Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Dreyer bleibt zunächst alleinige Parteichefin
Sozialdemokraten suchen derzeit nach einem neuen Spitzenduo
BERLIN - Malu Dreyer ringt um Worte. Als sie am Dienstag gefragt wird, wie es jetzt an der SPD-Spitze weitergeht, erklärt sie umständlich: „Wenn das jetzt so ist, wie es ist, weil das Leben manchmal so ist, dann sind wir jetzt eben zu zweit.“Der Schreck über Manuela Schwesigs Krebserkrankung steckt ihr sichtlich in den Knochen. Gleichzeitig dürfte ihr aber auch klar sein: Schwesig hinterlässt ein tiefes Loch, das die Bundes-SPD nur schwer füllen kann.
Nach Andrea Nahles’ Abschied aus der Politik waren Schwesig, Dreyer und Thorsten Schäfer-Gümbel angetreten, als kommissarisches Trio den Übergang zu moderieren, bis die SPD-Mitglieder die neuen Vorsitzenden gewählt haben. Die Aufgaben hatten sie aufgeteilt: Während Dreyer und Schäfer-Gümbel sich um innerparteiliche Kommunikation kümmerten, gab Schwesig Pressekonferenzen und Interviews. Das funktionierte gut. Schäfer-Gümbel berichtete am Dienstag, dass die drei gemeinsam aufstanden und abends gemeinsam ins Bett gingen. So eng sei der Austausch gewesen.
Keine Neuen an der Spitze geplant
Klar war allerdings, dass sich Schäfer-Gümbel vorzeitig aus dem Trio verabschiedet. Er tritt zum 1. Oktober seine Stelle als Arbeitsdirektor bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) an. An diesen Plänen hält Schäfer-Gümbel fest. „Dann wird Malu Dreyer diese Aufgabe allein erledigen.“Zwar müssten Details noch besprochen werden, an der Parteiführung solle es aber keine Änderungen geben.
Ohnehin wäre die Auswahl zumindest unter den Vizechefs begrenzt gewesen. Die Stellvertreter Ralf Stegner und Olaf Scholz wären nicht infrage gekommen, weil sie für den Vorsitz kandidieren. Bliebe Natascha Kohnen, die in der SPD spätestens seit der verlorenen Landtagswahl in Bayern nicht gerade als aufstrebendes Talent gilt. Also muss Dreyer, die wegen ihrer MS-Erkrankung selbst nicht voll belastbar ist, das allein erledigen. Sie selbst fühlt sich dennoch gerüstet. Die SPD habe sich stabilisiert, sagt Dreyer. Und Schäfer-Gümbel betont, dass sie die Partei höchstens für acht Wochen allein führt. Spätestens Ende November steht die neue Führung fest.