Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baden-Württemberg will Schädel zurückgeben
Überreste sollen in Australien beerdigt werden
STUTTGART (dpa) - Um 1900 herum gelangten Schädel indigener Australier angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken nach Europa. Auch nach Württemberg und Baden. Nun hat das Land Baden-Württemberg bekannt gegeben, dass es im April zehn menschliche Schädel an Australien zurückgeben möchte.
Zwei Schädel liegen im Stuttgarter Linden-Museum, acht Schädel in der Universität Freiburg. „Wir sehen uns in der Verantwortung, angemessen mit den menschlichen Überresten umzugehen und sie zurückzugeben, damit sie beerdigt werden können“, sagte Staatssekretärin Petra Olschowski.
Die „Stuttgarter Nachrichten“hatten am Montag über die Rückgabe berichtet. Der Zeitung zufolge wurden die Schädel im 19. Jahrhundert für die „Rassenforschung“von Forschern aus dem Südwesten gekauft. In der Regel seien dafür die Gräber australischer Ureinwohner geplündert worden. Viele Schädel seien nach Angaben des Ministeriums im Zusammenhang mit der „Rassenforschung“ oder der „Rassenkunde“in die medizinischen Sammlungen und Völkerkundemuseen gelangt. Der Anthropologe Alexander Ecker (1816-1887) hatte in Freiburg eine Sammlung aus menschlichen Überresten zusammengestellt.
Erste Anfrage schon 2007
Bereits im Jahr 2007 habe Australien um eine Rückgabe der zehn Schädel gebeten. Damals habe man sich entschieden, zunächst mit aufwendigen DNA-Tests die genaue Herkunft der menschlichen Überreste zu untersuchen. Seit dem Frühjahr 2016 liegt das Ergebnis vor: „Es handelt sich mit allergrößter Wahrscheinlichkeit um Schädel aus Australien.“Die auf die konkreten Schädel bezogenen offiziellen Rückgabeersuchen der australischen Botschaft seien dem Ministerium im März 2018 zugegangen.
Für die Übergabe reist im April eine australische Delegation nach Stuttgart. Ihr sollen neben Vertretern der australischen Behörden wohl auch Vertreter der Aborigines angehören.