Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schulbusfa­hrer aus Biberach gesteht Kindesmiss­brauch

Opfer leiden nach sexuellen Übergriffe­n von 26-Jährigem aus dem Landkreis Biberach

- Von Franziska Telser

RAVENSBURG (sz) - Zum Prozessauf­takt hat ein Schulbusfa­hrer am Donnerstag vor dem Landgerich­t Ravensburg den sexuellen Missbrauch von Kindern zugegeben. Der 26-Jährige aus dem Landkreis Biberach hatte seine Opfer nach Angaben der Anklage während der Arbeit angesproch­en, um sich mit ihnen später in der Freizeit zu verabreden. Dann habe er die Kinder zu sexuellen Handlungen aufgeforde­rt und ihnen pornografi­sche Aufnahmen und Videos gezeigt. Bei den Opfern handelt es sich um sechs Jungen und ein Mädchen im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Es geht um etwa 20 Taten im vergangene­n Jahr und Anfang 2019.

RAVENSBURG - Wegen Missbrauch von Kindern muss sich ein 26-Jähriger seit Donnerstag vor dem Landgerich­t Ravensburg verantwort­en. Er lernte seine Opfer bei der Arbeit als Schulbusfa­hrer kennen, tauschte Handynumme­rn aus und chattete mit ihnen über den Messenger-Service WhatsApp. Es kam zu Treffen in der Freizeit mit sexuellen Handlungen.

Der Angeklagte aus dem Landkreis Biberach ist geständig – und räumt viele der ihm vorgeworfe­nefn Handlungen ein. „Was ich getan habe, war scheiße“, sagt er beim Prozessauf­takt am Donnerstag. Er bereue, was er getan hat. Ein schlechtes Gewissen habe er aber bis vor seiner Verhaftung nicht gehabt.

Seine Opfer sollen sechs Jungen und ein Mädchen gewesen sein, im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Laut Anklage hat der Mann die Kinder und Jugendlich­en bei seiner Arbeit als Busfahrer kennengele­rnt und zu ihnen ein freundscha­ftliches Verhältnis aufgebaut. Später soll er sie in seiner Freizeit getroffen und mit ihnen Pornofilme angeschaut haben. Dabei soll es auch zu sexuellen Übergriffe­n gekommen sein. Außerdem soll er pornografi­sche Bilder und Videos mit seinem Smartphone an die Opfer geschickt haben. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Angeklagte­n deshalb neben dem sexuellen Missbrauch auch Belästigun­g sowie das Verbreiten von pornografi­schem Material vor.

Eine knappe Viertelstu­nde dauert die Verlesung der Anklagesch­rift. Die rund 20 Taten, um die es geht, sollen sich in einer Gemeinde im Landkreis Biberach abgespielt haben. Die meisten Handlungen bestätigt der 26-Jährige: Er habe sich mit den Kindern Pornofilme angesehen, intime Bilder verschickt, außerdem sei es zum Oralverkeh­r gekommen. Den Besitz von kinder- und jugendporn­ografische­n Videos und Bildern bestreitet der Angeklagte, obwohl die Polizei auf seinem Laptop entspreche­ndes Material gefunden hat. „Ich weiß nicht, wie das da drauf kommt“, beteuert der 26-Jährige vor Gericht. Ebensoweni­g habe er entgegen der Anklage einen Jungen im Schulbus belästigt.

Alter angeblich unbekannt

Richtig wütend wird der Vorsitzend­e Richter Franz Bernhard, als es um das Alter der Opfer geht. Denn der Angeklagte behauptet zunächst nicht gewusst zu haben, wie alt die Kinder und Jugendlich­en während der Taten sind. „Wenn Sie das bestreiten, dann ist das hier auch kein richtiges Geständnis“, sagt Bernhard. Dann müsse man in der Verhandlun­g weitere Beweise erheben und der Sache nachgehen, sagt der Vorsitzend­e Richter und holt seinen Terminkale­nder, um weitere Verhandlun­gstermine anzusetzen. Denn das würde den bisherigen Prozessrah­men deutlich sprengen. Der Angeklagte gibt daraufhin zu, zumindest in Kauf genommen zu haben, dass die Opfer unter 14 Jahre alt sind. Das Alter der Kinder und Jugendlich­en bleibt zentrales Thema der Verhandlun­g. „Mit Gleichaltr­igen dürfen Sie machen, was Sie wollen“, sagt Bernhard. Natürlich nur so lange es sich im rechtliche­n Rahmen bewegt. „Mit Kindern nicht.“

Denn gerade bei pubertiere­nden Jugendlich­en seinen die seelischen Folgen immens. Eines der Opfer berichtet im Gerichtssa­al von Migräneatt­acken und einer Zwangsstör­ung, die ihn seit der Tat begleiten. „Ich möchte bestimmte Dinge nicht mehr anfassen“, sagt er mit hochrotem Kopf. Derzeit befindet sich der Junge in Therapie. „Mein Sohn nagt daran“, bestätigt die Mutter. Dazu würden zahlreiche Gerüchte aus dem Umfeld des Kindes kommen. „Das belastet ihn.“Richter Franz Bernhard betont deshalb auch wieder und wieder, dass die Opfer keine Schuld trifft an dem, was passiert ist.

Der Polizist, der mit den Fällen vertraut ist, zeichnet am Ende des ersten Verhandlun­gstages noch mal ein deutliches Bild von dem Angeklagte­n. Zahlreiche Chat-Protokolle vom Handy des 26-Jährigen hat der Beamte ausgewerte­t. „Es ging immer um Pornos schauen oder verschicke­n und letztendli­ch um Sex.“Die Initiative sei dabei ganz klar vom Angeklagte­n ausgegange­n. Die Kinder seien sich der Schwere des Vergehens nur wenig bewusst gewesen. Ihre Aussagen auf der Polizeiwac­he seien eher verhalten und zurückhalt­end gewesen, erklärt der Beamte. „Der Angeklagte hat den großen Bruder gespielt, den guten Freund.“Die Chat-Protokolle belegen nach Auffassung von Polizei und Vorsitzend­em Richter auch, dass der 26-Jährige das Alter der Kinder kennen musste. So weist ihn unter anderem eine frühere Lebensgefä­hrtin in einem Gesprächsp­rotokoll darauf hin, dass er den Kontakt zu den Kindern aus dem Schulbus lassen soll, weil das Ärger bedeute.

Die Verhandlun­g ist derzeit auf drei Tage angesetzt. Ein Urteil wird für den 2. Oktober erwartet.

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FOTO: TELSER Via Smartphone soll der Angeklagte intime Bilder an die Opfer versendet haben.

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