Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit der Videoanalyse das Vertrauen der Spieler gewinnen
Letzter Teil der Taktikserie mit drei Trainern aus dem Amateurfußball
RAVENSBURG – Der moderne Profifußball wird immer komplexer. Neben hochmodernen Methoden der Datenanalyse gilt das vor allem für den taktischen Bereich. Dort werden die Anforderungen an die Spieler immer vielschichtiger und umfassender. Aber wie sieht es unterhalb der Profiligen aus? Welchen Stellenwert hat Taktik im Amateurfußball? Dieser Frage gehen die Amateur-Trainer Steffen Wohlfarth (FV Ravensburg, Oberliga), Oliver Ofentausek (TSV Berg, Verbandsliga) und Achim Pfuderer (bis vor wenigen Tagen beim SV Oberzell, Bezirksliga) nach. Im letzten Teil der Serie kommen die professionellsten Seiten des Amateurfußballs zum Vorschein. Denn vielerorts wird schon mit der Videoanalyse gearbeitet.
Die Sache mit der Videoanalyse ist im Großen und Ganzen eine Glaubensfrage. Wohlfarth und Ofentausek nutzen Videomaterial exzessiv. Pfuderer hält dagegen wenig davon. „Ich habe damit als Spieler keine guten Erfahrungen gemacht“, sagt der Ex-Profi. „Eine Videoanalyse deckt immer nur die Fehler auf. Das wollen die Spieler nach dem vierten Mal nicht mehr hören.“
Steffen Wohlfarth hält die Arbeit mit Videomaterial für „brutal wichtig, grade in der Vorbereitung vielleicht sogar das wichtigste Element. Aber es ist eben auch sehr zeitaufwendig.“Neben Training und Job noch Zeit für eine vernünftige VideoAufarbeitung zu finden, ist nicht immer einfach. In einer Hinsicht muss Wohlfarth Pfuderer recht geben: „Ich zeige lieber Fehler meines eigenen Teams. Das ist aber keine gute Eigenschaft von mir.“Viel zu kritisch sei er in der Videoanalyse, achte auf viel zu viel und ärgere sich schon über Kleinigkeiten. Dennoch ist es für den Trainer immens wichtig, den Spielern aufzuzeigen, was sie besser machen können.
Mehrere Ordner mit Material
„Über Videos gewinnst du das Vertrauen der Spieler“, ist sich Oliver Ofentausek sicher. „Wenn du ihnen im Video die Fehler aufzeigen kannst, dann erkennen die Spieler deine Kompetenz an und verbessern ihr Spiel eher.“Der Trainer machte die Erfahrung, dass Spieler ihm seine Anmerkungen ohne den „Video-Beweis“ oft einfach nicht glaubten. Der Verbandsliga-Coach geht hochprofessionell vor. Auf seiner Festplatte befinden sich zu jedem Spiel und zu vielen Trainings mehrere Ordner mit Material. Ofentausek schneidet einzelne Szenen heraus und kategorisiert. Viele Szenen wandern dann in den Taktik-Chat, „manchmal sind das bis zu 20 Videos mit Kommentaren.“Um die vier Stunden sitzt der Coach dafür jedes Mal am Computer.
Achim Pfuderer schränkt seine Ablehnung schnell ein: „Wir wollen Videos situativ und dezent einsetzten. Dann sind sie hilfreich.“Der Trainer ist der Auffassung: Wer nicht selbstkritisch ist, den überzeugt auch ein Video nicht. „Da bleibt dann nur die Möglichkeit, den Spieler auf die Bank zu setzen“, stellt er klar.
Und wie sieht es mit Videomaterial vom Gegner aus? Davon ist auf Ofentauseks Rechner wenig überraschend keines zu finden. Steffen Wohlfarth zeigt seinen Spielern dagegen vor Auswärtsspielen gerne Videos vom Stadion des Gegners. „Ich will den Jungs zeigen: Wie sieht’s beim Gegner aus, was ist das für eine Atmosphäre?“Aber natürlich kriegen die Oberliga-Spieler dann auch Spielszenen zu sehen. Wichtig ist, den Gegner weder zu unterschätzen noch starkzureden. „Am Ende der Videoanalyse muss jeder rausgehen und sagen: Es gibt eine Möglichkeit, die zu schlagen. Da ist es auch egal, ob es der Tabellenletzte der Kreisliga B ist oder der FC Bayern.“
Rasenschach im Amateurbereich: Der moderne Profifußball wird immer komplexer. Neben hochmodernen Methoden der Datenanalyse gilt das vor allem für den taktischen Bereich. Dort werden die Anforderungen an die Spieler vielschichtiger. Aber wie sieht es unterhalb der Profiligen aus? Welchen Stellenwert hat Taktik im Amateurfußball? Dieser Frage gehen die Amateurtrainer Steffen Wohlfarth (FV Ravensburg, Oberliga), Oliver Ofentausek (TSV Berg, Verbandsliga) und Achim Pfuderer (SV Oberzell, Bezirksliga) nach. Taktikexperte Maximilian Kroh schreibt in einer Serie der „Schwäbischen Zeitung“, worauf es im modernen Fußball ankommt. Der Beitrag zur Videoanalyse ist der letzte Serienteil.