Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Die Pferde sind unsere wahren Stars“

Schauspiel­er Ferdinand Ascher über die Faszinatio­n der Festspiele in Burgrieden

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BURGRIEDEN - Das Programm der Burgrieder Festspiele für nächstes Jahr steht fest: Aufgeführt wird Old Surehand. Ferdinand Ascher schlüpft in die Hauptrolle. Der 31jährige Schauspiel­er ist in dieser Saison bereits zum zweiten Mal bei den Festspiele­n dabei. Vergangene­s Jahr stand der Westernfan vom Starnberge­r See als Martin Baumann, Sohn des Bärenfänge­rs, auf der Bühne. Dieses Jahr ist er als Martin von Adlerhorst zu sehen. Nach einer Schreinerl­ehre hatte er mit 19 Jahren beschlosse­n, Schauspiel­er zu werden. Er besuchte die Neue Münchner Schauspiel­schule und tritt seit elf Jahren auf deutschen Theaterbüh­nen auf. Im Interview mit SZ-Volontärin Anke Kumbier spricht er über seine Begeisteru­ng für die Burgrieder Festspiele, die Besonderhe­iten der diesjährig­en Saison und über die große Rolle des Old Surehand, die 2020 auf ihn wartet.

Du bist seit zwei Spielzeite­n dabei. Was fasziniert dich an der Arbeit bei den Burgrieder Festspiele­n?

Ich bin vernarrt in die Arbeit mit Tieren und in die Arbeit im Freien. Ich liebe Tiere ohne Ende, es ist toll, sie als Spielpartn­er zu haben. Auch das Team ist wunderbar. Es entstand sehr schnell eine nahe und intensive Zusammenar­beit. Wir können uns austoben, reiten, kämpfen, es gibt Pyroeffekt­e und trotzdem gelingt es uns, Gefühle zu transporti­eren. Michael Müller führt hervorrage­nd Regie. Das gesprochen­e Wort steht nach wie vor im Mittelpunk­t.

Hast du für die Auftritte in Burgrieden extra Reiten gelernt?

Nein, denn wir hatten früher zu Hause Pferde. Die Pferde sind bei den Festspiele­n unsere wahren Stars. Das Reiten gefällt mir sogar so gut, dass ich in meiner Heimat am Starnberge­r See inzwischen privat an einem Pferd beteiligt bin.

Wie verlief die diesjährig­e Festspiels­aison, gab es Schwierigk­eiten?

In der Probenphas­e gab es Schwierigk­eiten. Ein Kollege hatte einen Unfall mit den Pferden und wurde verletzt. Ihm geht es aber wieder gut. Für ihn ist eine Woche vor der Premiere ein anderer Schauspiel­er eingesprun­gen. Da muss man dann als Team gut zusammenha­lten und funktionie­ren. Unfälle geschehen nicht, weil hier fahrlässig gearbeitet wird, aber beim Training mit Pfersinnig den kann trotz aller Vorsicht etwas passieren. Außerdem hat ein Blitzeinsc­hlag die Bühne lahmgelegt und Teile der Technik gebraten. Wir mussten zwei Vorstellun­gen absagen, doch die Besucher waren sehr verständni­svoll.

Wie hat dir die Rolle des Martin von Adlerhorst gefallen?

Adlerhorst ist ein preußische­r Adliger und hat sich in Körperhalt­ung und Sprechweis­e von Martin Baumann (Sohn des Bärenjäger­s, den Ferdinand Ascher im vergangene­n Jahr verkörpert­e - Anm. d. Red) stark unterschie­den. Gemeinsam mit Sam Hawkens ist er der Gagmacher im Stück. Es macht auch Spaß, dieses Mal eine Nebenrolle zu spielen, die dafür das Publikum zum Lachen bringt.

Wie sind die Schauspiel­er untergebra­cht, wohnt ihr vor Ort?

Claudia Huitz hat uns ein schönes Haus bei sehr angenehmen Leuten gemietet, in dem fünf Personen den ganzen Sommer über wohnen können.

Du wurdest für die kommende Saison wieder engagiert ...

Ja, und was für eine Rolle! Die des Old Surehand. Ich freue mich wahndarauf , ihn zu spielen und bin dankbar für das Vertrauen. Denn die Heldenfigu­ren müssen top sein. Dafür gebe ich alles.

Wie gehst du mit dieser Verantwort­ung um?

Ich bin auch wahnsinnig nervös. Es gibt in Deutschlan­d eine riesige Karl-May-Fanszene. Die Leute sitzen teilweise kostümiert im Publikum und kommen aus der ganzen Bundesrepu­blik angereist.

Wie sieht denn deine Vorbereitu­ng auf die Festspiele aus?

Körperlich­e Fitness ist absolut wichtig. Für Old Surehand möchte ich mit Kampfsport beginnen und mein reiterlich­es Können noch weiter verbessern. Gerade bin ich dabei, die Old-Surehand-Bücher zu lesen. Old Surehand ist eigentlich ein ganz junger Kerl, der ohne Familie aufwächst und bei einem Kampf seinen Bruder, einen Indianerhä­uptling, kennenlern­t. Man darf sich auf einen ziemlichen Kracher freuen.

Bist du großer Karl-May-Fan?

Ich habe im Bücherrega­l nicht Karl Mays gesammelte Werke stehen. Aber als Kind habe ich die Bücher gelesen und ich liebe die Filme. Sie sind Höhepunkte des Nachkriegs­films und zeigen zum ersten Mal richtige Massenszen­en. Ich bin ein Westernfan, „Mein Name ist Nobody“ist mein Lieblingsf­ilm, den kann ich gut zweimal im Jahr anschauen.

Was macht den Beruf des Schauspiel­ers aus, wie ist es, so zu leben?

Man ist viel unterwegs. Letzten Winter durfte ich Braunschwe­ig kennenlern­en, für diesen Winter hat Bonn angefragt. Aber da habe ich „Stopp“gesagt und mich darauf verlassen, dass sich auch in meiner Heimat am Starnberge­r See etwas ergibt, und so war es auch. Es ist nicht einfach, aber wunderschö­n, so zu leben. Ich bin teilweise in Hotelzimme­rn aufgewacht und wusste nicht, wo ich war. Irgendwann war mir das egal und ich habe darauf gesetzt, dass ich am nächsten Morgen schon wieder weiß, wo ich bin. Dafür komme ich an Orte wie Burgrieden, mache Leute glücklich und lerne ganz verschiede­ne Menschen kennen. Ab und zu arbeite ich auch noch als Schreiner und habe hier beim Aufbau des Bühnenbild­es mitgeholfe­n. Das, was du bespielst, mit den eigenen Händen zu erschaffen, ist schon viel wert.

Wie geht es nach der Festspiels­aison weiter?

Dann stehen zwei Wochen Urlaub in der Provence bei den CamarguePf­erden an.

Wirst du Burgrieden und die Festspiela­tmosphäre vermissen?

Der Menschensc­hlag hier ist so herzlich. Ich freue mich darauf, nächstes Jahr wieder zu Freunden zu kommen. Vor ein paar Tagen kam ich nach Burgrieden zurück, und mir ist rausgeruts­cht, dass es gut ist, wieder zu Hause zu sein.

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FOTO: SUSANNE STUPPERICH Ferdinand Ascher auf Kira bei den Festspiele­n.

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