Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Millionen-Deal nur knapp gescheitert
Kaffeekapsel aus Ravensburg und dem Allgäu begeistert Investoren in „Höhle der Löwen“
RAVENSBURG - Die Kaffeekapsel aus Holz, die seit gut eineinhalb Jahren in Ravensburg und im Allgäu produziert wird, hat am Dienstagabend vor einem Millionenpublikum bei „Vox“für Furore gesorgt. Die Jungunternehmer Julian Reitze und Stefan Zander hatten sich in die „Höhle der Löwen“gewagt. Während der TV-Sendung zogen die beiden Stuttgarter drei Investoren an Land, die bereit waren, eine Million Euro in „Rezemo“zu stecken. Der Deal platzte jedoch, als die Kameras aus waren.
Die „Schwäbische Zeitung“hatte bereits im Februar 2018 über das Start-up-Unternehmen berichtet. Die beiden Studenten waren damals angetreten, ein innovatives Produkt als Alternative gegen Kaffee in Alukapseln und von George Clooney beworbenes Lifestyleprodukt anzubieten. Vier Milliarden Kapseln werden jedes Jahr alleine in Deutschland verbraucht, 8000 Tonnen Müll fallen dadurch an. Reitze und Zander ging das gegen den Strich. Die Ziele von „Rezemo“beschreiben sie so: schmackhafter Kaffee, produziert mit Nachhaltigkeit, Verantwortung und Regionalität.
Ein Partner fand sich auch: Die Oberschwäbischen Werkstätten (OWB), eine Einrichtung der Behindertenarbeit in Ravensburg. Deren Cafésito-Kaffee aus der Manufaktur gab es bis dahin nicht in Kapseln abgefüllt zu kaufen. Seit Januar 2018 schon nämlich in den Holzbehältern der beiden Jung-Unternehmer, gewonnen aus Spänen, die man nach Gebrauch zum Biomüll oder in den Komposthaufen geben kann. Produziert wird in Ravensburg und in Kißlegg-Zaisenhofen.
Für die Weiterentwicklung ihrer Erfindung warben die beiden Geschäftsführer Julian Reitze und Stefan Zender jetzt in der „Höhle der Löwen“um Investoren. 500 000 Euro wollten die beiden und waren bereit, dafür zehn Prozent ihrer Firmenanteile abzutreten. Carsten Maschmeyer, Ralf Dümmel und Dagmar Wöhrl wollten sogar eine Million Euro für 20 Prozent auf den Tisch legen. Als die Sendung vorbei war, zerschlugen sich die Pläne aber: „Nach der Show beginnt die Arbeit. Im Lauf der Gespräche zwischen uns und den drei Löwen hat sich herauskristallisiert, dass es in der Frage um die zukünftige strategische Ausrichtung unterschiedliche Auffassungen gibt“, so Stefan Zender auf Anfrage der SZ.
Enttäuscht ist der junge Stuttgarter deshalb aber nicht: „Wir sind in der Sendung angetreten, um unsere Holzkapseln breit bekannt zu machen und genau dafür Support durch die erfahrenen Löwen-Investoren zu bekommen. Rückblickend war das eine super spannende Erfahrung für uns“, sagen beide mit etwas Abstand zu der am Dienstag gesendeten Aufzeichnung. Zumal die Investoren angekündigt haben, das Projekt mit Rat und Tat unterstützen zu wollen.
Reitze und Zender wollen weiter wachsen, „aber nachhaltig“, sagen sie. Das Ziel ist es, nicht nur für Kaffee künftig nachhaltige Verpackungen mit natürlichen Holzfasern als Hauptbestandteil herzustellen. „Damit treffen wir den Zeitgeist“, so Zender. Die Zusammenarbeit mit den Oberschwäbischen Werkstätten spielt dabei auch weiterhin eine wichtige Rolle: „Die Zusammenarbeit ist gut und sehr eng“, lobt Zender das Team von OWB-Geschäftsführer Egon Streicher.