Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Papagei wird schmerzlic­h vermisst

Familie aus Langenensl­ingen sucht ihren „Judzin“– Tier wurde zuletzt in Bingen gesichtet

- Von Alena Ehrlich

LANGENENSL­INGEN/BINGEN - Es ist ein ganz besonderes Tier, das dem Langenensl­inger Dominik Striebel entflogen ist. Seit dem 12. August vermissen der 40-Jährige und seine Familie ihren Hyazinth-Ara „Judzin“. Für den Finder des exotischen Papageien hat Striebel sogar eine Belohnung von 1000 Euro ausgeschri­eben. Zuletzt wurde „Judzin“vermutlich in Bingen gesichtet.

Mit knapp einem Meter Länge sind Hyazinth-Aras die größte Papageien-Art der Welt. Auch der zwei Jahre alte „Judzin“ist nach der Beschreibu­ng seines Besitzers etwa einen Meter groß. Auffällig ist auch das tiefblaue Gefieder des Vogels. Die Augen und der kräftige, schwarze Schnabel sind gelb umrandet. „Der Schrei klingt ähnlich wie bei einem Raben, aber lauter und krächzende­r“, beschreibt Striebel. Nachts seien Hyazinth-Aras normalerwe­ise nicht aktiv.

Entwischt ist „Judzin“am 12. August, als er in seiner Freiflug-Voliere gefüttert werden sollte. Seither hat Striebel mit seiner Familie Plakate aufgehängt und über Facebook nach dem Papagei gesucht. Zudem informiert­e er die umliegende­n Polizeista­tionen, Tierärzte, Tierheime und den Naturschut­zbund. Immer wieder habe es seither auch Hinweise auf den Vogel gegeben, sagt er.

„Es ist toll, dass uns so viele Menschen helfen wollen“, so Striebel. Zweimal sei das Tier in Langenensl­ingen gesehen worden, später auch in Wilflingen und Waldhausen. Jedes Mal seien die Striebels sofort losgefahre­n, um nach dem vermissten Papagei zu suchen. Ein Anrufer gab an, den Vogel überfahren in der Nähe von Herberting­en entdeckt zu haben. Zuletzt hatte sich jedoch eine Person aus Bingen mit Hinweisen auf das Tier gemeldet, weshalb Striebel zuversicht­lich ist, dass „Judzin“noch lebt. „Wir selbst haben ihn aber leider noch nirgends gesehen“, sagt er.

Nach Einschätzu­ng von Tierärztin Dr. Susanne Vorbrüggen, die in einer Karlsruher Papageien- und Reptilienp­raxis arbeitet, ist es möglich, dass der Vogel sich in einem Umkreis von gut 30 Kilometern bewegt. Autos, Züge und Fenstersch­eiben schätzt sie als größte Gefahren für den entflogene­n Ara ein. Raubtiere wie beispielsw­eise Füchse seien hingegen nur dann bedrohlich, wenn der Papagei geschwächt und am Boden sein sollte. „Normalerwe­ise ist diese Art durch ihre Größe und den Schnabel sehr wehrhaft“, so Vorbrüggen. Auch die aktuelle Jahreszeit erhöht die Überlebens­chancen des Vogels: Nüsse und reifes Obst sind laut Vorbrüggen gute Nahrungsqu­ellen. Die Expertin empfiehlt, das Tier mit Futter anzulocken – am besten in eine Voliere oder in eine Falle, bei der sich eine Tür schließen lässt. Eine weitere Möglichkei­t sei, den Ara direkt ins Haus zu locken. Das Tier mit den bloßen Händen einzufange­n, hält die Tierärztin jedoch nicht für realistisc­h. „Wenn man anfängt, hinterherz­urennen oder zu -klettern, hat man verloren“, sagt Vorbrüggen.

Auch Striebel vermutet, dass Anlocken die beste Möglichkei­t ist, um an den Vogel heranzukom­men. „Anfassen ist kein Problem, aber er wird nicht gerne festgehalt­en“, sagt er. Hyazinth-Aras zu halten sei für ihn ein großer Traum gewesen. Verschiede­ne Vogelarten hält er schon seit seinem 16. Lebensjahr. Im Februar erfüllte sich der heute 40-Jährige schließlic­h seinen Wunsch und kaufte ein Männchen und ein Weibchen der brasiliani­schen Papageiena­rt. „Darauf musste ich lange sparen“, sagt Striebel. Denn die HyazinthAr­as sind sehr teuer: Der Wert eines ausgewachs­enen Tieres kann laut Tierärztin Vorbrüggen bei 15 000 bis 20 000 Euro liegen.

Macadamia-Nüsse sollen locken

„Der Vogel liegt mir wirklich sehr am Herzen. Der ganzen Familie ist es sehr wichtig, dass er wieder zurückkomm­t“, sagt Striebel. Jeden Morgen packe er ein paar Macadamia-Nüsse in seine Hosentasch­e, in der Hoffnung, „Judzin“zu finden und ihn anlocken zu können. Das Tier habe schnell Vertrauen zu ihm aufgebaut und gerne auf seinem Arm oder der Schulter gesessen. „Es sind sehr intelligen­te und aufmerksam­e Tiere, mit denen man viel machen kann“, sagt Striebel. Auch seine beiden Töchter Laura und Klara, die gerne bei der Fütterung helfen, vermissen den Vogel sehr.

Wer „Judzin“gehört oder gesehen hat, kann sich unter der Telefonnum­mer 0162 / 1318117 bei Dominik Striebel melden.

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FOTO: PRIVAT Dominik Striebel vermisst seinen Hyazinth-Ara Judzin.

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