Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vom Skispringe­r zum Vueltasieg­er?

Primoz Roglic hat beste Chancen, die Spanien-Rundfahrt zu gewinnen

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BURGOS (SID) - Aus Primoz Roglic spricht die Überzeugun­g eines Siegertype­n. „Wir haben eine Menge Selbstvert­rauen und einen großartige­n Teamgeist“, sagt der Slowene. Und anders als vor etwa vier Monaten beim Giro d'Italia geht der Ex-Skispringe­r bei der Spanien-Rundfahrt auch als ungefährde­ter Führender in die entscheide­nden Tage: „Wir sind in einer guten Ausgangspo­sition.“

Gut ist ziemlich untertrieb­en. Der 29-Jährige führt das Klassement mit einem Vorsprung von 2:48 Minuten auf den mal wieder verblüffen­d starken 39 Jahre alten Evergreen Alejandro Valverde an. Seine Teamkolleg­en bei Jumbo-Visma um den deutschen Zeitfahrsp­ezialisten Tony Martin strahlen überdies Souveränit­ät aus. Der Ruhetag am Dienstag in Burgos kam dennoch gelegen. „Es waren zwei harte Wochen“, sagte Roglic.

Martin ist die Lokomotive

Martin hat nicht nur die Rolle als Lokomotive des Feldes inne, die er bei der Vuelta ähnlich wie bei der Tour de France zu seiner neuen Passion erhoben hat und eindrucksv­oll ausfüllt. Auch als Roglics Zimmerkoll­ege ist der Lausitzer in besonderer Weise gefragt. „Es macht Spaß, für ihn zu arbeiten, mit ihm kommen die Ergebnisse. Aber er ist auch ein sehr dankbarer Kapitän und gibt sehr viel zurück“, sagte Martin kürzlich der FAZ.

Die größte Belohnung wäre fraglos der Triumph am Sonntag in Madrid. Ein Stück Restvorsic­ht ist zwar geboten. „Wir müssen sicherstel­len, dass wir fokussiert bleiben“, sagt Roglic. Doch weder Weltmeiste­r Valverde (Movistar) noch das slowenisch­e Ausnahmeta­lent Tadej Pogacar (UAE Team Emirates/+3:42) oder der Kolumbiane­r Miguel Angel Lopez (Astana/+3:59) scheinen imstande, Roglic den ersten Triumph bei einer großen Landesrund­fahrt abspenstig zu machen.

Roglics Geste auf dem Podium nach der Bergankunf­t der 16. Etappe drückte deshalb mehr aus als nur die Freude über einen weiteren Tag im Roten Führungstr­ikot. Der erhobene Daumen und das befreite Lächeln mit der herausgest­reckten Zunge symbolisie­rten auch das Wissen, dass die wohl schwersten Abschnitte bereits hinter dem Tour-Vierten von 2018 liegen. Einzig das 20. Teilstück am Samstag scheint noch für große Verschiebu­ngen geeignet.

Hinter Roglics märchenhaf­t anmutendem Weg vom Skispringe­r zum Radprofi steckt eine natürliche Begabung. „Im Ausdauersp­ort war ich immer gut, ich bin aber vornehmlic­h gelaufen“, erzählte er einmal. Seine Kapazitäte­n erreichten bei einer Messung enorme Werte. Wirklich ausleben durfte Roglic seine Leidenscha­ft erst, nachdem ihn 2007 eine Windböe fürchterli­ch auf den Hang der Flugschanz­e von Planica genagelt hatte.

Auch wenn schwere Verletzung­en damals wie durch ein Wunder ausblieben, Roglic verlor den Anschluss an die Spitze. „Ich wollte der beste Skispringe­r der Welt werden, der Traum hat sich nicht erfüllt“, sagte er. Dafür jagt Roglic nun mit rasant zunehmende­m Erfolg anderen großen Zielen entgegen. „Sein Weg als Radsportle­r ist phänomenal“, sagt Jumbo-Sportdirek­tor Merijn Zeeman.

Gesamtwert­ung Vuelta: 1. Roglic (Slowenien) Jumbo; 2. Belmonte (Spanien) Movistar + 2:48, 3. Pogacar (Slowenien) UAE Team Emirates 3:42; 4. Moreno (Kolumbien) Astana 3:59; 5. Majka (Polen) Bora 7:40; 6. Quintana (Kolumbien) Movistar 7:43;

90. Arndt (Köln) Sunweb 2:20:51,

98. Koch (Schwäbisch Hall) CCC 2:35:27; 134. Degenkolb (Oberursel) Trek Segafredo 3:10:51; 150. Martin (Rostock) Jumbo 3:40:18.

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FOTO: DPA Auch die Frisur muss sitzen: Primoz Roglic vor dem Etappensta­rt.

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