Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Lebensbedingungen werden verschlechtert“
Diese Entscheidung mag wirtschaftlich verständlich sein, dennoch ist sie zu kritisieren. Denn die Gründungsgeschichte der Raiffeisenkassen vor gut 150 Jahren war die Genossenschaftsidee, von Nutzern für Nutzer, vorwiegend auf dem Land. Die Bank wirbt noch heute mit „genossenschaftlicher Beratung“auf ihrer Homepage.
Die Aussage von Vorstandssprecher Miller, „nicht in jedem kleinen Dorf“könne eine Filiale sein, trifft für Oberhofen nicht zu. Dieses ist Verwaltungssitz der mit knapp 9000 Einwohnern größten Ortschaft Ravensburgs, größer als viele selbstständige Gemeinden im Land. Dass künftig weder ein Geldautomat noch ein Auszugsdrucker vor Ort sein werden und auf die Zentrale in der Georgstraße verwiesen wird, führt zu einer weiteren Asymmetrie zwischen Kernstadt und Land und verschlechtert die Lebensbedingungen, mag es auch nur ein kleiner Schritt sein, aber eben ein weiterer. Wenn argumentiert wird, dass zu wenig Kunden pro Tag kamen, so liegt das auch daran, dass schon kleinste Angelegenheiten nur noch mit Termin möglich waren. Es wurde also selber auf den Abbau von Beratungsmöglichkeiten durch Schwellenerhöhung hingearbeitet und nun wird mit den geschaffenen Tatsachen argumentiert. Natürlich wird das große Grundstück in Oberhofen verkauft oder selber bebaut, der Getränkemarkt verschwindet und das alles angesichts einer älter werdenden Bevölkerung, die auf Nahversorgung immer mehr angewiesen sein wird. Wo bleibt der Genossenschaftsgedanke?
Heidrun Tenter, Torkenweiler
Zu den Leserbriefen „Tempo 30 wäre hier angesagt“und „Das fest gewachsene Unkraut ist immer noch da“(beide SZ vom 9. September):