Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tierschützer suchen neue Bleibe
Verein Meeri-Hilfe aus Leutkirch stellt sein Projekt am Donnerstag in Seibranz vor
SEIBRANZ/LEUTKIRCH - Der Verein Meeri-Hilfe aus Leutkirch sucht eine neue Bleibe. In Wengenreute bei Seibranz bekäme er nun zwar nach eigener Aussage ein Grundstück – doch auf dem darf wohl nicht gebaut werden. Der Verein will nun am Donnerstag, 20 Uhr, im Ortschaftsrat sein Projekt vorstellen, in der Hoffnung, dort Unterstützung zu finden.
Derzeit unterhält der Verein im Unterzeiler Weg in Leutkirch eine Auffangstation für Meerschweinchen und Kaninchen. 42 Tiere, vor allem Meerschweinchen, leben nach Auskunft von Vorstandsmitglied Susanne Mensch derzeit dort. „Viele chronisch kranke Tiere, die bei uns ihr Gnadenbrot erhalten“, sagt sie. Das Grundstück gehört dem Tierschutzverein Leutkirch, der gleich nebenan seine Tierauffangstation für Katzen hat. Der Tierschutzverein hat der Meeri-Hilfe die Vereinbarung gekündigt. „Zum 31. Mai 2020 müssen wir raus“, so Mensch und macht keinen Hehl daraus, dass sie darüber nicht glücklich ist. In Leutkirch leben die Tiere in einer Art „Zeltstadt“, die Tierschützer sprechen von „mobilen Weidecages“. „Wir wünschen uns, dass wir an unserem neuen Standort eine Scheune bauen dürfen, oder dort schon eine steht, und wir zusätzlich einen Campingwagen aufstellen dürfen, in dem die ehrenamtlichen Mitarbeiter sich aufhalten, wir Futter lagern und kranke Tiere versorgen können“, umreißt Susanne Mensch die Pläne der MeeriHilfe.
Bei Wengenreute habe man nun ein geeignetes Grundstück gefunden, so Susanne Mensch im SZ-Gespräch. Es handele sich um eine 1400 Quadratmeter große Wiese, die „eine ganz tolle Frau“dem Verein sofort zur Verfügung stellen würde. Dort, so schwärmt die Vereinsvorsitzende, könne man auch das Projekt „Rent a Huhn“verwirklichen. „Wir wollen Hühner aus unmöglichen Haltungen aufnehmen und bei uns artgerecht halten. Menschen können für die Hühner Patenschaften übernehmen und erhalten dafür die Eier.“Der große Haken an der Sache: Die Wiese liegt wohl im Außenbereich des Bebauungsplan, ohne Anschluss an eine vorhandene Hofstelle, darf also nicht bebaut werden. „Baurecht haben hier nur landwirtschaftliche Vorhaben nach dem Baugesetzbuch. Meerschweinchenstationen, Freigehege und ähnliches gehören nicht zu solchen sogenannten privilegierten Vorhaben, sind baurechtlich dort also nicht zulässig“, teilt die Stadtverwaltung Bad Wurzach auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Die Seibranzer Ortsvorsteherin Petra Greiner steht dem Projekt der Meeri-Hilfe zwar durchaus aufgeschlossen gegenüber, wie sie im SZGespräch betont. Ihr größtes Problem ist aber zurzeit, dass die Tierschützer bislang weder Flurstücksnummer des Grundstücks noch deren Eigentümer benannt hätten. Auf den Namen der „ganz tollen Frau“sei kein Eintrag im Grundbuch vorhanden.
So könne sie derzeit nur vermuten, welches Grundstück gemeint sei – und dieses befinde sich tatsächlich weitab jeglicher Bebauung, von einer Erschließung mit Wasser und Strom ganz zu schweigen. Eine Bebauung dort wäre auch in Greiners Augen derzeit rechtlich nicht möglich. Eine Änderung des bestehenden Bebauungsplan müsste der Eigentümer beantragen, mit allen (finanziellen) Folgen. Um abschließend über die Chancen des Vorhabens urteilen zu können, ist für Greiner vor allem eines Voraussetzung: „Wir brauchen einen genauen Plan.“Sie hofft, dass die Meeri-Hilfe diesen am Donnerstag im Ortschaftsrat vorlegt.
Die wesentlich einfachere Lösung wäre es, wenn der Verein einen Landwirt findet, der der Meeri-Hilfe ein Grundstück unmittelbar neben seinem Hof zur Verfügung stellt. Darüber sind sich Mensch, Greiner und die Stadtverwaltung einig. Allerdings müsste „auch eine solche Anfrage dann näher geprüft werden“, heißt es aus dem Rathaus.Die Meeri-Hilfe in Leutkirch gibt es nach Auskunft von Susanne Mensch seit drei Jahren. 2018 wurde der Verein gegründet, der derzeit 20 Mitglieder hat.