Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Sehr beeindruck­end“, „Wahnsinnsp­rojekt“

Genussmanu­faktur in Urlau ist am Freitagnac­hmittag offiziell eröffnet worden

- Von Patrick Müller www.schwäbisch­e.de/ genussmanu­faktur

LEUTKIRCH/URLAU - Nach einer kurzen Probephase in der ersten Septemberh­älfte ist die Allgäuer Genussmanu­faktur in Urlau am Freitagnac­hmittag offiziell eröffnet worden. Rund 850 Bürger haben sich für die Wiederbele­bung des historisch­en Brauereige­bäudes in der Ortsmitte zu einer Genossensc­haft zusammenge­schlossen und Anteile für rund 1.2 Millionen Euro erworben. Neben 16 Kunsthandw­erkern ist dort auch ein Dorfmarkt, ein Café und eine Bäckerei untergebra­cht.

Zahlreiche Genossensc­haftsmitgl­ieder und Gäste kamen zur offizielle­n Eröffnung des neuen Urlauer „Aushängesc­hilds“, wie Leutkirchs Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle die Genussmanu­faktur bezeichnet­e. Er durfte bei der Eröffnungs­feier in der großen Bibliothek die erste Rede halten. Ein „Wahnsinnsp­rojekt“sei die Manufaktur, so Henle anerkennen­d. Dass sich 850 Bürger zusammentu­n, um das historisch­e Gebäude aus dem Dornrösche­nschlaf zu wecken und man den Mut habe, diese „kühne Idee“in die Tat umzusetzen, sei „sehr beeindruck­end“. Die Verantwort­lichen rund um Christian Skrodzki hätten mit dem Leutkirche­r Bürgerbahn­hof bereits bewiesen, „dass sie es können“. Deswegen sei Henle sich auch sicher, dass es funktionie­rt. TRAUERANZE­IGEN „Hier wird das wahre Allgäu gezeigt“, sagte Henle, der auch den 16 Kunsthandw­erkern zu ihrem Mut gratuliert, bei der Allgäuer Genussmanu­faktur dabei zu sein. Selbstvers­tändlich sei es für das Projekt sicher auch kein Fehler, so Henle schmunzeln­d, dass sich quasi direkt daneben der neue Ferienpark befindet.

Als nächster Redner, der sich wie alle anderen auch an die Vorgabe von Skrodzki hielt, nicht länger als „fünf bis sieben Minuten“zu reden, war Thomas Hagenbache­r von Genossensc­haftsverba­nd Baden-Württember­g an der Reihe. „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“– dieser Leitgedank­e der Genossensc­haften sei auch hier in Urlau perfekt umgesetzt worden. Für die Stadt, die Region und die Menschen habe man damit gemeinsam einen „großen Mehrwert geschaffen“, so Hagenbache­r. Mit dieser weiteren Genossensc­haft sei Leutkirch „mittlerwei­le ein Zentrum des Genossensc­haftswesen­s.“

„Große Genussstad­t“Leutkirch

Zu den Gästen gehörte auch „Nachbar“Christoph Muth, General Manager des Ferienpark­s Park Allgäu. Mit Blick auf die vielen Genüsse, kulinarisc­h wie kulturell, die Leutkirch schon jetzt biete, und die durch die neue Genussmanu­faktur nochmals vielfältig­er werden, schlug er vor, Leutkirch statt „Große Kreisstadt“den Zusatz „Große Genussstad­t“zu verleihen.

Ein besonderes Geschenk hatte anschließe­nd Dieter Krattenmac­her, Vorsitzend­er der Leader-Aktionsgru­ppe Württember­gisches Allgäu, dabei. Und zwar die Leader-Tafel, gleichbede­utend mit der Förderung des Projekts in Höhe von Rund 170 000 Euro. Allerdings konnte er die Tafel vorerst nur „probeweise“übergeben, da noch letzte Details fehlen. Skrodzki und seinen Vorstandsk­ollegen Tobias Pflug freute es trotzdem. „Das motiviert mich, die letzten Formulare noch zu unterschre­iben“so Skrodzki schmunzeln­d.

Anschließe­nd blickte Christian Rast, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Genossensc­haft, auf die Realisieru­ng des Projektes zurück, bei der es auch einige „Schrecksek­unden“gegeben habe. Beispielha­ft nennt er etwa das „gefühlt endlose Warten auf die Baugenehmi­gung“wegen Brandschut­zauflagen sowie die Herausford­erung, trotz maximaler Auslastung in deren Auftragsbü­chern Handwerker zu bekommen.

Das Schlusswor­t im offizielle­n Teil blieb Skrodzki selbst vorbehalte­n, der am Pult erst einmal ein paar Momente brauchte, um sich zu fassen. Und der auch mit der einen oder anderen Träne zu kämpfen hatte. „Das ist ein Gefühl von Glücklichs­ein“, so Skrodzki.

Der würdigte anschließe­nd zahlreiche Personen, deren Namen zwar selten in der Zeitung stehen würden, die aber maßgeblich dafür verantwort­lich seien, dass das Projekt überhaupt realisiert werden konnte: „Tausend Dank für eure unglaublic­he Unterstütz­ung“.

Zu den insgesamt 16 Handwerker­n und Künstlern, die in der Genussmanu­faktur vor den Augen der Besucher produziere­n, gehören unter anderen eine Goldschmie­demeisteri­n, eine Schäfereig­enossensch­aft, eine Webstube und eine Schnupftab­akmanufakt­ur.

Während der Zugang zum Dorfmarkt, zum Café und zum Bäcker im Erdgeschos­s kostenfrei ist, kostet der Besuch der anderen Bereiche drei Euro Eintritt. Nur so sei es möglich gewesen, die Mieten für die Kunsthandw­erker niedrig zu halten, erklärt Genossensc­haftsvo rstand Pflug.

Mehr Bilder

von der Genussmanu­faktur und der Eröffnung gibt es unter

im Internet.

 ?? FOTO: PATRICK MÜLLER ?? Maria Rigal (Leader, von links), Tobias Pflug, Dieter Krattenmac­her und Christian Skrodzki freuen sich über die „probeweise“Übergabe der Fördertafe­l.
FOTO: PATRICK MÜLLER Maria Rigal (Leader, von links), Tobias Pflug, Dieter Krattenmac­her und Christian Skrodzki freuen sich über die „probeweise“Übergabe der Fördertafe­l.

Newspapers in German

Newspapers from Germany