Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwei Kulturen und ein Film
Wie bei einem Filmprojekt eine Brücke von Uganda nach Deutschland gebaut wird
RAVENSBURG - Dieses Jahr steht beim Filmfestival „Abgedreht“alles unter dem Thema „Brücken“und das aus einem bestimmten Grund. „Wir wollen eine Brücke in den globalen Süden bauen“, sagt Veronika Baum. Jugendliche aus Uganda und aus Deutschland sollen gemeinsam einen dokumentarischen Kurzfilm erstellen, der sich mit dem Ziel nachhaltiger und verantwortungsvoller Produktion und Konsum beschäftigt.
Dieses Ziel soll anhand vom Anbau, der Weiterverarbeitung und dem Export von Bio-Ananas veranschaulicht werden. Der Film darf nicht länger als acht Minuten gehen, ansonsten sind der Kreativität und Umsetzung keine Grenzen gesetzt. Im Vordergrund des Projekts steht jedoch die Begegnung der Jugendlichen auf Augenhöhe, sowohl in Uganda als auch in Deutschland.
Zusammen mit Thomas Heuer von Weltpartner und dem Vertreter der Partnerorganisation Young Catholic Workers Movement (YCWM), Bernard Mugula Mutebi, leitet Veronika Baum das Projekt. Finanzielle Unterstützung erhalten sie vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie von Sponsoren und durch Teilnehmerbeiträge. Die nötige Ausrüstung zum Filmen wird vom Kreismedienzentrum Ravensburg zur Verfügung gestellt.
Die ersten Vorbereitungen beginnen in diesem Oktober. Jeweils fünf Jugendliche aus Deutschland und Uganda beschäftigen sich mit der Filmidee und nehmen an einem Filmworkshop teil. Zudem drehen beide Gruppen einen kleinen Film, in dem sie sich einander vorstellen. Im Januar 2020 kommt es dann zur ersten Begegnung in Uganda, 16 Tage verbringen die deutschen Jugendlichen dort und bekommen einen kleinen Einblick in den Alltag und die Kultur der Ugander. Gefilmt wird vorwiegend vor Ort in Masaka. Dabei sollen die Arbeitsbedingungen und die Handelswege eine große Rolle spielen.
Von Ende September bis Anfang Oktober halten sich die Jugendlichen aus Uganda in Deutschland auf. Dort soll das Filmmaterial bei WeltPartner vervollständigt werden mit den Beobachtungen, wer das Produkt kauft und mit welcher Strategie es vermarktet wird. Alle Filmaufnahmen werden geschnitten und fertiggestellt.
Der fertige Kurzfilm soll dann beim Filmfestival „Abgedreht“eingereicht werden. Dieses Jahr findet die Abschlussveranstaltung am 18. Oktober im Hoftheater in Baienfurt statt. Da die Umsetzung des Projekts aber mehr Zeit in Anspruch nimmt, wird er nicht rechtzeitig zum diesjährigen Festival fertig und kann erst im nächsten Jahr eingereicht werden. „Wir sind bis dahin einfach noch nicht filmreif, aber im Vordergrund des Projekts steht es nicht, einen Preis zu gewinnen“, sagt Veronika Baum.
Es soll aber nicht nur den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben werden, über ihren Tellerrand hinaus zu blicken, sondern auch die Gesellschaft soll durch den Kurzfilm zum Nach- und Umdenken angeregt werden. Denn die Bio-Ananas wächst nicht um die Ecke, sie legt rund 10 000 Kilometer bis in die deutschen Läden zurück. Aber nicht nur die Ananas, sondern noch viele andere Lebensmittel wachsen in Deutschland entweder gar nicht oder nur zu einer bestimmten Zeit. Trotzdem werden sie in deutschen Läden angeboten und gekauft, während heimische Produkte oft nicht wahrgenommen werden. Das passiert nicht nur in Deutschland, sondern auch in Uganda und vielen weiteren Ländern. „Die Ugander trinken für ihr Leben gerne Nestlé-Kaffee, dabei wachsen dort Unmengen an Kaffeepflanzen“, sagt Projektleiterin Veronika Baum.
Für den Import und Export der Produkte werden meist Containerschiffe eingesetzt. Sie tanken Schweröle, welche einen hohen Schwefelanteil aufweisen. Es kann gesagt werden, dass 20 Containerschiffe mehr Schwefeloxide ausstoßen als Milliarden von Autos. Das belastet die Umwelt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, regionale Produkte auch regional zu vermarkten. „Wenn jeder lernt, ein bisschen zu verzichten, kann einiges getan werden“, so Baum.
Wer Lust hat, beim Filmprojekt teilzunehmen, kann sich noch bis zum 23. September anmelden. Die Bewerbungen können bei Veronika Baum eingereicht werden. Telefon: 07527 / 954440; E- Mail: info@ abgedreht- filmfestival. de