Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenn der Wind das Team bestimmt
Am Wochenende startet Segelregatta „The Race" über 70 Meilen um den Bodensee
LANGENARGEN - Zum achten Mal startet am Samstag „The Race“, die längste Segelregatta am Bodensee, in Langenargen. Für Fritz Trippolt hat die Regatta eigentlich schon längst begonnen. Der Vorjahressieger vom Yacht-Club Bregenz beobachtet täglich die Wetterprognosen. „Je nachdem entscheidet sich die Anzahl der Mannschaft und die Segelauswahl“, erklärt er.
Die Faustregel klingt zunächst einfach: Viel Wind bedeutet mehr Männer an Bord, bei weniger Wind wird entsprechend reduziert. „In der Regel segeln wir mit sechs bis maximal acht Mann an Bord“, erklärt Fritz Trippolt. Das gleiche gelte für die Segelauswahl. Je weniger Wind, desto leichter sei das Tuch. Bei viel Wind werde entsprechend stärkeres Material verwendet. „Die endgültige Entscheidung fällt erst am Tag vor der Regatta“, so Fritz Trippolt.
Dazu kommt noch die Organisation für ein Begleitboot, das aus Sicherheitsgründen Trippolts Skinfit hinterher fährt. „Das ist Pflicht für alle Mehrrumpfboote. Sollten wir in Dunkelheit noch unterwegs sein, wird es uns folgen,“sagt Fritz Trippolt. Dazu muss man wissen, dass ein Boot wie die Skinfit bis zu 50 km/h schnell werden kann.
44 Boote haben sich bereits für „The Race“gemeldet. „Das ist ein Schaulaufen der schnellsten Boote am See“, erklärt Ralf Strobel, Mitglied des Wettfahrtkomitees vom Yacht Club Langenargen. Eine Distanz von 70 Seemeilen (130 Kilometer) macht sie zur längsten Regatta am See. Zum Vergleich: Die Rundum geht über 54 Seemeilen.
Gestartet wird vor Langenargen im Malerwinkel morgens um 8 Uhr. Die Strecke führt zunächst in den Überlinger See bis Bodmann. Ist diese Tonne umrundet, geht es zurück durch ein Tor vor Langenargen Richtung Bregenz und wieder zurück zum Ziel in Langenargen. Somit muss einmal der ganze Bodensee umrundet werden. Klare Favoriten sind die Mehrrumpfboote, auch Katamaran genannt. Die Meldeliste liest sich wie das „Who is Who“dieser Klasse. Allen voran der Sieger vom letzten Jahr, die Skinfit mit Fritz Trippolt vom Yacht Club Bregenz. „Aber die Konkurrenz ist groß“, erklärt Fritz Trippolt. Die Orange Utan von Ralph Schatz aus Lindau, die dieses Jahr von dem Schweizer Tom Ruegge gesteuert wird und die Holy Smoke von Albert Schiess aus Arbon machten schon im letzten Jahr der Skinfit starke Konkurrenz und landeten auf Platz zwei und drei mit nur wenigen Minuten Unterschied zum Sieger. Das ist aber nicht die einzige Konkurrenz für die Skinfit: Aus der Schweiz segelt der Sonnenkönig von Armin Schmid und Green Horny von Sammy Smith mit. Zusammen mit Dominic Stahls Paulchen vom Württembergischen Yacht Club bleibt das Rennen spannend.
Die Wild Lady überragt das Startfeld
Aber auch die Einrumpfboote haben Chancen auf den ersten Platz. Allen voran die Wild Lady von Wolfgang Palm und der Sonnenkönig, eine Farr 400, das zweite gemeldete Boot von Armin Schmid aus Romanshorn. Die Wild Lady, eine Wilke 49, ist eine Erscheinung auf dem See. Mit einer Masthöhe von 22,70 Meter überragt sie das gesamte Startfeld und ist schon von weitem gut sichtbar. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit dieses Racers. Durch ihr Schwenkkielsystem mit einer Tiefe von 3,40 Meter, das bis zu 40 Grad zur Seite geschwenkt werden kann, ist sie eine absolut harte Nuss für alle Zweirumpf- und Einrumpfboote.
Alle Boote sind dieses Jahr mit einem GPS-Sender ausgestattet, der sekundengenau die Position übermittelt. Ein wichtiges Instrument für die Wettfahrtleitung, aber auch für interessierte Zuschauer. Sie haben die Möglichkeit, entweder im Yachtclub Langenargen vor Ort auf einem Großbildschirm das Rennen online zu verfolgen. Oder eben vom Ufer aus. Wem 8 Uhr zu früh ist, der kann am frühen Nachmittag vom Landungssteg aus am Langenargener Gondelhafen den ersten Booten beim Durchqueren des Tores zuschauen. Die genaue Uhrzeit bleibt natürlich spekulativ.
Die Wetterprognose für Samstag lautet momentan: moderates Herbstwetter mit leichten nördlichen Winden. Am Abend soll es mit zwei bis drei Windstärken in die Nacht wehen. Das bedeutet für Fritz Trippolt: „Wenn der Wind nördlicher kommt, nehme ich vielleicht trotz weniger Wind einen Mann mehr mit.“Es bleibt also offen. Egal wie der Wind weht, spätestens am Sonntag um 14 Uhr ist das Rennen beendet. Wer bis dahin noch nicht im Ziel ist, wird mit einer errechneten fiktiven Zielzeit auf die Ergebnisliste gesetzt.