Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stadt plant weitere Sozialwohnungen
Geplanter Eigenbetrieb „Städtische Wohnungen“soll für Entspannung sorgen
Wohnraum fehlt – Neuer Ravensburger Eigenbetrieb soll Abhilfe schaffen.
RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg will mehr Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen schaffen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll ein Eigenbetrieb „Städtische Wohnungen Ravensburg“gegründet werden.
Eine bundesweite Auswertung von amtlichen Mietpreisübersichten ergab Anfang des Jahres: Ravensburg gehört zu den 25 Städten mit den teuersten Mieten in ganz Deutschland. Da verwundert es nicht, dass vor allem Menschen mit schmalem Geldbeutel große Probleme haben, in der Türmestadt eine Bleibe zu finden. Denn: Die Stadt Ravensburg hat derzeit 390 Sozialwohnungen in ihrem Eigentum, doch weitere 150 Ravensburger haben einen Antrag gestellt.
Am Montag wird der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats daher über die Gründung eines Eigenbetriebs „Städtische Wohnungen Ravensburg“beraten. Der soll nach Wunsch der Verwaltung bereits am 1. Januar 2020 seine Arbeit aufnehmen. Der Eigenbetrieb soll laut Satzung „zu einer angemessenen Wohnungsversorgung der Bevölkerung beitragen“. Zudem ist angedacht, dass er die Wohnungen der Stadt betreibt, unterhält, entwickelt sowie „Wachstumspotenziale“identifiziert und umsetzt. Dafür wird der Bestand an Sozialwohnungen aus dem städtischen Kernhaushalt herausgelöst und in den Eigenbetrieb überführt.
Die Stadt verspricht sich von dem finanzwirtschaftlich eigenständigen Betrieb mehrere Vorteile gegenüber der derzeitigen Situation. Zum einen werde es durch diese Betriebsform einfacher, gezielt erwirtschaftete Einnahmen direkt für Investitionen zur Aufwertung oder Erweiterung des städtischen Wohnungsbestands zu verwenden – da die erwirtschaftete Abschreibung vollumfänglich beim Eigenbetrieb verbleibt. Zum anderen soll dadurch flexibler und effizienter neuer Wohnraum geschaffen werden.
Das ist dringend nötig, da nach einer Studie vom Februar 2019 bis 2025 in Ravensburg 119 Wohneinheiten aus der Preisbindung des öffentlich geförderten Wohnungsbestands herausfallen werden. Die Stadt will daher bis 2030 rund 100 neue Wohnungen schaffen. Dies könnte, so die Stadtverwaltung, „durch maßvolle Aufstockungen von Bestandsgebäuden in den Quartieren sowie auch Neubauvorhaben erreicht werden“.
Der neue Eigenbetrieb soll nach Plänen der Stadt kein eigenes Personal haben, sondern auf Mitarbeiter des Amtes für Architektur und Gebäudemanagement zurückgreifen, wofür in dieser Abteilung eineinhalb neue Stellen geschaffen werden. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass der Eigenbetrieb zumindest in den ersten Jahren seines Bestehens Verluste machen wird, die der städtische Etat wird ausgleichen müssen.
Ob der neue Eigenbetrieb für eine Entspannung auf dem Ravensburger Wohnungsmarkt sorgen kann, ist derzeit nicht absehbar. Denn eigentlich würde Ravensburg schon jetzt 600 bis 700 Sozialwohnungen benötigen, wie Bürgermeister Dirk Bastin im April sagte. Neben den vorhandenen Sozialwohnungen gibt es in Ravensburg noch rund 300 staatlich geförderte Privatwohnungen mit gedeckeltem Mietpreis. Diese Zahl will die Stadt mithilfe des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum auf 1000 erhöhen.