Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Umwelt überall
Alles dreht sich zur Zeit um Umweltschutz – weltweit, wie der globale Klimastreik am Freitag gezeigt hat, aber auch in Ravensburg. Die Tagesordnungen von Gemeinderat und Ausschüssen sind voll von Themen mit Umweltbezug. Die Baumschutzsatzung, die am Montag zur Entscheidung ansteht, ist nur eines davon. Wie emotional es werden kann, wenn ein Baumriese fallen soll, hat der angebliche „Pflegeschnitt“an der Rotbuche in der Südstadt vor einer Woche gezeigt. In einer umstrittenen Aktion, die noch nicht ganz aufgeklärt ist, ging es dem Baum an den Kragen. Und man muss zugeben: Der Anblick der schon arg gefledderten Buche ist ein trauriger.
Die Frage, inwiefern man Natur Natur sein lassen kann und wie viel Eingriff nötig ist, stellt sich auch in der Landwirtschaft. Zum Missfallen der Bauern in der Region wird ihnen vom Bund vorgeschrieben, dass sie in den nächsten Jahren immer weniger Pflanzenschutzmittel auf ihre Pflanzen sprühen sollen. Einer der Gründe dafür ist, dass die Zahl von Vögeln und Insekten wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge mit der Zunahme der intensiven Landwirtschaft abgenommen hat. Nachgewiesen auch am Bodensee. Auch dabei wird es wieder emotional, weil der eine an sterbende Bienen denkt, um die es demnächst in einem Volksbegehren im Land geht. Und der andere an aussterbende Landwirtschaft. Mit grünen Kreuzen an ihren Feldern wollen auch viele Landwirte rund um Ravensburg darauf aufmerksam machen, dass sie keine weiteren strengen Vorschriften für ihre Arbeit bekommen wollen.
Umweltfragen werden spätestens durch diese Diskussion auch in die Lebenswelt jedes Einzelnen getragen und landen auf dem Esstisch. Wie muss Obst und Gemüse aussehen, dass wir es appetitlich finden? Greifen wir beim Einkauf auch nach einem Apfel, der schorfige Stellen hat, weil er nicht gegen den Pilz gespritzt wurde, der das verursacht? Finden wir den Wurm, der uns aus dem Apfel entgegenlacht, so süß wie die Biene, für deren Schutz wir unterschreiben sollen? Und wie oft muss Fleisch auf den Tisch kommen? Auch eine emotionale Frage.
Und das ist gut so. Erst wenn uns eine Sache betrifft, manchmal auch betroffen macht, kommen wir um eine Meinung dazu nicht mehr herum. Aber die Gefühle sollten immer wieder auch der Nüchternheit weichen, die es braucht, um Fakten zu sammeln, sich einzulesen – was zum Beispiel beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“genau gefordert wird, ließ sich am Freitag bei der Öffentlichen Bekanntmachung in der „Schwäbischen Zeitung“nachlesen – auf einer ganzen Seite voller Kleingedrucktem.
Am Ende ist die Frage, ob wir irgendwas ändern. Auf unserem Esstisch. Bei unseren Einkäufen. Beim Umgang mit unseren eigenen Interessen, die dem Umweltschutz entgegenstehen.
Ihnen ein schönes Wochenende!