Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Herbst im Zeichen des Umweltschutzes
Im Bodenseekreis finden großangelegte Müllsammelaktionen statt
FRIEDRICHSHAFEN - Rhein und Bodensee sollen sauberer werden. Während in New York die Klimakonferenz der vereinten Nationen bevorsteht, rufen zwei überregionale Bündnisse zum Müllsammeln auf. Auch in der Region sind mehrere Veranstaltungen geplant - von Nonnenhorn über Friedrichshafen bis Hagnau soll das Seeufer vom Müll befreit werden.
Am 14. September findet die bundesweite Putzaktion „Rhine Clean Up“statt. Deutschlandweit werden rund 20 000 Teilnehmer aus 100 Kommunen erwartet. Unter der Schirmherrschaft der Landesumweltminister aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen soll der Rhein sauberer werden. Da der Bodensee vom Rhein durchflossen wird, soll auch an seinen Ufern Müll gesammelt werden. Bisher haben sich rund 160 Gruppen aus 100 Kommunen der Aktion angeschlossen. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 30 000 Teilnehmern und wollen an nur einem Tag 300 Tonnen Müll sammeln. Damit würden sie die Sammelmenge im Vergleich zum Vorjahr verdreifachen.
Wenige Gruppen in BW
In Baden-Württemberg fällt die Resonanz für das „Rhine Clean Up“bisher bescheiden aus. Nur zehn Prozent der gemeldeten Gruppen kommen aus dem Süden. „Vielleicht liegt das einfach daran, dass die Menschen, vor allem auch am Bodensee, nicht so ein ausgeprägtes `RheinGefühl` haben, wie das anderswo der Fall ist“, vermutet Joachim Umbach, Medien-Beauftragter der Aktion „Rhine Clean Up“. Rund um den See haben sich bisher drei Gruppen für die Aktion angemeldet. Am 14. September wird in Langenargen, Friedrichshafen und Konstanz Müll am Ufer gesammelt.
In Friedrichshafen findet das „Rhine Clean Up“wie im letzten Jahr unter der Schirmherrschaft der Grünen statt. „Wir wollen das aber nicht zu einer Wahlkampfveranstaltung machen, sondern sehen uns schlicht als Veranstalter“, betont Thomas Henne, der die Sammelaktion schon im letzten Jahr organisiert hat. 75 Helfer sammelten letztes Jahr alleine in Friedrichshafen rund 400 Kilogramm Müll - von alten Fahrrädern und Reifen bis hin zu Zigarettenkippen war alles dabei. Das Sammelgebiet ist größer als im letzten Jahr - es wird am Seemooser Horn, am Hinteren Hafen und sogar im Riedlepark gesammelt. Eine Anmeldung im Vorfeld (siehe Infokasten) ist notwendig, damit die Helfer den verschiedenen, dezentralen Sammelpunkten zugeteilt werden können. Sammeln können Kinder und Erwachsene, allerdings auf eigene Verantwortung. Die Stadt Friedrichshafen stellt Müllsäcke, Handschuhe und Müllgreifer zur Verfügung und kümmert sich um den Abtransport des gesammelten Mülls.
Sammeln, aber mit Vorsicht
Die Aktivistengruppe „Sea Shepherd“hat in den letzten Jahren immer wieder Clean-Ups in Friedrichshafen veranstaltet. Bei der Sammelaktion am 14. September ist „Sea Shepherd“nicht dabei, betont aber, wie wichtig es ist, auf die Sichereheit der Helfer zu achten. Roy Henseler empfiehlt Arbeitshandschuhe, festes Schuhwerk und einen Müllgreifer. „Immer wenn wir in Friedrichshafen Müllsammelaktionen hatten, haben wir leider auch Spritzen gefunden“, sagt Henseler. Entlang der Hafenmauer vom Ruderverein bis zur Hafeneinfahrt müsse man damit rechnen, auf gebrauchtes Drogenbesteck zu stoßen. Im Falle solcher Funde sei es das Beste, sich direkt an den Veranstalter zu wenden, damit die Gegenstände fachgerecht und sicher entsorgt werden könnten, erklärt er.
Susanne Visser organisiert die „Rhine Clean Up“-Aktion in Langenargen. Zwischen 10 und 13 Uhr wird zwischen dem DLRG-Haus, der unteren Seestraße und der Schussen Mündung gesammelt. Visser empfiehlt auf Grund des hohen Wasserstandes festes Schuhwerk und eventuell Gummistiefel. Nach der Sammelaktion gibt es wie im letzten Jahr eine kleine Stärkung, die von drei Firmen gesponsert wird.
Grenzübergreifendes Engagement
Die zweite Müllsammelaktion wird von dem Schweizer Verein „ocean-revolution“veranstaltet. Das „Around the Bodensee Clean Up“findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Dafür hat die gemeinnützige Organisation zwischen September und November rund um den See über 30 Sammeltermine organisiert. Jedes Mal wird in einer anderen Gemeinde gesammelt. „Es ist ein riesiger Aufwand, aber man kann nicht einfach immer nur rumjammern, man muss etwas Positives bewegen“, sagt Noemi Solombrino, die das Projekt organisiert hat und „ocean-revolution“vorsteht. Die Sammeltermine im Bodenseekreis finden Ende Oktober statt. Die genauen Termine gibt es im Internet.
„Bei jedem Termin werden wir von verschiedenen lokalen Gruppen unterstützt“, erzählt Solombrino. „Wenn zum Beispiel eine Schulklasse oder ein Verein bei einer Sammelaktion mitmachen möchte, kann er sich einfach an uns wenden - die Termine sind auch noch nicht in Stein gemeißelt, da kann man immer mal noch ein bisschen was verschieben“, erklärt die Aktivistin.
Verschiedene lokale Gruppen, die immer wieder auch selbst CleanUps veranstalten, haben schon ihre Unterstützung zugesagt. Ähnlich wie Thomas Henne geht es Noemi Solombrino aber vor allem um die Sache: „Letztendlich ist es doch egal, wer den Müll sammelt, Hauptsache es passiert etwas“, sagt die 34-Jährige.