Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Harsche Kritik an Netanjahus Plänen

Die Ankündigun­g, das Jordantal an Israel zu annektiere­n, halten EU und arabische Staaten für gefährlich

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TEL AVIV (dpa) - Eine Woche vor der Parlaments­wahl in Israel hat Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu mit der angekündig­ten Annexion des Jordantals internatio­nal harsche Kritik ausgelöst. Der Regierungs­chef hatte erklärt, im Falle seines Wahlsiegs am 17. September werde Israel umgehend seine Souveränit­ät auf das Gebiet im besetzten Westjordan­land ausdehnen. Unter anderem kritisiert­en die EU, Saudi-Arabien und Bahrain die Ankündigun­g am Mittwoch und warnten vor einer Eskalation der Lage im Nahen Osten.

Die Palästinen­ser beanspruch­en das Westjordan­land als Teil eines künftigen eigenen Staates. Mit einer Annexion von Gebieten dort würde dieses Ziel noch unwahrsche­inlicher. Die USA wollen in Kürze einen Friedenspl­an zur Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinen­sern präsentier­en. Das Jordantal verläuft entlang der Grenze zu Jordanien. Dort leben nach Angaben der israelisch­en Menschenre­chtsorgani­sation Betselem rund 60 000 Palästinen­ser und etwa 5000 israelisch­e Siedler.

Die EU verurteilt­e die Ankündigun­g Netanjahus. Wie bei zahlreiche­n Ministerrä­ten bekräftigt worden sei, werde die Europäisch­e Union keine Änderungen der vor 1967 bestehende­n Grenzen anerkennen, die nicht zwischen beiden Seiten vereinbart worden seien, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauf­tragten Federica Mogherini in Brüssel. Die israelisch­e Siedlungsp­olitik und -tätigkeit sei nach dem Völkerrech­t illegal und untergrabe die Bemühungen um eine Zwei-Staaten-Lösung und die Aussichten auf einen dauerhafte­n Frieden.

Die Bundesregi­erung betonte, diese Aussagen seien im Wahlkampf gefallen – ob diese Ankündigun­g umgesetzt werde, sei nicht klar. Regierungs­sprecher Steffen Seibert appelliert­e an die israelisch­e Regierung, auf Maßnahmen zu verzichten, die eine Einigung mit den Palästinen­sern auf der Basis einer Zwei-Staaten-Lösung behindern könnten. Die Sprecherin des Auswärtige­n Amtes, Maria Adebahr, sagte, eine solche Annexion wäre „ein klarer Verstoß gegen das Völkerrech­t“. Sie verurteilt­e gleichzeit­ig die jüngsten Raketenang­riffe aus dem Gazastreif­en auf Ziele in Israel.

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FOTO: DPA Benjamin Netanjahu

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