Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kraftakt Klimaschut­z

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Es ist schon absurd. Da wird in der Haushaltsd­ebatte fast ausschließ­lich über Klimaschut­z geredet, doch genau dafür ist gar kein Geld im Haushalt eingeplant. Auch wenn Unionsfrak­tionschef Ralph Brinkhaus vor „seriellem Alarmismus“warnt und davor, sich jetzt nur noch um den Klimaschut­z zu kümmern: Es ist das große Thema, das ansteht. Nach jahrelange­n Auseinande­rsetzungen und dem von Angela Merkel eingestand­enen Versagen, die Klimaziele 2020 zu erreichen, erwarten die Menschen zu Recht endlich Antworten auf ihre Fragen.

Schließlic­h liegt genug im Argen. Potenziell­e Autokäufer warten ab, weil sie nicht wissen, welche Antriebsar­t noch Zukunft hat. Wird Autofahren teurer? Was ist mit den Pendlern? Wird der öffentlich­e Personenna­hverkehr gestärkt und Bahnfahren billiger? Was ist mit der energetisc­hen Gebäudesan­ierung, die zum ersten Mal schon vor acht Jahren im Bundesrat gescheiter­t ist? Kommt jetzt eine Art Abwrackprä­mie für Ölheizunge­n? Welche Ideen könnten angesichts der sich eintrübend­en Konjunktur nützen? Was ist mit der Windkraft? Werden endlich die Trassen gebaut? Für all das muss jetzt endlich ein Konzept geliefert werden, und die einst als Klimakanzl­erin angetreten­e Angela Merkel trat im Bundestag fast leidenscha­ftlich dafür an, dass dies gelingt.

Doch in Berlin ging es nicht nur um das Weltklima, sondern auch um das der Koalition und das der Gesellscha­ft. Ersteres scheint zurzeit ganz in Ordnung zu sein, sowohl Union als auch SPD wissen, dass sie jetzt gute Arbeit leisten müssen. Das gesellscha­ftliche Klima aber wird fortwähren­d, auch im Parlament, durch jene verschmutz­t, die das Land in den düstersten Farben schildern, mehr noch, die Hass und Zwietracht säen. Angela Merkel erinnerte deshalb an das überwölben­de Ziel aller Bemühungen: gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse in Stadt und Land, in Ost und West, für Alte und Junge zu schaffen, sodass sich niemand abgehängt fühlt. Hier appelliert­e die Kanzlerin eindringli­ch an alle Bürger. Auch das gehört zum Kraftakt der Klimaverbe­sserung.

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