Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Innovativ gegen die Innovativen
Wie der zukünftige WADA-Chef mit Geheimdiensten gegen Doping kämpfen möchte
KÖLN (SID) - Mit legendären Schlapphüten gegen Doping: Der designierte Präsident der Welt-AntiDoping-Agentur (WADA) will im Kampf gegen die weltweite Verbreitung unerlaubter Substanzen verstärkt auf die Hilfe von Geheimdiensten setzen. „Das ist die Zukunft. Wir brauchen Zusammenarbeit, Ermittlungen, Experten, die Untersuchungen durchführen“, sagte Witold Banka der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Doper seien „unglücklicherweise sehr innovativ“, begründete Banka seinen Vorstoß. „Wir sollten dafür sorgen, dass die Doping-Bekämpfer genauso innovativ sind und über Mittel für die Umsetzung dieses Ziels verfügen. Ohne Geld, ohne Ermittlungen und ohne Zusammenarbeit mit den Geheimdiensten geht das nicht. Ohne all das kriegen wir die Betrüger nicht“, sagte der 34-Jährige.
Anfang Juli hatten europäische Sicherheitsbehörden zu einem bislang beispiellosen Schlag im Anti-Doping-Kampf ausgeholt. Bei einem internationalen Doping-Einsatz in 33 Ländern wurden 234 Verdächtige festgenommen. Bei der unter Federführung Italiens und Griechenlands durchgeführten Aktion „Viribus“wurden insgesamt 3,8 Millionen Dopingpräparate und gefälschte Medikamente sichergestellt, davon allein über 24 Tonnen Steroidpulver. Unter Federführung der WADA wurden 1357 Blut- und Urintests durchgeführt.
Mehr Kontakt mit Athleten
Banka soll im November im Rahmen der Weltkonferenz in Kattowitz/Polen offiziell seinen WADAPosten antreten. Im Mai hatten die an der WADA beteiligten Staaten den Polen zu ihrem Kandidaten gewählt. Die Politik und der organisierte Sport teilen sich die Finanzierung der Wada und stellen abwechselnd den Präsidenten.
Banka betonte weiter, er wolle verstärkt auf die Athleten zugehen. Aus Reihen der Sportler war die Organisation zuletzt kritisiert worden. „Wir sollten die Position der Athleten stärken. Eine der Schwächen der WADA, das hat auch die RusslandKrise gezeigt, war der Mangel an Kommunikation mit Athleten“, sagte der ehemalige Leichtathlet: „Das Anti-Doping-System ist komplex und sehr bürokratisch, viele Prozeduren, viele Verfahren. Es ist für Athleten nicht einfach, alle Aspekte zu durchdringen. Meine Herausforderung besteht darin zu beweisen, dass die WADA für die Athleten da ist.“
Er betonte zudem, alle beteiligten Parteien wieder verstärkt zueinander zu führen. „Ich will alle verbinden: Athleten, die Nationalen AntiDoping-Agenturen, die olympische Bewegung und auch die Medien. Wir haben alle dasselbe Ziel: den Sport aufräumen, Betrüger aus dem Sport entfernen.“
Eine Herausforderung sei die Situation in Afrika, dort fänden zu wenige Kontrollen statt. „Gegenüber Athleten aus Ländern mit starken Kontrollen ist das unfair. Deshalb brauchen wir, unter anderem in Afrika, mehr Kontrollen“, betonte Banka: „Es gibt ein einziges Anti-DopingLabor auf dem ganzen Kontinent, in Südafrika. Wir müssen die Zahl der Labors in Afrika erhöhen.“
Sponsoren sollen Jagd zahlen
Zusätzliches Geld für den AntiDoping-Kampf will er bei Sponsoren einwerben. „Das wird eine meine großen Aufgaben sein, mit ihnen und mit der öffentlichen Hand zu sprechen und sie zu einem stärkeren Engagement für den sauberen Sport zu ermuntern“: „Ich kann mir vorstellen, dass es dem Image großer Unternehmen zuträglich wäre, wenn sie in die Integrität des Sports investierten. Als ich großen polnischen Sponsoren die Idee vorgestellt habe, waren sie interessiert.“