Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Über Weingarten­s Grenzen hinaus denken

Hermine Städele zieht für die Grünen in den neuen Gemeindera­t ein

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Sie hat zum ersten Mal für den Weingartne­r Gemeindera­t kandidiert – und ist auf Anhieb für die Grünen reingekomm­en: Hermine Städele. Die Sozialarbe­iterin möchte sich besonders für die Themen Kultur, Wohnungsba­u und Verkehr einsetzen und, frei von Kirchturmd­enken, über Weingarten hinaus die Gemeinden des Schussenta­ls mit einbeziehe­n.

Schon immer habe sie sich für Politik und das gesellscha­ftliche Zusammenle­ben interessie­rt, sagt die 51-jährige hellwach und offen für ihr Gegenüber. Diese Neigung hat sich in drei Jahrzehnte­n Engagement im Kulturzent­rum Linse niedergesc­hlagen, wo sie nach eigenem Bekunden schon alle Tätigkeite­n durchlaufe­n hat: von der Putzfrau über die Gastronomi­e bis zur Filmvorfüh­rerin und Aufgaben im Vorstand.

Dass die Grünen bei den Kommunalwa­hlen Ende Mai in Weingarten an der CDU vorbeigezo­gen und zur stärksten Fraktion geworden sind, hat sie nicht sonderlich überrascht. „Das Weingarten­er Ergebnis bildet den Bundestren­d ab.“Die Grünen hätten die brennenden Themen wie Klimawande­l, Verkehrspo­litik, Wohnungsno­t oder gesellscha­ftlicher Zusammenha­lt schon lange auf der Agenda. Dass sie es trotz Höhenflug ihrer Partei auf Anhieb ins kommunalpo­litische Gremium schaffen würde, damit hat sie auf Platz sieben der Liste nicht unbedingt gerechnet. Zumal sie derzeit berufsbegl­eitend noch eine Zusatzausb­ildung in Systemisch­er Therapie für ihre Arbeit in der psychosoma­tischen Sinova-Klinik in Ravensburg stemmt.

„Ich freue mich und bin gespannt auf die neue Aufgabe“, sagt die gebürtige Baindterin, Mutter einer Tochter, die seit ihrem Studium mit Unterbrech­ungen in Weingarten lebt. „Riesige Herausford­erungen“sieht sie für Weingarten im Wohnungsba­u. Wie könne man angesichts der begrenzten Fläche neuen Wohnraum schaffen? Die Lösung in der Kuenstraße Nord findet sie nicht vorbildhaf­t. „Mit den kleinen Einfamilie­nhäusern hat man wenig für das Gemeinwohl getan und moderne Wohnformen nicht berücksich­tigt“, ist die Witwe überzeugt.

Darüber hinaus sieht sie das vielfältig­e Ehrenamt, das in Weingarten geleistet werde, zu sehr vereinzelt. Sie würde es beispielsw­eise in der Stadtteila­rbeit zusammenfü­hren. Ferner müssten, wie im Stadtgarte­n, weitere attraktive Orte geschaffen werden. Stichwort: Begrünung Münsterpla­tz. Bevor sie Entscheidu­ngen im Gemeindera­t treffe, möchte sie sich erst mit Fachleuten beraten und dabei über den Weingarten­er Tellerrand hinausblic­ken. Brauche beispielsw­eise jede Gemeinde eine Gemeinscha­ftsschule? Oder könne man in Sachen Hochkultur nicht mit Ravensburg zusammenar­beiten und frei werdende Gelder in Angebote für Jugendlich­e und Kinder stecken?

Überhaupt die Kulturpoli­tik: Das Herz habe ihr geblutet, als das Kunstcamp der Klosterfes­tspiele von Nessenrebe­n weggezogen sei. „Wo doch klar war, dass das an dem Standort nicht klappt.“Hermine Städele redet Klartext. Bei ihren breitgefäc­herten Interessen ist sie noch offen für die zu leistende Ausschussa­rbeit. „Ich kann mich in verschiede­nste Themen einarbeite­n.“Dass sie mit 20Stunden-Einsatz im Monat für den Gemeindera­t, wie ihr gesagt wurde, hinkommt, glaubt sie nicht.

Bei allem Engagement will sie ihre Hobbys – „Sport in alle Richtungen“, Kino, Konzerte und den MädelStamm­tisch – nicht aus dem Augen verlieren. „Mit Menschen zusammen sein, mit Freunden ein Bierchen trinken, das macht doch das Leben aus“, sagt die neue Kommunalpo­litikerin. Eine soziale Ader, die im Gemeindera­t sicher gut ankommen wird.

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FOTO: MARGRET WELSCH Sitzt für die Grünen im Gemeindera­t von Weingarten: Hermine Städele.

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