die Situation macht uns auf Dauer krank.“
Dass der geforderte Zaun nun doch nicht kommt, brachte deshalb insbesondere CDU-Stadtrat Peter Wagner auf die Palme, der als Anwalt der Betroffenen auftrat: „Die Leute, die auf mich zugekommen sind, sind mit dieser Lösung gar nicht einverstanden. Das ist ein Plan ganz klar gegen den Willen der Bürger.“Wagner forderte den Bau des Zauns, um das Gelände absperren zu können, und wollte weiterhin die vorgesehenen Sitzbänke verhindern, um hier keinen einladenden Treffpunkt für Trinker zu schaffen. Unter anderem Maria Weithmann (Grüne) und Wolfgang Metzger (FWV) forderten nachzusteuern, wenn das Problem so nicht in den Griff zu bekommen sei. Auch ein Zaun dürfe dann kein Tabu sein. Bürgermeister Dirk Bastin sagte das zu: „Ich würde aber jetzt erst einmal ohne Absperrung starten.“