Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schulbusfahrer aus Biberach gesteht Kindesmissbrauch
Opfer leiden nach sexuellen Übergriffen von 26-Jährigem aus dem Landkreis Biberach
RAVENSBURG (sz) - Zum Prozessauftakt hat ein Schulbusfahrer am Donnerstag vor dem Landgericht Ravensburg den sexuellen Missbrauch von Kindern zugegeben. Der 26-Jährige aus dem Landkreis Biberach hatte seine Opfer nach Angaben der Anklage während der Arbeit angesprochen, um sich mit ihnen später in der Freizeit zu verabreden. Dann habe er die Kinder zu sexuellen Handlungen aufgefordert und ihnen pornografische Aufnahmen und Videos gezeigt. Bei den Opfern handelt es sich um sechs Jungen und ein Mädchen im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Es geht um etwa 20 Taten im vergangenen Jahr und Anfang 2019.
RAVENSBURG - Wegen Missbrauch von Kindern muss sich ein 26-Jähriger seit Donnerstag vor dem Landgericht Ravensburg verantworten. Er lernte seine Opfer bei der Arbeit als Schulbusfahrer kennen, tauschte Handynummern aus und chattete mit ihnen über den Messenger-Service WhatsApp. Es kam zu Treffen in der Freizeit mit sexuellen Handlungen.
Der Angeklagte aus dem Landkreis Biberach ist geständig – und räumt viele der ihm vorgeworfenefn Handlungen ein. „Was ich getan habe, war scheiße“, sagt er beim Prozessauftakt am Donnerstag. Er bereue, was er getan hat. Ein schlechtes Gewissen habe er aber bis vor seiner Verhaftung nicht gehabt.
Seine Opfer sollen sechs Jungen und ein Mädchen gewesen sein, im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Laut Anklage hat der Mann die Kinder und Jugendlichen bei seiner Arbeit als Busfahrer kennengelernt und zu ihnen ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut. Später soll er sie in seiner Freizeit getroffen und mit ihnen Pornofilme angeschaut haben. Dabei soll es auch zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Außerdem soll er pornografische Bilder und Videos mit seinem Smartphone an die Opfer geschickt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten deshalb neben dem sexuellen Missbrauch auch Belästigung sowie das Verbreiten von pornografischem Material vor.
Eine knappe Viertelstunde dauert die Verlesung der Anklageschrift. Die rund 20 Taten, um die es geht, sollen sich in einer Gemeinde im Landkreis Biberach abgespielt haben. Die meisten Handlungen bestätigt der 26-Jährige: Er habe sich mit den Kindern Pornofilme angesehen, intime Bilder verschickt, außerdem sei es zum Oralverkehr gekommen. Den Besitz von kinder- und jugendpornografischen Videos und Bildern bestreitet der Angeklagte, obwohl die Polizei auf seinem Laptop entsprechendes Material gefunden hat. „Ich weiß nicht, wie das da drauf kommt“, beteuert der 26-Jährige vor Gericht. Ebensowenig habe er entgegen der Anklage einen Jungen im Schulbus belästigt.
Alter angeblich unbekannt
Richtig wütend wird der Vorsitzende Richter Franz Bernhard, als es um das Alter der Opfer geht. Denn der Angeklagte behauptet zunächst nicht gewusst zu haben, wie alt die Kinder und Jugendlichen während der Taten sind. „Wenn Sie das bestreiten, dann ist das hier auch kein richtiges Geständnis“, sagt Bernhard. Dann müsse man in der Verhandlung weitere Beweise erheben und der Sache nachgehen, sagt der Vorsitzende Richter und holt seinen Terminkalender, um weitere Verhandlungstermine anzusetzen. Denn das würde den bisherigen Prozessrahmen deutlich sprengen. Der Angeklagte gibt daraufhin zu, zumindest in Kauf genommen zu haben, dass die Opfer unter 14 Jahre alt sind. Das Alter der Kinder und Jugendlichen bleibt zentrales Thema der Verhandlung. „Mit Gleichaltrigen dürfen Sie machen, was Sie wollen“, sagt Bernhard. Natürlich nur so lange es sich im rechtlichen Rahmen bewegt. „Mit Kindern nicht.“
Denn gerade bei pubertierenden Jugendlichen seinen die seelischen Folgen immens. Eines der Opfer berichtet im Gerichtssaal von Migräneattacken und einer Zwangsstörung, die ihn seit der Tat begleiten. „Ich möchte bestimmte Dinge nicht mehr anfassen“, sagt er mit hochrotem Kopf. Derzeit befindet sich der Junge in Therapie. „Mein Sohn nagt daran“, bestätigt die Mutter. Dazu würden zahlreiche Gerüchte aus dem Umfeld des Kindes kommen. „Das belastet ihn.“Richter Franz Bernhard betont deshalb auch wieder und wieder, dass die Opfer keine Schuld trifft an dem, was passiert ist.
Der Polizist, der mit den Fällen vertraut ist, zeichnet am Ende des ersten Verhandlungstages noch mal ein deutliches Bild von dem Angeklagten. Zahlreiche Chat-Protokolle vom Handy des 26-Jährigen hat der Beamte ausgewertet. „Es ging immer um Pornos schauen oder verschicken und letztendlich um Sex.“Die Initiative sei dabei ganz klar vom Angeklagten ausgegangen. Die Kinder seien sich der Schwere des Vergehens nur wenig bewusst gewesen. Ihre Aussagen auf der Polizeiwache seien eher verhalten und zurückhaltend gewesen, erklärt der Beamte. „Der Angeklagte hat den großen Bruder gespielt, den guten Freund.“Die Chat-Protokolle belegen nach Auffassung von Polizei und Vorsitzendem Richter auch, dass der 26-Jährige das Alter der Kinder kennen musste. So weist ihn unter anderem eine frühere Lebensgefährtin in einem Gesprächsprotokoll darauf hin, dass er den Kontakt zu den Kindern aus dem Schulbus lassen soll, weil das Ärger bedeute.
Die Verhandlung ist derzeit auf drei Tage angesetzt. Ein Urteil wird für den 2. Oktober erwartet.