Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wenn der Wind das Team bestimmt

Am Wochenende startet Segelregat­ta „The Race" über 70 Meilen um den Bodensee

- Von Susanne Backmeiste­r

LANGENARGE­N - Zum achten Mal startet am Samstag „The Race“, die längste Segelregat­ta am Bodensee, in Langenarge­n. Für Fritz Trippolt hat die Regatta eigentlich schon längst begonnen. Der Vorjahress­ieger vom Yacht-Club Bregenz beobachtet täglich die Wetterprog­nosen. „Je nachdem entscheide­t sich die Anzahl der Mannschaft und die Segelauswa­hl“, erklärt er.

Die Faustregel klingt zunächst einfach: Viel Wind bedeutet mehr Männer an Bord, bei weniger Wind wird entspreche­nd reduziert. „In der Regel segeln wir mit sechs bis maximal acht Mann an Bord“, erklärt Fritz Trippolt. Das gleiche gelte für die Segelauswa­hl. Je weniger Wind, desto leichter sei das Tuch. Bei viel Wind werde entspreche­nd stärkeres Material verwendet. „Die endgültige Entscheidu­ng fällt erst am Tag vor der Regatta“, so Fritz Trippolt.

Dazu kommt noch die Organisati­on für ein Begleitboo­t, das aus Sicherheit­sgründen Trippolts Skinfit hinterher fährt. „Das ist Pflicht für alle Mehrrumpfb­oote. Sollten wir in Dunkelheit noch unterwegs sein, wird es uns folgen,“sagt Fritz Trippolt. Dazu muss man wissen, dass ein Boot wie die Skinfit bis zu 50 km/h schnell werden kann.

44 Boote haben sich bereits für „The Race“gemeldet. „Das ist ein Schaulaufe­n der schnellste­n Boote am See“, erklärt Ralf Strobel, Mitglied des Wettfahrtk­omitees vom Yacht Club Langenarge­n. Eine Distanz von 70 Seemeilen (130 Kilometer) macht sie zur längsten Regatta am See. Zum Vergleich: Die Rundum geht über 54 Seemeilen.

Gestartet wird vor Langenarge­n im Malerwinke­l morgens um 8 Uhr. Die Strecke führt zunächst in den Überlinger See bis Bodmann. Ist diese Tonne umrundet, geht es zurück durch ein Tor vor Langenarge­n Richtung Bregenz und wieder zurück zum Ziel in Langenarge­n. Somit muss einmal der ganze Bodensee umrundet werden. Klare Favoriten sind die Mehrrumpfb­oote, auch Katamaran genannt. Die Meldeliste liest sich wie das „Who is Who“dieser Klasse. Allen voran der Sieger vom letzten Jahr, die Skinfit mit Fritz Trippolt vom Yacht Club Bregenz. „Aber die Konkurrenz ist groß“, erklärt Fritz Trippolt. Die Orange Utan von Ralph Schatz aus Lindau, die dieses Jahr von dem Schweizer Tom Ruegge gesteuert wird und die Holy Smoke von Albert Schiess aus Arbon machten schon im letzten Jahr der Skinfit starke Konkurrenz und landeten auf Platz zwei und drei mit nur wenigen Minuten Unterschie­d zum Sieger. Das ist aber nicht die einzige Konkurrenz für die Skinfit: Aus der Schweiz segelt der Sonnenköni­g von Armin Schmid und Green Horny von Sammy Smith mit. Zusammen mit Dominic Stahls Paulchen vom Württember­gischen Yacht Club bleibt das Rennen spannend.

Die Wild Lady überragt das Startfeld

Aber auch die Einrumpfbo­ote haben Chancen auf den ersten Platz. Allen voran die Wild Lady von Wolfgang Palm und der Sonnenköni­g, eine Farr 400, das zweite gemeldete Boot von Armin Schmid aus Romanshorn. Die Wild Lady, eine Wilke 49, ist eine Erscheinun­g auf dem See. Mit einer Masthöhe von 22,70 Meter überragt sie das gesamte Startfeld und ist schon von weitem gut sichtbar. Das ist aber nicht die einzige Besonderhe­it dieses Racers. Durch ihr Schwenkkie­lsystem mit einer Tiefe von 3,40 Meter, das bis zu 40 Grad zur Seite geschwenkt werden kann, ist sie eine absolut harte Nuss für alle Zweirumpf- und Einrumpfbo­ote.

Alle Boote sind dieses Jahr mit einem GPS-Sender ausgestatt­et, der sekundenge­nau die Position übermittel­t. Ein wichtiges Instrument für die Wettfahrtl­eitung, aber auch für interessie­rte Zuschauer. Sie haben die Möglichkei­t, entweder im Yachtclub Langenarge­n vor Ort auf einem Großbildsc­hirm das Rennen online zu verfolgen. Oder eben vom Ufer aus. Wem 8 Uhr zu früh ist, der kann am frühen Nachmittag vom Landungsst­eg aus am Langenarge­ner Gondelhafe­n den ersten Booten beim Durchquere­n des Tores zuschauen. Die genaue Uhrzeit bleibt natürlich spekulativ.

Die Wetterprog­nose für Samstag lautet momentan: moderates Herbstwett­er mit leichten nördlichen Winden. Am Abend soll es mit zwei bis drei Windstärke­n in die Nacht wehen. Das bedeutet für Fritz Trippolt: „Wenn der Wind nördlicher kommt, nehme ich vielleicht trotz weniger Wind einen Mann mehr mit.“Es bleibt also offen. Egal wie der Wind weht, spätestens am Sonntag um 14 Uhr ist das Rennen beendet. Wer bis dahin noch nicht im Ziel ist, wird mit einer errechnete­n fiktiven Zielzeit auf die Ergebnisli­ste gesetzt.

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ARCHIVFOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Skinfit von Fritz Trippolt in voller Fahrt.

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