Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stimmungsreich und besinnlich
Gut besuchte Serenade des Städtischen Orchesters
WEINGARTEN - Kühle Luft und herbstliche Temperaturen haben niemand von der Serenade im Klosterhof abgehalten – das Städtische Orchester Weingarten ist beliebt. Und dessen junger Dirigent Rafael Ohmayer holt musikalisch alles aus ihm heraus. Bereits beim ersten Stück, dem „Grand March“von Soichi Konagaya (1995), merkte man die differenzierte Klanggebung. Ganz und gar nicht wuchtig oder zackig, sondern eher ein gefühlsbetontes Stück mit samtweichen Bläsern wurde aufgeführt.
Dagegen war „Tirol 1809“in drei Teilen (Aufstand, Kampf am Berg Isel, Sieg) des nationalistischen Tiroler Blasmusikkomponisten Sepp Tanzer von 1952 zu Beginn zwar trotz des Satztitels eher besinnlich. Perfekt sinfonisch gespielt, von Piccoloflöte und sehr guter Perkussion untermalt, ertönte der zweite Teil dann durchaus martialisch – mit kleinen Zitaten der Anfangstakte der Marseillaise. Wobei man sich fragte, was diese darin zu suchen hatte. Der Schluss kam pathetisch-heroisch daher. Insgesamt ein musikalisch nur deshalb lohnendes Werk, weil es reichlich Gelegenheit für Solostimmen und präzises Musizieren bot.
Zwei Kompositionen von Kurt Gäble folgten: der Choral „Wo ich auch stehe“nach Psalm 139, ein schönes, aber kurzes Stück, bei dem das Publikum den Applaus verpasste, weil es noch gar nicht auf den Schluss gefasst war. Die „Celtic Flutes“von 2003 hört man öfter bei einem Blasmusikkonzert: Hier standen die beiden Solisten Petra Klotz und Dominik Seeberger im Vordergrund, um den brillanten Flötenklang vor dem Hintergrund dumpfer Trommeln und klingelnder Triangel aufscheinen zu lassen. Hübsch war auch „Stål Himmel“des schottischen Komponisten Alan Fernie. Übersetzt heißt es stählerner Himmel. Der war aber inzwischen nachtblau geworden und durchaus nicht mehr stahlblau – und die sinkende Temperatur machte auch ein wenig den Blechbläsern zu schaffen. Dafür war zum Aufwärmen der Instrumentalisten auf dem Notenblatt Händeklatschen angesagt. Und darüber hinaus ging es so langsam auf den Schluss zu.
Der brachte mit „Music was my first love“, von John Miles und Philip Sparke arrangiert, ein bekanntes und komplex aufgebautes Stück Popmusik mit sehr schönem Saxofonsolo zu Beginn und einem fetzigen Jazzteil. Großer Applaus, auf den natürlich zwei Zugaben folgten – das ist hier schon selbstverständlich bei dem treuen Publikum.
Das erste Stück in der Verlängerung war allen einheimischen Weingartenern bekannt, der „Blutfreitagsmarsch“. Und danach gab es noch den immer wieder gern gehörten „Abendsegen“aus Humperdincks „Hänsel und Gretel, weich und perfekt ausmoduliert- Eine herzerwärmende Freude für das schon etwas ausgekühlte Ohr.