Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Schwimmunterricht geht unter
Jeder vierte Pädagoge, der das Fach unterrichtet, ist dafür nicht ausgebildet
STUTTGART - Wie gut können Kinder nach der vierten Klasse schwimmen? Dazu hat eine Umfrage des Kultusministeriums Anhaltspunkte geliefert. Sie wurde am Mittwoch veröffentlicht.
Grundsätzlich fallen Schwimmstunden an jeder vierten Schule im Südwesten ganz aus. Dabei sind diese Pflicht, so gibt es der Bildungsplan des Landes vor. In welchem Schuljahr und in welchem Umfang Schulen Schwimmen unterrichten, bleibt ihnen überlassen. Am Ende der Grundschulzeit sollten die Kinder die dritte von vier Niveaustufen erreichen und 100 Meter weit schwimmen können. Aus Sicht der Schwimmverbände, die sich in der Bäderallianz in Baden-Württemberg zusammengeschlossen haben, ist selbst das zu wenig. „Wer nur diese erfüllt, ist aus unserer Sicht kein sicherer Schwimmer“, so deren Sprecher Thomas Müller.
Während im Regierungsbezirk Tübingen fast die Hälfte aller Schulen in drei Klassenstufen Schwimmen auf dem Stundenplan haben, liegt der Landesschnitt hier nur bei jeder dritten Schule.
Doch selbst wo Kinder eigentlich Schwimmen lernen sollen, gelingt das nicht immer. Rund ein Drittel der Jungen und Mädchen, die am Unterricht teilnahmen, erreichte das geforderte Niveau nicht.
Die Ursachen dafür sind naturgemäß vielfältig. Die Umfrage beleuchtet nur schulinterne Faktoren, mögliche weitere Gründe, wie etwa die mangelnde Schwimmfähigkeit der Eltern, wurden nicht erhoben. Dabei zeigte sich: An Schulen, die ein Schwimmbad in der Nähe haben, erreichen das Ziel mehr Kinder als an jenen, die weit fahren müssen. Mehr als 70 Prozent aller Schulen müssen einen Bustransfer organisieren.
Außerdem spielt es eine große Rolle, wie gut die Lehrer ausgebildet sind. Jeder vierte Pädagoge hat laut Ministerium keine geeignete Ausbildung für den Schwimmunterricht.
Je weniger Kinder ein Lehrer betreut, desto mehr Schüler lernten gut schwimmen. Ebenfalls positiv wirkte es sich aus, wenn die Schulen mit Schwimmvereinen oder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) kooperieren. Das macht etwa jede zehnte Schule. Die Stadt Ulm hat ein solches Modell, bei dem Schwimmausbilder aus den Vereinen an den Schulen mithelfen.
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will den Fokus stärker auf die Ausbildung von Schwimmlehrern legen: „Wir haben deswegen bereits im vergangenen Jahr in der Ausbildung von neuen Grundschulleitungen einen Baustein eingebaut, der das Thema Sport und Bewegung für Kinder gesondert in den Blick nimmt. Diesen Baustein wird es auch in den kommenden Jahren weiter geben. Dabei wird auf die Bedeutung des Schwimmunterrichts noch einmal explizit hingewiesen“, so die Kultusministerin.