Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Norovirus flaut ab – Influenza noch nicht ausgestanden
Mit 151 Fällen liegt die Zahl der Norovirus-Erkrankungen im Kreis Ravensburg höher als im vergangenen Jahr
RAVENSBURG - Er macht Bauchweh, führt oft ganz plötzlich zu Erbrechen und Durchfall – und hat im Kreis Ravensburg schon in den ersten zwei Monaten des Jahres ordentlich zugeschlagen: der Norovirus. 151 Menschen haben sich laut Fallzahlen des Kreis-Gesundheitsamtes bis einschließlich 1. März die Krankheit, die früher Magen-Darm-Grippe oder Brechdurchfall hieß, zugezogen – im ganzen Jahr 2018 waren es lediglich 164 gewesen. Dafür schaut es mit der Influenza 2019 mit 272 Patienten (bis einschließlich 1. März) bislang „unauffälliger“aus als im vergangenen Jahr, wie Gesundheitsamtsleiter Michael Föll mitteilt: 2018 waren dem Gesundheitsamt insgesamt 811 Influenza-Fälle gemeldet worden.
Schon zehn Noroviren genügen, um jemanden krank zu machen. Meist werden sie beim direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen, beispielsweise beim Händeschütteln. Man kann sie sich auch über eine häufig berührte Türklinke, über Lebensmittel oder die Tröpfchen einfangen, die beim Erbrechen in die Umgebung gelangen. Das passiert besonders häufig in Krankenhäusern, Reha-Kliniken, Schulen, Kindergärten oder anderen Einrichtungen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind. Oft werden die Viren dort auch „von außen eingetragen“, wie Föll weiß. Wenn es dann jemandem etwa im Speisesaal von einer Sekunde auf die andere dermaßen schlecht wird, dass er unkontrolliert spucken muss, hat er dadurch flugs zwei Dutzend andere Leute angesteckt. „Das ist 2019 ein paar Mal passiert“, sagt Föll im Hinblick auf den Reha- und Klinik-Sektor. Laut Infektionsschutzgesetz besteht bei Noroviren seit 2001 eine Meldepflicht beim Gesundheitsamt.
Ansteckung kann man nicht völlig vermeiden
Einen Vorwurf macht Föll freilich niemandem, weiß der Leiter des Gesundheitsamtes doch, dass man die Ansteckung „bei aller Vorsicht nicht total vermeiden kann“. Zumal es keine Impfung dagegen gibt. Hat einen der Norovirus erwischt, ist der Spuk zwar in aller Regel nach ein paar Tagen wieder vorbei, die Kranken können aber noch mindestens zwei Tage nach Abklingen der Symptome ansteckend sein. Weil sich die fiesen Viren auch in Handtüchern, auf Wasserhähnen oder Toilettensitzen aufhalten, ist Hygiene oberstes Gebot. Idealerweise vermeiden die Kranken direkten Kontakt zu allen anderen Menschen und gehen frühestens zwei Tage nach Abklingen der Symptome wieder zur Arbeit oder in die Schule. Die Pflegenden wiederum sollten sich nach dem Aufeinandertreffen mit den Patienten jeweils gründlich die Hände waschen oder desinfizieren oder auf Einmalhandschuhe zurückgreifen. Bettzeug, Handtücher und Kleidung des Patienten sollten ebenfalls bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.
Die „Hochphase“in Sachen Noroviren datiert Föll im Landkreis Ravensburg auf Ende Januar 2019, inzwischen sei das Ganze wieder abgeflaut. Kritisch könne eine Erkrankung lediglich für Säuglinge oder ältere Menschen werden – wenn diese dadurch nämlich zu viel Flüssigkeit verlieren. In der Regel „geht es einem, nachdem die Viruserkrankung kurz und heftig zugeschlagen hat, aber zügig wieder besser“, weiß Föll.
Das schaut ganz anders aus, wenn man an Influenza erkrankt: Hier kann man durchaus zwei Wochen darnieder liegen. Bislang liegen die Patientenzahlen unter denen des Vorjahres: Bis einschließlich 1. März waren es im Landkreis Ravensburg 272 Fälle – im gesamten Jahr 2018 hat das Landratsamt 811 Fälle der Virusgrippe registriert. Angefangen hatte die „Saison“bereits im Dezember 2017, ihren Höhepunkt erreichte sie dann in der Kalenderwoche 10 des Jahres 2018. Weil die Influenza-Welle heuer später angerollt ist, rechnet Föll damit, „dass der Peak in der Grippesaison 2018/19 vermutlich in Kalenderwoche 12 erreicht ist, und die Fälle dann wieder steil abfallen“. Auch seine Stellvertreterin Simone Meiners geht davon aus, dass es mit der Influenza dieses Jahr „noch nicht ganz vorbei ist“. Allerdings litten die meisten, die momentan krank werden, nicht unter Influenza, sondern an einem eher harmlosen, lediglich zwei bis drei Tage dauernden grippalen Infekt.
Im Gegensatz zum Norovirus sei Influenza „deutlich problematischer“, sprich gefährlicher – insbesondere für Senioren oder Säuglinge, zumal dann, wenn sich noch eine Lungenentzündung „obendrauf setzt“(Föll). Überdies ziehen sich die Symptome – Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, oft Husten und ein schweres Krankheitsgefühl, „bei dem manche fast den kleinen Finger nicht mehr heben können“, wie Föll sagt –, häufig bis zu 14 Tagen.
Dafür kann man sich gegen Influenza impfen lassen – was zwar „relativ gut verträglich“sei, die Wahrscheinlichkeit, an der Grippe zu erkranken, aber lediglich um zwei Drittel senke, so Föll. Da die Viren sehr wandlungsfähig seien, erwische eine Impfung sie oft nicht. Nun sei es dafür aber ohnehin zu spät, stellt der Mediziner klar. In der Regel zirkuliere Influenza alljährlich „weltweit in unterschiedlichen Formen“, wobei sie meist von Asien aus rund um den Globus rolle.