Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Buchwald macht Ernst
Weltmeister bewirbt sich als Präsident beim VfB Stuttgart – Klinsmann offen für Südamerika
STUTTGART - Es hatte sich angedeutet, mehr als das. Seit Wochen. Dennoch beherrscht diese Nachricht zwei Tage vor dem Spiel des VfB Stuttgart gegen Jahn Regensburg (Sa., 13 Uhr /Sky) das Umfeld und die Fanszene. Das Clubidol, der 1990erWeltmeister möchte an die Spitze, kurz: Guido Buchwald will tatsächlich Präsident des VfB Stuttgart werden. Eine Woche nach der Absage seines Freundes Jürgen Klinsmann, der nicht das Gefühl hatte, dass sein Herzensclub ihn wirklich als Vorstandsvorsitzender haben wollte, machte der 58-jährige Buchwald seine Kandidatur für das Ehrenamt öffentlich und reichte fristgerecht die Bewerbungsunterlagen ein. „Vor der Verantwortung habe ich mich noch nie gedrückt. Ich stehe zu meinem Wort, dem VfB Stuttgart zu helfen, wenn er Hilfe benötigt“, schrieb Buchwald in einer Mitteilung: „Ich bin bereit, diese Verantwortung zu übernehmen und mich den Mitgliedern, dem obersten Gremium des Vereins, in einer demokratischen und fairen Wahl zu stellen.“
Neben Buchwald haben bislang auch der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer sowie der Unternehmer Claus Vogt öffentlich ihren Hut in den Ring geworfen. Am Sonntag läuft die Bewerbungsfrist ab. Danach wird der Vereinsbeirat zwei Kandidaten benennen, die von der Mitgliederversammlung am 15. Dezember gewählt werden dürfen.
Buchwald dürfte aufgrund seiner Meriten sehr große Chancen haben, auch wenn die Personalie auch Brisanz enthält und nach den Chaosmonaten (Abstieg, Rücktritt von Präsident Wolfgang Dietrich) nicht alle im Verein befrieden dürfte.
Buchwald selbst war vor sieben Monaten noch gekränkt und enttäuscht von seinem Amt als Aufsichtsrat zurückgetreten. Grund dafür war ein Wortgefecht mit dem von Daimler entsandten Aufsichtsratsvize Wilfried Porth. Ob er aber auch aus diesem Grund der Richtige wäre, das komplizierte Präsidentenamt beim Traditionsclub zu übernehmen, darüber grübeln selbst die Fans. „Die letzten Monate schwebten mir auch vor, als ich von der Bewerbung gehört habe. Vor allem bleibt in dem Zusammenhang die Personalie Porth schwierig, aber Buchwald wird wissen, was er macht“, hofft Martin Koch vom VfB-Fanclub Highlander aus Ringschnaid. „Die Bewerbung ist auf jeden Fall nicht verkehrt, immerhin hat er einen Bezug zum VfB und ist eine Ikone“, sagt der 1. Vorstand der zweitgrößten VfB-Fanvereinigung Deutschlands. „Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Fairness, Respekt und Ehrgeiz haben mich nicht nur als Spieler ausgezeichnet“, hebt Buchwald selbst hervor. Zudem sei der VfB ein Sportverein und deshalb solle auch ein „Sportler“an der Spitze stehen.
Buchwalds Netzwerk ist unbestritten, die bisherige Karriere als Funktionär verlief aber alles andere als schillernd. Nach seiner aktiven Karriere arbeitete er als Sportdirektor des Karlsruher SC, dann für die Stuttgarter Kickers, anschließend erfolgreich als Trainer in Japan, danach erfolglos bei Alemannia Aachen, wieder für die Kickers, und ab 2015 als VfB-Scout und später als Aufsichtsratsmitglied. Guido Buchwald
„Ich wäre begeistert, wenn Guido Präsident werden würde“, sagte Buchwald-Kumpel Klinsmann schon am Sonntag. Sich selbst hatte er aus dem Rennen genommen, weil ihm die Kommunikation mit dem Fußballclub „nicht zielführend und ohne jede Dringlichkeit“vorgekommen war. Diese Kommunikation müsste nun Buchwald führen. Ein starker Mann an seiner Seite wäre wohl hilfreich. Aber der wird nicht Klinsmann heißen.
Der frühere Bundestrainer schließt derweil für seine eigene Zukunft ein neuerliches internationales Engagement nicht aus. „Es kann ein Verein in Europa infrage kommen, aber auch eine Nationalmannschaft in Südamerika oder Asien. Dementsprechend werde ich mein Leben umorganisieren“, sagte der Weltmeister von 1990 bei t-online.de. Er sei „total flexibel“, so der 55-Jährige.
Sollte Buchwald aufgestellt – und gewählt werden, wäre er übrigens erst einmal nur Präsident für acht Monate, bis zum regulären Ende der Amtszeit von Wolfgang Dietrich im August. Dann bedarf es einer Bestätigung der Mitglieder. Eine Chance. Eventuell auch für Buchwald, wie Highlander-Chef Koch findet: „So kann man sich acht Monate einen Überblick über die Arbeit verschaffen und dann weiter sehen.“
„Ich stehe zu meinem Wort, dem VfB Stuttgart zu helfen, wenn er Hilfe benötigt.“