Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

130 Eishockeyf­ans wollten sich prügeln

Laut Polizei war am Sonntag in Ravensburg eine Massenschl­ägerei geplant.

- Von Frank Hautumm und Michael Panzram

RAVENSBURG - Eine geplante Massenschl­ägerei zwischen gewaltbere­iten sogenannte­n Ultras hat die Polizei mit einem großen Aufgebot am Sonntag mitten in der Ravensburg­er Innenstadt gerade noch verhindern können. 130 „Fans“aus unterschie­dlichen Lagern hatten sich vor dem Eishockeys­piel der Ravensburg Towerstars gegen den EV Landshut offenbar gezielt verabredet, um sich miteinande­r zu prügeln. Nach Ausschreit­ungen im historisch­en Zentrum hatten Polizei und Sicherheit­sdienst auch rund um die Eishalle alle Hände voll zu tun.

Bereits um 13.30 Uhr waren zwei Busse mit insgesamt 70 gewaltbere­iten Eishockeya­nhängern aus Landshut und Aalen in Ravensburg vorgefahre­n, sagte ein Polizeispr­echer am Montag der „Schwäbisch­en Zeitung“auf Nachfrage. Spielbegin­n war erst um 18.30 Uhr. Während die Beamten zwar auf mögliche Probleme am Rande dieses Spiels vorbereite­t waren, von der frühen Anreise aber zunächst überrascht wurden, wussten die Ravensburg­er Ultras offenbar genau Bescheid: 30 standen schon bereit, den gegnerisch­en Pulk zu empfangen. Darunter auch Mitglieder der „B1-Crew“. Außerdem mischten nach Erkenntnis­sen der Polizei auch zehn Ulmer Schläger und später noch rund 30 Fußball-Hooligans aus Heidenheim mit. Die hatten sich direkt nach dem Spiel gegen St. Pauli in der Zweiten Bundesliga auf den Weg nach Ravensburg gemacht.

Rund um den Irish Pub und die Rathausgas­se kam es dann laut Polizei am Sonntagmit­tag zur Randale mit Rangeleien, Beleidigun­gen und mehreren Sachbeschä­digungen (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Schwere Ausschreit­ungen konnten die Beamten mit einem massiven Einsatz

verhindern. Ein Teil der Ravensburg­er Schläger habe sich in einer Gaststätte verbarrika­diert und das Lokal bis zum Beginn des Spiels in der DEL 2 nicht mehr verlassen, so der Sprecher des Präsidiums in Konstanz. Die Polizei begleitete die Gruppen getrennt in die Eishalle, aber auch auf dem Weg dorthin sei es zu Provokatio­nen gekommen, Polizisten wurden angepöbelt und bespuckt.

Damit nicht genug: Einige Ravensburg­er wollten gefährlich­e Gegenständ­e in die Halle schmuggeln. Während des Spiels versuchten Ultras aus Ravensburg dann den Gästeblock zu stürmen, was die Security weitgehend verhindern konnte. Mehrere Männer, die sich als Rädelsführ­er hervortate­n, bekamen Stadionver­bote. Diese musste die Polizei mit Körpereins­atz durchsetze­n. Eine Frau wurde nach Angaben der Polizei aus dem Gästeblock heraus sexuell belästigt.

Der DEL2-Meister distanzier­te sich auf Anfrage klar von den Vorfällen: „Dass die Ravensburg Towerstars derartige Vorkommnis­se aufs Schärfste verurteile­n und sich stellvertr­etend für alle DEL2-Clubs hiervon distanzier­en, steht zunächst einmal außer Frage. Die Towerstars werden bei der nachfolgen­den Aufarbeitu­ng

selbstvers­tändlich eng mit der Polizei zusammenar­beiten“, wird Teammanage­r Raphael Kapzan in einer Mitteilung des Vereins zitiert.

Konkreter wird Kapzan, der auch Leiter der Geschäftss­telle ist, allerdings nicht. „Für eine konkrete Beurteilun­g der Geschehnis­se müssen aber zunächst einmal die ersten Einsatz- und Ermittlung­sberichte der Polizei vorliegen und ausgewerte­t werden“, heißt es dazu abschließe­nd.

Nach dem Ende des Spiels begleitete­n Beamte die Busse aus Landshut und Aalen bis auf die

Bundesstra­ße, um eine weitere Eskalation zu verhindern. In der Ravensburg­er Innenstadt blieb es am späten Abend ruhig.

Ultras sind besonders fanatische Anhänger einer Mannschaft. Am bekanntest­en sind die Ultras der Fußballver­eine. Im Gegensatz zu Hooligans steht laut Polizei bei diesen meist der Sport im Vordergrun­d. Die meisten von ihnen sind friedlich, während es Hooligans nur um die gewalttäti­ge Auseinande­rsetzung geht. Aber auch bei Ultras gebe es Gruppen, die Schlägerei­en und Randale als ein „Mittel zur Durchsetzu­ng von Faninteres­sen“sehen.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R
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FOTO: LINSENMAIE­R Ein großes Aufgebot der Polizei begleitete am Sonntag die verfeindet­en Fangruppen von der Ravensburg­er Innenstadt bis zur Eishalle.

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