Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Das Ehrenamt lebt von Anerkennung und Wertschätzung“
Workshop zum Thema „Freiwilligen-Management“war mit 45 Teilnehmern restlos ausgebucht
RAVENSBURG - Was haben ein Fußballverein, eine Bürgerinitiative und eine Selbsthilfegruppe gemeinsam? Das ehrenamtliche Engagement! Mehr als vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg engagieren sich freiwillig – und auch in Ravensburg und der Region Bodensee-Oberschwaben ist fast jeder Zweite ehrenamtlich aktiv. Sie alle werden von Hauptamtlichen betreut. Und wie das am besten klappt, war Thema des regionalen Workshops „Freiwilligen-Management“von „Der Paritätische Baden-Württemberg“und der Freiwilligenagentur Ravensburg mit 45 Teilnehmern.
„Ich habe heute viele engagierte Menschen kennengelernt, neue Kontakte geknüpft, mich intensiv ausgetauscht und einiges dazugelernt“, sagt Jan Chick von Rotaract. Die Vereinigung ist mit mehr als 250 000 Mitgliedern eine der größten Jugendorganisationen der Welt – und hat auch in Ravensburg einen kleinen Club. „Unser Name setzt sich zusammen aus den Worten Rotary und Action – Aktion im Sinne der rotarischen Idee, gemeinsam anderen zu helfen“, erklärt Chick. „Unsere Mitglieder sind verantwortungsbewusste, sozial engagierte junge Erwachsene im Alter von 18 bis 30 Jahren.“Von ihnen möchte er noch einige mehr für den Club Ravensburg begeistern und besuchte deshalb den Workshop „Suchen Sie nicht nach Freiwilligen, lassen Sie sich finden!“von Luisa Blendinger.
Die Mitgründerin der Plattform „erzaehldavon.de“in Tübingen unterstützt Vereine, Hochschulgruppen und soziale Initiativen dabei, ihre Vision erfolgreich umzusetzen. Sie setzt dabei auf gute Kommunikation im Ehrenamt. „Ehrenamtliches Engagement ist so wichtig für die Gesellschaft“, sagt sie, „aber man bekommt oft gar nicht so viel von der Arbeit mit, weil die Vereine und Organisationen nicht so viel kommunizieren.“Das Motto ihrer Plattform ist deshalb „Tue Gutes und erzähl davon“. Es bietet zehn kostenlose Onlinekurse für Vereine, damit diese ihre Öffentlichkeit selbst in die Hand nehmen und authentisch kommunizieren.
Bei der Ravensburger Tagung diskutierte sie mit den Teilnehmern ihres Workshops über Zielgruppen der Freiwilligenarbeit und wie man diese am besten erreicht. „Welche Hobbys hat meine Zielgruppe? Welche Werte? Wie alt ist sie? Nur wenn ich das weiß, kann ich die Zielgruppe auch passgenau ansprechen“, sagt Blendinger. „Manche über Instagram, andere über eine Vereinszeitschrift.“Für Jan Chick von Rotaract ist Instagram eine gute Wahl, ist seine Zielgruppe doch jung und internetaffin. Andere Akteure der Freiwilligenarbeit setzen dagegen lieber auf den Infostand am Marktplatz und die persönliche Ansprache.
„Alle, die sich ehrenamtlich engagieren, ganz egal ob seit zehn Jahren oder seit zwei Wochen, freuen sich über Anerkennung und Wertschätzung“, sagt Sophie Bader, Leiterin der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Ravensburg. Sie ist die zentrale Anlaufstelle für alle Bürger, die sich aktiv in die Entwicklung der Stadt einmischen möchten – sei es im ökologischen, sozialen oder im wirtschaftlichen Bereich. „Und es gibt sehr viele Menschen, die sich einbringen möchten. Weil sie Spaß an ihrem Engagement haben, weil sie anderen Menschen helfen können, weil sie etwas für das Gemeinwohl tun können oder schlicht, damit sie mit sympathischen Menschen zusammenkommen“, sagt Bader. Und deshalb war die eintägige Fortbildung im Rahmen der bundesweiten „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“auch sehr schnell ausgebucht.
„Alle, die sich ehrenamtlich engagieren, ganz egal ob seit zehn Jahren oder seit zwei Wochen, freuen sich über Anerkennung und Wertschätzung“, sagt Sophie Bader, Leiterin der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement der Stadt Ravensburg.