Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Innovative Wohnformen und Bio-Einkaufsfü­hrer

Horgenzell­er Bürgerbete­iligung startet ins neue Jahr

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL - Die einen planen eine Dorfputzet­e, die anderen gründen eine E-Mountainbi­ke-Gruppe, die nächsten wünschen sich einen Dorfladen und wieder andere reaktivier­en alte Wanderwege: In bisher 14 Arbeitskre­isen haben die Horgenzell­er Bürger bereits jede Menge Ideen entwickelt und Projekte angepackt. Und es kommen immer noch weitere Arbeitskre­ise zur Bürgerbete­iligung dazu. Zu ihrer Unterstütz­ung hat der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung ein spezielles Budget beschlosse­n.

Schwerpunk­t der Horgenzell­er Bürgerbete­iligung ist offenbar die „Nordgemein­de“mit den Teilorten Hasenweile­r und Zogenweile­r. Der Arbeitskre­is „Wir für uns und Dorfentwic­klung Hasenweile­r“hat bereits einen Weihnachts­markt sowie einen Vortragsna­chmittag über innovative Wohnformen für Jung und Alt veranstalt­et. Die Gruppe „Hasenweile­r See“arbeitet an einem Konzept, das Naherholun­g, Naturschut­z und Geselligke­it vereint, berichtet Josefine Münst, im Rathaus zuständig für die Bürgerbete­iligung. Eine dritte Gruppe in Hasenweile­r befasst sich mit den Wanderwege­n rund um die Ortschaft.

Los geht es mit einer Dorfputzet­e

Die Gruppe „Wandern-Natur-Erholung in Zogenweile­r“will den Zusammenha­lt der Einwohner fördern und zugleich einen Mehrwert für die Umwelt schaffen. Sie hat sich vorgenomme­n, erst mal mit kleinen Aktionen zu starten, sagt Münst. Den Anfang machen soll eine Dorfputzet­e mit anschließe­ndem Hock im Backhäusle Ringgenwei­ler. Der Arbeitskre­is „Dorfentwic­klung Zogenweile­r“sucht nach Nutzungsmö­glichkeite­n für den leer stehenden Gasthof und das BAG-Gebäude.

Für die Dorfentwic­klung in Zogenweile­r und Hasenweile­r hat die Gemeinde Horgenzell bei SPES das zusätzlich­e Modul „Bedarfsana­lyse“für 6000 Euro gebucht. SPES steht für Studienges­ellschaft für Projekte zur Erneuerung der Strukturen. Nach dem Konzept „Lebensqual­ität durch Nähe“haben die Leute von SPES bereits in vielen Gemeinden Bürgerbete­iligungen umgesetzt. In Horgenzell werden sie den moderierte­n Prozess voraussich­tlich über zwei Jahre begleiten.

Die Gemeinde Horgenzell hat für das Konzept beim Ideenwettb­ewerb „Quartier 2020 – gemeinsam gestalten“des Landesmini­steriums für Soziales und Integratio­n 80 000 Euro Preisgeld gewonnen. Dieses Geld fließt seit dem vergangene­n Jahr in die Bürgerbete­iligung. Zurück zu den Horgenzell­er Arbeitskre­isen: Ebenfalls zur „Nordgemein­de“zählen die Gruppen „Dorfentwic­klung Ringgenwei­ler“und „Themen für Danketswei­ler“. In beiden Ortschafte­n geht es zum Beispiel darum, wie die alten Schulen künftig genutzt werden können.

Fußwege sollen begehbar gemacht werden

In der „Südgemeind­e“engagiert sich die Ortschaft Kappel bei der Bürgerbete­iligung. Der Arbeitskre­is „Wanderweg in den Urbanstobe­l“will zugewachse­ne Fußwege wieder begehbar machen. Dafür haben die Mitglieder ein Konzept erstellt, welche Maßnahmen erforderli­ch sind und welches Material sie brauchen. Offenbar hat es sich als schwierig erwiesen, geeignetes Holz zur Befestigun­g von Treppenstu­fen zu finanziere­n.

Für solche Materialbe­schaffunge­n sollte die Gemeinde ein spezielles Budget einrichten, fordert Gemeindera­t Roland Hund. Dann könne die Finanzieru­ng auf kurzen Wegen geregelt werden. Auch sein Ratskolleg­e Ulrich Mayr betont, dass solcher Elan nicht gebremst werden dürfe. Mit ihrer Forderung nach einem Budget rennen die beiden im Gemeindera­t offene Türen ein.

Gemeindewe­it aktiv sind nach Münsts Bericht fünf weitere Arbeitskre­ise: Einer davon setzt sich ein für einen wöchentlic­hen Senioren-Mittagstis­ch. Da sei aber noch viel ungeklärt. Ebenfalls noch in den Startlöche­rn steckt nach Münsts Worten die Gruppe „Ökologisch­e Genussregi­on“. Sie will einen Bio-Einkaufsfü­hrer für die Gemeinde auf die Beine stellen. Ein Arbeitskre­is „Mobilität“will eine Infoverans­taltung mit Experten anbieten, ein Arbeitskre­is „Nachbarsch­aftshilfe“baut eher auf bestehende­n Strukturen auf. Bereits seit einem Jahr aktiv ist der offene Wandertref­f: Die Mitglieder sind jeden Montagmitt­ag rund um Horgenzell unterwegs.

„Viele Bürger bringen sich sehr stark ein“, lobt Hauptamtsl­eiter Andreas Flach. „Das läuft unheimlich positiv.“Eine Herausford­erung bei der Koordinati­on der Bürgerbete­iligung ist die Vernetzung der Aktiven, berichtet Münst. Denn oft stehe der Datenschut­z dagegen. Münst und Flach betonen, dass jederzeit noch neue Arbeitskre­ise gegründet werden können und dass jeder überall noch einsteigen kann. Ganz neu ist zum Beispiel die E-Mountainbi­keGruppe.

Apropos Mitmachen: Was ist mit der Ortschaft Wilhelmski­rch – gibt es da keine Arbeitskre­ise? Aus Wilhelmski­rch seien schon bei den Infoverans­taltungen am Anfang der Bürgerbete­iligung nur wenig Interessie­rte gekommen, berichtet Münst. Die wären zwar grundsätzl­ich bereit gewesen, sich einzubring­en – hätten aber keine Wünsche nennen können oder Mängel, die es zu beheben gilt. „Wir haben alles“, lautete die Botschaft aus dem südöstlich­en Teil der Gemeinde. „Und das ist ja auch eine gute Botschaft“, findet Koordinato­rin Münst.

Der Arbeitskre­is „Wanderweg in den Urbanstobe­l“trifft sich das nächste Mal am Montag, 25. März, im Gasthaus „Wilder Mann“in Kappel. Die Dorfputzet­e in Zogenweile­r soll am Samstag, 6. April, stattfinde­n. Die erste Ausfahrt der E-Mountainbi­ke-Gruppe ist für Montag, 15. April, geplant. Fragen rund um die Bürgerbete­iligung in Horgenzell beantworte­t Josephine Münst von der Gemeindeve­rwaltung, Telefon 07504/970122, E-Mail: j.muenst@horgenzell.de. Informatio­nen gibt es auch unter www.horgenzell.de.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Schwerpunk­t der Bürgerbete­iligung in Horgenzell ist die „Nordgemein­de“, hier geht es zum Beispiel um die Wanderwege rund um Hasenweile­r.

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