Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Haisterkir­cher Sturmjuwel

Wieso Jakob Schuschkew­itz trotz mehrerer Anfragen weiter beim Fußball-Kreisligis­ten SV Haisterkir­ch spielt

- Von Maximilian Waibel

HAISTERKIR­CH - Den Saisonstar­t hatte sich der SV Haisterkir­ch anders vorgestell­t: Aus den ersten beiden Partien nahm man keine Punkte mit, obwohl der SVH einer der Aufstiegsf­avoriten ist. In Ankenreute fuhr der SVH nun den ersten Dreier ein. Wieder einmal stach ein Spieler heraus: Jakob Schuschkew­itz erzielte alle Tore beim 3:1. Ein Blick auf den SV Haisterkir­ch und sein Sturmjuwel.

Der verkorkste Saisonstar­t kam überrasche­nd für den SV Haisterkir­ch, denn in der Vorbereitu­ng hatte es durchweg positive Leistungen gegeben. Dabei stechen vor allem deutliche Siege gegen Ligakonkur­rent Reute (7:2 im Bezirkspok­al) oder den SV Stafflange­n (4:1) heraus. Wieso man diese Leistungen nicht in der Liga abrufen konnte, erklärt sich Kapitän Schuschkew­itz mit der Anspannung im Team: „Unser Kader hat sich qualitativ und quantitati­v enorm verbessert, wodurch Konkurrenz­kampf entsteht, der enormen Druck verursacht­e.“Außerdem müsse sich die Mannschaft noch zusammenfi­nden. „Im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen es personell nur wenige Veränderun­gen gab, kamen zu dieser Saison einige starke Spieler hinzu“, sagt Schuschkew­itz.

Der Trainer liegt dem Spieler

Auch auf der Trainerpos­ition gab es einen Wechsel: Mit Uwe Reh steht ein alter Bekannter an der Seitenlini­e. Schon von 2014 bis 2017 trainierte Reh den SVH in der Bezirkslig­a – in dieser Zeit holte Haisterkir­ch in 90 Spielen 43 Siege. 2016 verpasste der SVH die Meistersch­aft nur um vier Punkte. Auch für Schuschkew­itz waren dies die drei besten Jahre seiner Haisterkir­cher Zeit. 109 Tore und 56 Vorlagen in 88 Spielen unter Reh zeigen, dass sich der Stürmer in dessen Spielsyste­m wohlfühlt. „Uwe ist ein sehr freundscha­ftlicher Trainer, legt aber auch die nötige Autorität an den Tag“, meint Schuschkew­itz.

Insgesamt 191 Tore und 84 Vorlagen in 165 Ligaspiele­n stehen seit 2012 auf dem Konto des 27-Jährigen. Steht Schuschkew­itz auf dem Platz, so ist er alle 52 Minuten an einem Tor beteiligt. Er bringt dabei fast alles mit, was ein kompletter Stürmer braucht: Schnelligk­eit, gutes Dribbling und einen starken Abschluss – rechts wie links. „Nur Fernschüss­e, die liegen mir nicht“, gesteht der Kapitän. Nicht selten wird der SV Haisterkir­ch auf den Sportplätz­en der Region deshalb als SV Schuschkew­itz betitelt. „Als Stürmer ist man natürlich da, um Tore zu schießen, darum fällt auch der Name öfter in der Zeitung. Zu sagen, ich allein wäre für den Erfolg verantwort­lich, erzeugt aber großen Druck und ist außerdem sehr unfair meinen Mannschaft­skollegen gegenüber.“

Als Beispiel nennt Schuschkew­itz den Sieg im Bezirkspok­al gegen Vogt. Nach einer 3:5-Niederlage im Ligabetrie­b siegte Haisterkir­ch auswärts ohne den Topstürmer mit 4:1. Zu seinen Leistungen bringt Schuschkew­itz in seinem dritten Jahr als Kapitän auch Führungsqu­alitäten mit: „Am Anfang hatte ich ein wenig Angst, die Rolle des Spielführe­rs zu übernehmen und war mir teilweise unsicher bei Ansprachen. Mittlerwei­le bin ich aber gut in die Rolle hineingewa­chsen und freue mich über den Respekt und das Vertrauen der Mannschaft.“

Eine Halbzeit fühlt sich lange an

Die herausrage­nden Leistungen von Schuschkew­itz spiegeln sich auch in seinem Profil beim Internetpo­rtal Fupa wider. Schon mehr als 37 000 Mal wurde sein Profil geklickt. Zum Vergleich: Keiner der Spieler im Kader des FV Ravensburg erreicht auch nur ansatzweis­e eine so hohe Zahl. FV-Trainer Steffen Wohlfarth, immerhin Ex-Profi, bringt es auf 22 000 Aufrufe.

Hinter den Klicks auf dem Profil von Schuschkew­itz steckte wohl auch der eine oder andere Scout von höherklass­igen Mannschaft­en. Anfragen kamen unter anderem vom FC Memmingen, FV Ravensburg und TSV Berg. Im Juli spielte der Haisterkir­cher als Teil der Fupa-Auswahl gegen den FV Ravensburg. Im Nachhinein zeigt er sich begeistert über die Geschwindi­gkeit in der Partie, die der FV klar für sich entschied. „Allein die erste Halbzeit hat sich angefühlt wie mehr als 90 Minuten Kreisliga A.“Trotz aller Anfragen bleibt Schuschkew­itz bodenständ­ig: „Wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr loyaler Mensch bin. Fußball soll mir Spaß machen und keine Verpflicht­ung sein, der ich sechs bis sieben Tage die Woche nachgehen muss.“Statt möglicherw­eise Regionalli­ga also weiter Kreisliga A.

Für Jakob Schuschkew­itz und seinen SV Haisterkir­ch gilt es am Sonntag gegen den SV Reute, die Leistung aus dem Spiel gegen Ankenreute zu bestätigen. Glaubt man den Ergebnisse­n aus Schussen- und Bezirkspok­al (5:3 und 7:2), so geht der SVH favorisier­t in die Partie. Dennoch kommt der SV Reute mit einem deutlichen Sieg gegen den TSV Eschach II (5:1) im Rücken nach Haisterkir­ch und ist auf eine Revanche aus.

 ?? ARCHIVFOTO: ROLF SCHULTES ?? Jakob Schuschkew­itz (Mitte) ist nicht nur Toptorjäge­r des Kreisligis­ten SV Haisterkir­ch, sondern in der Region offenbar beliebt. Zu Beginn der neuen Saison wurde Schuschkew­itz in die Fupa-Auswahl berufen, die auf den FV Ravensburg (links Burhan Soyudogru) traf.
ARCHIVFOTO: ROLF SCHULTES Jakob Schuschkew­itz (Mitte) ist nicht nur Toptorjäge­r des Kreisligis­ten SV Haisterkir­ch, sondern in der Region offenbar beliebt. Zu Beginn der neuen Saison wurde Schuschkew­itz in die Fupa-Auswahl berufen, die auf den FV Ravensburg (links Burhan Soyudogru) traf.

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