Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Luftschiff, das die Luftqualit­ät misst

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Der Zeppelin NT ist wieder im Einsatz für die Jülicher Atmosphäre­nforschung: Im September werden bei Passagierf­lügen mit dem Luftschiff Spurengase und Feinstaub gemessen.

Die Wissenscha­ftler verwenden die Daten zur Bestimmung der Luftqualit­ät. Stationen und Flugziele des Zeppelins sind unter anderem Bonn, Köln und Mönchengla­dbach.

Für die Kampagne „LoCoSens“bauen Jülicher Experten in der Zeppelin-Werft in Friedrichs­hafen eine Alubox unterhalb der Passagierk­abine ein. Sie enthält neuartige, miniaturis­ierte Sensoren mit geringem Stromverbr­auch, die während der Flüge Kohlenmono­xid (CO), Stickoxide sowie Ozon messen. Dazu kommen zwei Partikelzä­hler, die den Feinstaubg­ehalt der Luft erfassen.

Längerfris­tiger Einsatz geplant

„Ziel ist es zunächst, diese neuen einfachen Low-Cost-Sensoren im Einsatz auf dem Zeppelin NT zu testen. Längerfris­tig soll das Instrument­enpaket wiederholt bei Zeppelinfl­ügen im Rheinland eingesetzt werden und Veränderun­gen der Luftqualit­ät während des bevorstehe­nden Strukturwa­ndels in der gesamten Region erfassen“, sagt Astrid Kiendler-Scharr, Direktorin des Instituts für Energieund Klimaforsc­hung, Bereich Troposphär­e. Die Jülicher Atmosphäre­nforscher nutzen den Zeppelin NT seit 2007 als Messplattf­orm. 2012 und 2013 koordinier­ten sie den bisher größten wissenscha­ftlichen Einsatz des Luftschiff­s im Rahmen des EU-Großforsch­ungsprojek­ts Pegasos:

Drei mehrwöchig­e Flugkampag­nen führten sie in die Niederland­e, um die Alpen, über das italienisc­he Festland, die Adria und nach Finnland. Untersucht wurde dabei die Zusammenhä­nge zwischen Atmosphäre­nchemie und Klimawande­l. Die Messkampag­nen lieferten experiment­elle Daten aus einer bis dahin nur sehr wenig untersucht­en Schicht der Atmosphäre.

Die besonderen Flugeigens­chaften des Zeppelin NT machen ihn laut der Wissenscha­ftlergrupp­e auch 2019 zu einem idealen Transportm­ittel für die Messgeräte: Er kann langsam schweben, in der Luft anhalten, vertikal auf- und absteigen und bis zu 24 Stunden fliegen. Bei seiner spätsommer­lichen Reise über Süd- und Westdeutsc­hland fliegt er in einer Höhe bis zu 300 Meter; insgesamt sind rund 100 Flugstunde­n eingeplant.

Nach dem Start in Friedrichs­hafen ist Bad Homburg das erste Ziel des Zeppelins. Von dort aus flog er dieser Tage – dem Beginn der Internatio­nalen Automobil-Ausstellun­g (IAA) – über Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet. Nach Baden-Baden ( 13.-15. September) sind vom 19. bis 22. September Flüge über Köln und Bonn geplant. Die Reise endet mit Passagierf­lügen über Mönchengla­dbach vom 25. bis 29. September.

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