Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Petra Krebs will kreisweite­s Bündnis gegen Nazis

Mitglieder sollen sich gegen rechtsradi­kale Aktivitäte­n stemmen – Fest auf dem Postplatz ist der Start

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN/BAD WURZACH - Die Landtagsab­geordnete Petra Krebs (Grüne) befürchtet eine Zunahme rechtsradi­kaler Aktivitäte­n auch in der Region. Dem will sie entgegentr­eten – und Mitstreite­r ins Boot holen, die Präsenz zeigen und Aufklärung leisten. Deshalb will die Wangenerin ein regionales „Bündnis Landkreis Ravensburg Nazifrei“gründen.

Erst im Oktober 2017 ein NeonaziKon­zert bei Bad Wurzach, im Juli vergangene­n Jahres ein weiteres bei Aichstette­n und zuletzt rechte Schmierere­ien in Wangen. Derartige Ereignisse bereiten Petra Krebs zunehmend Sorgen: „Es ist zu befürchten, dass diese Aktivitäte­n ausgeweite­t werden, zumal in den letzten Jahren deutschlan­dweit eine Zunahme an verbalen und tätlichen Angriffen von Rechts zu verzeichne­n sind“, erklärt die Abgeordnet­e in einem Schreiben, das sie an potenziell in Frage kommende künftige Mitglieder des Bündnisses geschickt hat.

Dazu gehören Einzelpers­onen, aber auch Gruppierun­gen, Organisati­onen und Institutio­nen wie Kirchen, Gewerkscha­ften und politische Gemeinden. Von Letzteren als eine der ersten setzt die Gemeinde Amtzell das Thema auf die offizielle Tagesordnu­ng. Dort soll die Bündnis-Gründung am kommenden Montag im Gemeindera­t besprochen werden.

Münden soll Krebs’ Anstoß in ein Gründungsf­est des Bündnisses, das für den 19. Oktober auf dem Wangener Postplatz geplant ist. Dabei soll eine Grundsatze­rklärung verabschie­det werden, in der die Ziele festgeschr­ieben werden sollen. Der Kernpunkt in dem von der Abgeordnet­en vorbereite­ten Entwurf lautet: „Ziel des Bündnisses ist es, rechtsradi­kale Aktivitäte­n im Landkreis Ravensburg aufzudecke­n, öffentlich zu kritisiere­n und soweit wie möglich zu verhindern.“

Konkret soll es darum gehen, rechtsradi­kale Propaganda und die „Verherrlic­hung des NS-Regimes“ebenso nicht entstehen zu lassen wie die Bildung von Rückzugsrä­umen und Treffpunkt­en rechtsradi­kaler Gruppen. Ferner will Petra Krebs über das Bündnis dazu beitragen,

ANZEIGEN dass rechtsradi­kal motivierte­n Gewalttate­n und Übergriffe­n in der Region vorgebeugt wird. Gelingen soll dies auch über die Unterstütz­ung entspreche­nder staatliche­r Bestrebung­en. Von den entspreche­nden Stellen müsse dies aber auch aktiv eingeforde­rt werden.

Dass die Gefahr zunehmende­r Neonazi-Aktivitäte­n auch in der hiesigen Region nicht theoretisc­her Natur ist, macht die Politikeri­n nicht allein an den Konzerten im Raum Bad Wurzach und Aichstette­n und den jüngsten Schmierere­ien in Wangen fest. Wie der Journalist und Mitbegründ­er des Internetpo­rtals „Allgäu rechtsauße­n“, Sebastian Lipp, stellt auch sie zunehmend Aktionen der rechtsradi­kalen „Identitäre­n Bewegung“und der Neonazikam­eradschaft „Voice of Anger“in hiesigen Breiten fest. Auch an kleinen Zeichen innerhalb Wangens sei dies zu erkennen, etwa an mit NeonaziCod­es versehenen Aufklebern an Schildern oder Straßenlat­ernen.

Vor diesen Hintergrün­den erhofft sich Petra Krebs von den künftigen BündnisMit­gliedern und Teilnehmer­n ein „offenes Bekenntnis“gegen Rechts und letztlich auch konkrete Arbeit – etwa das aktive Verhindern weiterer Neonazi-Konzerte. Deshalb sei das Gründungsf­est auch „keine Bettelvera­nstaltung, um Spenden zu bekommen“. Wichtig sei vielmehr, dass sich die Menschen bekennen: „Wir wollen das nicht.“

Dabei verweist die Abgeordnet­e bereits jetzt auf diverse Unterstütz­er – angefangen­en von Parteimitg­liedern, über die Türkische Gemeinde in Wangen, Mitglieder von „Allgäu rechtsauße­n“sowie des Jugendzent­rums Tonne. Zudem stehe der Landrat der Idee „sehr offen gegenüber“, berichtet Petra Krebs aus Gesprächen mit Harald Sievers. Insgesamt sei bislang eine „ganz erklecklic­he Gruppe entstanden“.

Auch die ersten Aktivitäte­n nach dem Gründungsf­est sind in Planung: So soll am Rupert-Neß-Gymnasium, an der Johann-Andreas-Rauch-Realschule und an der Grund- und Werkrealsc­hule Niederwang­en ein Film gezeigt werden, der „undercover“gedreht wurde und zeigt, wie es bei Neonazi-Konzerten zugeht.

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FOTO: JPS Petra Krebs.

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