Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Titelverteidiger mit bescheidenen Zielen
Die Ravensburg Towerstars rufen öffentlich nicht die erneute DEL2-Meisterschaft aus – Titel hat aber für Euphorie gesorgt
WEINGARTEN - Weil die Ravensburg Towerstars Meister in der Deutschen Eishockey-Liga 2 sind, durften sie am Mittwoch Gastgeber der Auftaktpressekonferenz der Liga zur Saison 2019/20 sein. Geschäftsführer Rainer Schan vermeldete in den Räumen von Towerstars-Hauptsponsor CHG Meridian in Weingarten einen Rekord an verkauften Dauerkarten und ein gestiegenes Budget. Die Erwartungen der Towerstars-Fans sind groß. Schan und Aufsichtsratschef Frank Kottmann warnten aber vor zu großer Euphorie.
Zwei neue Trainer, zehn neue Spieler, viele Leistungsträger aus dem Meisterjahr sind weg. Die Towerstars haben einen großen Umbruch hinter sich. „Das war auch so gewollt“, sagt Gastgeber Frank Kottmann. „Die neue Mannschaft wird aber etwas Zeit brauchen, und die Zeit werden wir ihr auch geben.“
Das Ziel der Ravensburger ist ein Platz unter den Top 6, um direkt das Play-off-Viertelfinale zu erreichen. Klingt alles ein bisschen defensiv. Keine Spur von großem Selbstbewusstsein eines Meisters.
Dabei haben in einer Umfrage der Fachzeitschrift „Eishockey News“zwölf von 14 Managern der DEL2Clubs die Ravensburg Towerstars auf dem Favoritenzettel. „Das freut uns natürlich“, sagt Rainer Schan. „Aber die anderen Manager sind ja nicht so hautnah dran wie wir.“Man müsse und wolle den „Puck flachhalten“. Doch dann gibt es von Kottmann doch noch eine kleine Kampfansage. „Ich glaube, wir werden wieder ganz vorne mitspielen.“
Was sollen sie auch anderes sagen? Durch den Triumph gegen die Löwen Frankfurt und die zweite Meisterschaft nach 2011 ist die Euphorie im Umfeld der Towerstars signifikant gestiegen. Rund 1700 Dauerkarten haben die Towerstars verkauft. „Es gab viele Anfragen von neuen Sponsoren“, sagt Schan. „Wir haben eine kleine Euphorie entfacht und wollen das sportlich zurückzahlen.“
Start mit einem Derby
Apropos Geld: In der vergangenen Saison kamen die 14 Zweitligisten laut DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch auf einen Gesamtumsatz von 38,8 Millionen Euro. Auch das eine Zahl, die die zweite deutsche Eishockeyliga noch nie erreicht hat. „Das ist für eine 2. Liga in Deutschland außerhalb des Fußballs eine sehr gute Zahl“, sagt Rudorisch.
Los geht es für die Towerstars am Freitagabend um 20 Uhr in der CHGArena gegen den Derbyrivalen und letztjährigen Halbfinalgegner ESV Kaufbeuren. Dreimal in Folge standen die Allgäuer zuletzt im Play-offHalbfinale. Das Ziel in dieser Saison ist dennoch zunächst ein Platz unter den besten 10. „Man braucht auch immer ein bisschen Glück“, sagt Trainer Andreas Brockmann. „Eine kleine Niederlagenserie und du bist ruck, zuck raus.“
Zum letzten Mal startet die DEL2 ab Freitag übrigens in eine Saison ohne Aufstiegsmöglichkeit. Sowohl Kaufbeuren als auch Ravensburg erfüllen zwar die Vorgaben der DEL nicht und könnten derzeit gar nicht aufsteigen. „Wir müssen erst unsere Hausaufgaben machen“, sagt Kottmann mit Verweis auf die Stadionproblematik in Ravensburg – ohne neue Halle keine DEL. Die Vorfreude auf die Saison 2020/21 ist aber dennoch schon jetzt ein bisschen zu spüren. „Jeder ambitionierte Club will Meister werden“, meint Schan. „Es wäre doch doppelt schön, wenn dann eine Mannschaft Meister werden würde, die nicht aufsteigen kann und damit anderen, die hoch könnten und wollen, ein Bein stellen.“
Eine interaktive Übersicht über den Kader der Towerstars gibt es im Internet unter: