Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Söder setzt auf den luftleeren Raum

Ministerpr­äsident sagt Hyperloop-Forschern der TU München finanziell­e Hilfe zu

- Von Ralf Müller

GARCHING - Den Kritikern, die seine Vision von einem bayerische­n Hyperloop als „Söder-Röhre“verspottet­en, möchte es der bayerische Ministerpr­äsident schon ganz gerne zeigen. Am Donnerstag stattete Markus Söder (CSU) den jungen Entwickler­n des Hyperloop-Teams der Technische­n Universitä­t (TU) München in Garching einen Besuch ab, brachte einen Scheck in Höhe von 80 000 Euro mit und versprach schon bald einen kräftigen Aufschlag: Im Herbst werde die Staatsregi­erung ein Forschungs­förderungs­programm auflegen und „richtig Geld in die Hand nehmen“. Davon werde auch die Hyperloop-Initiative etwas abbekommen.

Die Idee von Tesla-Chef Elon Musk, zukünftig Personen und Güter mit Schallgesc­hwindigkei­t durch luftleere Röhren zu schießen, soll in Bayern als Erstes marktreif werden, wünscht sich Söder. Die Studenteng­ruppe der TU München hatte bei von Musk ausgerufen­en Wettbewerb­en in Kalifornie­n mit ihren Entwicklun­gen schon viermal den ersten Platz errungen. Der in den „SpaceMaker“-Werkstätte­n der TU München in Garching entstanden­e Prototyp raste zuletzt mit 482 Kilometern pro Stunde durch eine luftleere Röhre. „Wir sind uns inzwischen sicher, dass es wirtschaft­lich betrieben werden kann“, sagt Forschungs­leiter Domenic Radeck. Für eine 400 Meter lange Teststreck­e werden sie allerdings wohl Staatsgeld brauchen. Söder zeigte sich geneigt: „Ich bin schon immer ScienceFic­tion-Fan gewesen.“

Ein Hyperloop bietet viele Vorteile: In platzspare­nden Betonröhre­n könnten Transportk­abinen mit bis zu 1200 Kilometern pro Stunde verkehren, und zwar „energieeff­izient, emissionsf­rei, sicher und kostengüns­tig“, so Gabriele Semino, Vorsitzend­er des Hyperloop-Trägervere­ins. Das Team arbeitet an einer Magnetschw­ebe-Technologi­e, mit deren Hilfe die Transporte­inheiten berührungs­frei durch die Röhre rasen könnten. In der Praxis allerdings sind noch viele Probleme zu lösen – etwa die Frage der Technik, die erforderli­ch ist, um Fahrgäste an den Stationen ein- und aussteigen zu lassen.

Die Arbeiten am Hyperloop werden künftig in eine neue TU-Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie in Taufkirche­n/Ottobrunn eingebette­t, kündigte TU-Präsident Wolfgang Herrmann an. Geplant seien eine neue Professur, ein erweiterte­s Projekttea­m, großzügige Forschungs­einrichtun­gen und eine Teststreck­e.

Das Hyperloop-Projekt ist Teil einer bayerische­n Luft- und Raumfahrts­trategie, die Söder in einer Regierungs­erklärung im vergangene­n Jahr vorgestell­t hatte und die von manchen belächelt worden war. Söder zeigte sich in Garching ungerührt: „Wer Witze macht, traut sich nicht, nachzudenk­en.“

 ?? FOTO: DPA ?? Die Kapsel der TU München kam in Los Angeles schon auf 482 Stundenkil­ometer.
FOTO: DPA Die Kapsel der TU München kam in Los Angeles schon auf 482 Stundenkil­ometer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany