Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ein kulturelles und urbanes Defizit“ „Aufwertung entspräche Zielen der Stadt“
Zum Bericht „ Kein Ort der Erinnerung“(SZ vom 10. September): Unsere Friedhöfe, gleich ob darauf noch bestattet wird oder ob sie stillgelegt sind, gelten zu Recht als Stätten der Kultur. Sie geben Einblick in die Mentalität und das Verhalten der Menschen des dazugehörigen Gemeinwesens, insbesondere wie sie mit ihrer Vergangenheit umgehen. Neben berühmten und bekannten Stätten, wie zum Beispiel Halle, Nürnberg, Straubing, Bornstedt – um nur einige zu nennen – gibt es auch viele kleine Anlagen, die nach Zustand und Pflege vom Verantwortungsbewusstsein ihrer Bürger zeugen.
Es genügt aber auch, einen Besuch in unserer Nachbarstadt Wangen zu machen, um zu sehen, wie ein solches Kulturdenkmal (alter Friedhof) erhalten und dargeboten werden kann. Wenn wir dagegen an unseren alten Friedhof, den sogenannten „alten Gottesacker“, denken, dann wird uns schmerzhaft bewusst, dass in Ravensburg an dieser Stelle wohl ein kulturelles und urbanes Defizit entstanden ist. Die derzeitigen Umstände lassen leider befürchten, dass irgendwann dann die Planierraupen das letzte Wort haben werden. Um dem vorzubeugen, wäre es das Mindeste, eine massive bauliche Abschottung zu den stark verkehrsbelasteten Straßen Georgstraße und Meersburger Straße zu schaffen, sowie für Aufsicht und Nachtschließung zu sorgen, um missbräuchliche Benutzung zu verhindern. Unseres Wissens befinden sich im Gewahrsam der Stadt noch alte Grabplatten und ähnliche interessante steinerne Reste, die seit der Auflassung des Friedhofs irgendwo lagern und die sich bei einer Restaurierung bzw. Neugestaltung der Anlage gut einfügen ließen. Eine Aufwertung dieses kleinen, ehrwürdigen Stückes Altstadt entspräche sicher auch den städtebaulichen Zielen der Stadt, insbesondere auch der Sicherung unseres innerstädtischen Bestands an Grünflächen.
Hermann und Elsbeth Riecke, Ravensburg
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