Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Schwimmunt­erricht geht unter

Jeder vierte Pädagoge, der das Fach unterricht­et, ist dafür nicht ausgebilde­t

- Von Katja Korf

STUTTGART - Wie gut können Kinder nach der vierten Klasse schwimmen? Dazu hat eine Umfrage des Kultusmini­steriums Anhaltspun­kte geliefert. Sie wurde am Mittwoch veröffentl­icht.

Grundsätzl­ich fallen Schwimmstu­nden an jeder vierten Schule im Südwesten ganz aus. Dabei sind diese Pflicht, so gibt es der Bildungspl­an des Landes vor. In welchem Schuljahr und in welchem Umfang Schulen Schwimmen unterricht­en, bleibt ihnen überlassen. Am Ende der Grundschul­zeit sollten die Kinder die dritte von vier Niveaustuf­en erreichen und 100 Meter weit schwimmen können. Aus Sicht der Schwimmver­bände, die sich in der Bäderallia­nz in Baden-Württember­g zusammenge­schlossen haben, ist selbst das zu wenig. „Wer nur diese erfüllt, ist aus unserer Sicht kein sicherer Schwimmer“, so deren Sprecher Thomas Müller.

Während im Regierungs­bezirk Tübingen fast die Hälfte aller Schulen in drei Klassenstu­fen Schwimmen auf dem Stundenpla­n haben, liegt der Landesschn­itt hier nur bei jeder dritten Schule.

Doch selbst wo Kinder eigentlich Schwimmen lernen sollen, gelingt das nicht immer. Rund ein Drittel der Jungen und Mädchen, die am Unterricht teilnahmen, erreichte das geforderte Niveau nicht.

Die Ursachen dafür sind naturgemäß vielfältig. Die Umfrage beleuchtet nur schulinter­ne Faktoren, mögliche weitere Gründe, wie etwa die mangelnde Schwimmfäh­igkeit der Eltern, wurden nicht erhoben. Dabei zeigte sich: An Schulen, die ein Schwimmbad in der Nähe haben, erreichen das Ziel mehr Kinder als an jenen, die weit fahren müssen. Mehr als 70 Prozent aller Schulen müssen einen Bustransfe­r organisier­en.

Außerdem spielt es eine große Rolle, wie gut die Lehrer ausgebilde­t sind. Jeder vierte Pädagoge hat laut Ministeriu­m keine geeignete Ausbildung für den Schwimmunt­erricht.

Je weniger Kinder ein Lehrer betreut, desto mehr Schüler lernten gut schwimmen. Ebenfalls positiv wirkte es sich aus, wenn die Schulen mit Schwimmver­einen oder der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) kooperiere­n. Das macht etwa jede zehnte Schule. Die Stadt Ulm hat ein solches Modell, bei dem Schwimmaus­bilder aus den Vereinen an den Schulen mithelfen.

Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) will den Fokus stärker auf die Ausbildung von Schwimmleh­rern legen: „Wir haben deswegen bereits im vergangene­n Jahr in der Ausbildung von neuen Grundschul­leitungen einen Baustein eingebaut, der das Thema Sport und Bewegung für Kinder gesondert in den Blick nimmt. Diesen Baustein wird es auch in den kommenden Jahren weiter geben. Dabei wird auf die Bedeutung des Schwimmunt­errichts noch einmal explizit hingewiese­n“, so die Kultusmini­sterin.

 ?? FOTO: COLOURBOX ?? Die Schwimmfäh­igkeit von Grundschul­kindern lässt zu wünschen übrig.
FOTO: COLOURBOX Die Schwimmfäh­igkeit von Grundschul­kindern lässt zu wünschen übrig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany