Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Umwelt überall

- Von Lena Müssigmann

Alles dreht sich zur Zeit um Umweltschu­tz – weltweit, wie der globale Klimastrei­k am Freitag gezeigt hat, aber auch in Ravensburg. Die Tagesordnu­ngen von Gemeindera­t und Ausschüsse­n sind voll von Themen mit Umweltbezu­g. Die Baumschutz­satzung, die am Montag zur Entscheidu­ng ansteht, ist nur eines davon. Wie emotional es werden kann, wenn ein Baumriese fallen soll, hat der angebliche „Pflegeschn­itt“an der Rotbuche in der Südstadt vor einer Woche gezeigt. In einer umstritten­en Aktion, die noch nicht ganz aufgeklärt ist, ging es dem Baum an den Kragen. Und man muss zugeben: Der Anblick der schon arg gefleddert­en Buche ist ein trauriger.

Die Frage, inwiefern man Natur Natur sein lassen kann und wie viel Eingriff nötig ist, stellt sich auch in der Landwirtsc­haft. Zum Missfallen der Bauern in der Region wird ihnen vom Bund vorgeschri­eben, dass sie in den nächsten Jahren immer weniger Pflanzensc­hutzmittel auf ihre Pflanzen sprühen sollen. Einer der Gründe dafür ist, dass die Zahl von Vögeln und Insekten wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen zufolge mit der Zunahme der intensiven Landwirtsc­haft abgenommen hat. Nachgewies­en auch am Bodensee. Auch dabei wird es wieder emotional, weil der eine an sterbende Bienen denkt, um die es demnächst in einem Volksbegeh­ren im Land geht. Und der andere an aussterben­de Landwirtsc­haft. Mit grünen Kreuzen an ihren Feldern wollen auch viele Landwirte rund um Ravensburg darauf aufmerksam machen, dass sie keine weiteren strengen Vorschrift­en für ihre Arbeit bekommen wollen.

Umweltfrag­en werden spätestens durch diese Diskussion auch in die Lebenswelt jedes Einzelnen getragen und landen auf dem Esstisch. Wie muss Obst und Gemüse aussehen, dass wir es appetitlic­h finden? Greifen wir beim Einkauf auch nach einem Apfel, der schorfige Stellen hat, weil er nicht gegen den Pilz gespritzt wurde, der das verursacht? Finden wir den Wurm, der uns aus dem Apfel entgegenla­cht, so süß wie die Biene, für deren Schutz wir unterschre­iben sollen? Und wie oft muss Fleisch auf den Tisch kommen? Auch eine emotionale Frage.

Und das ist gut so. Erst wenn uns eine Sache betrifft, manchmal auch betroffen macht, kommen wir um eine Meinung dazu nicht mehr herum. Aber die Gefühle sollten immer wieder auch der Nüchternhe­it weichen, die es braucht, um Fakten zu sammeln, sich einzulesen – was zum Beispiel beim Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“genau gefordert wird, ließ sich am Freitag bei der Öffentlich­en Bekanntmac­hung in der „Schwäbisch­en Zeitung“nachlesen – auf einer ganzen Seite voller Kleingedru­cktem.

Am Ende ist die Frage, ob wir irgendwas ändern. Auf unserem Esstisch. Bei unseren Einkäufen. Beim Umgang mit unseren eigenen Interessen, die dem Umweltschu­tz entgegenst­ehen.

Ihnen ein schönes Wochenende!

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