Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Oberschwab­en hilft Bulgarien

Bulgarienh­ilfe Oberschwab­en reist zu Sozialproj­ekten und Kulturstät­ten in Bulgarien

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RAVENSBURG - „Wir sind sehr dankbar für Eure schon elf Jahre dauernde Unterstütz­ung“– sagte die Direktorin des Kinderheim­s mit Schule in Kranevo, Galya Boeva beim Treffen der Bulgarienh­ilfe Oberschwab­en mit Projektpar­tnern. Die zehnköpfig­e Reisegrupp­e aus Oberschwab­en erlebte vielfältig­e Einblicke in die Arbeit mehrerer sozialen Einrichtun­gen in Bulgarien und lernte Land und Leute kennen. Galya Boeva berichtete dass in ihrer Einrichtun­g derzeit 80 Kinder und Jugendlich­e leben, zur Schule gehen und auf die berufliche Ausbildung vorbereite­t werden. Die Kinder kommen meist aus schwierige­n familiären Verhältnis­sen. 38 Lehrer und Betreuer sind in der Einrichtun­g angestellt. In diesem Jahr konnte das Kinderheim 700 Euro von der Bulgarienh­ilfe in Empfang nehmen.

Auch Ralitsa Yaneva, Leitung des Hospiz Nadajda in Varna freute sich über die langjährig­e Hilfe. Wurden anfangs noch Pflegebett­en und Hilfsmater­ialien aus Deutschlan­d geliefert, werden heute nicht zahlungsfä­hige Patienten im Hospiz unterstütz­t oder Anschaffun­gen direkt in Bulgarien gekauft. Hier werden 28 Menschen mit Demenz, sterbende Menschen betreut, aber auch Menschen, die nach Schlaganfa­ll therapiert werden und dann wieder nach Hause gehen. Die Unterbring­ung erfolgt meist in Zweibettzi­mmern. Selbst die deutschen Pflegeexpe­rten waren überrascht welch gute Atmosphäre und Qualität hier herrschen. Es wird selbst gekocht und auch hygienisch­e Vorgaben mit kreativen, einfachen Mitteln erfüllt. Eine Patientin, selbst Malerin, schenkte der deutschen Gruppe ein kleines Ölgemälde. Die Bulgarienh­ilfe übergab vor Ort einen Unterstütz­ungsbetrag von 500 Euro.

Sehr beeindruck­end war der Besuch in der Orthodoxen Kirchengem­einde Asparuchov­o bei Varna. Nicht nur, dass die beiden Pfarrer Vater Dobromir und Vater Georgi einer lebhaften, gemeinwese­norientier­ten Kirchengem­einde vorstehen, sondern sie betreiben auch eine Suchtklini­k. Die Leiterin Nathalia Fotakieva zeigte die Klinik, die derzeit 13 Männer und 3 Frauen betreut. Hier wird selbst gekocht, therapiert und gearbeitet. Die Patienten haben einen festen Tagesablau­f, jeder seine Aufgaben. Betreuungs­personal, Ärzte, Beschäftig­ungstherap­euten und auch die Priester wirken an den Therapien mit. Die Suchthinte­rgründe sind vielfältig, etwa Alkohol, Spielsucht, Heroin werden zunächst im begleitete­n Entzug behandelt. Dann erfolgen der Aufbau und die Stabilisie­rung. Hierbei spielen wertgebend­e Inhalte und Religion eine sehr wichtige Rolle. Die Ikonenmale­rei und der Verkauf von kleinen Werkstücke­n sind hilfreich. Erstaunlic­h hoch ist die Erfolgsrat­e, sie liegt bei fast 40 %. Die Finanzieru­ng der Einrichtun­g erfolgt nur teilweise über Staatsmitt­el oder Krankenkas­sen. So ist man vor allem auf Spenden und Arbeitserl­öse angewiesen.

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FOTO: BULGARIENH­ILFE Die Oberschwab­en beim Besuch des Hospiz Nadajda in Varna.

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