Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
130 Eishockeyfans wollten sich prügeln
Laut Polizei war am Sonntag in Ravensburg eine Massenschlägerei geplant.
RAVENSBURG - Eine geplante Massenschlägerei zwischen gewaltbereiten sogenannten Ultras hat die Polizei mit einem großen Aufgebot am Sonntag mitten in der Ravensburger Innenstadt gerade noch verhindern können. 130 „Fans“aus unterschiedlichen Lagern hatten sich vor dem Eishockeyspiel der Ravensburg Towerstars gegen den EV Landshut offenbar gezielt verabredet, um sich miteinander zu prügeln. Nach Ausschreitungen im historischen Zentrum hatten Polizei und Sicherheitsdienst auch rund um die Eishalle alle Hände voll zu tun.
Bereits um 13.30 Uhr waren zwei Busse mit insgesamt 70 gewaltbereiten Eishockeyanhängern aus Landshut und Aalen in Ravensburg vorgefahren, sagte ein Polizeisprecher am Montag der „Schwäbischen Zeitung“auf Nachfrage. Spielbeginn war erst um 18.30 Uhr. Während die Beamten zwar auf mögliche Probleme am Rande dieses Spiels vorbereitet waren, von der frühen Anreise aber zunächst überrascht wurden, wussten die Ravensburger Ultras offenbar genau Bescheid: 30 standen schon bereit, den gegnerischen Pulk zu empfangen. Darunter auch Mitglieder der „B1-Crew“. Außerdem mischten nach Erkenntnissen der Polizei auch zehn Ulmer Schläger und später noch rund 30 Fußball-Hooligans aus Heidenheim mit. Die hatten sich direkt nach dem Spiel gegen St. Pauli in der Zweiten Bundesliga auf den Weg nach Ravensburg gemacht.
Rund um den Irish Pub und die Rathausgasse kam es dann laut Polizei am Sonntagmittag zur Randale mit Rangeleien, Beleidigungen und mehreren Sachbeschädigungen (die „Schwäbische Zeitung“berichtete). Schwere Ausschreitungen konnten die Beamten mit einem massiven Einsatz
verhindern. Ein Teil der Ravensburger Schläger habe sich in einer Gaststätte verbarrikadiert und das Lokal bis zum Beginn des Spiels in der DEL 2 nicht mehr verlassen, so der Sprecher des Präsidiums in Konstanz. Die Polizei begleitete die Gruppen getrennt in die Eishalle, aber auch auf dem Weg dorthin sei es zu Provokationen gekommen, Polizisten wurden angepöbelt und bespuckt.
Damit nicht genug: Einige Ravensburger wollten gefährliche Gegenstände in die Halle schmuggeln. Während des Spiels versuchten Ultras aus Ravensburg dann den Gästeblock zu stürmen, was die Security weitgehend verhindern konnte. Mehrere Männer, die sich als Rädelsführer hervortaten, bekamen Stadionverbote. Diese musste die Polizei mit Körpereinsatz durchsetzen. Eine Frau wurde nach Angaben der Polizei aus dem Gästeblock heraus sexuell belästigt.
Der DEL2-Meister distanzierte sich auf Anfrage klar von den Vorfällen: „Dass die Ravensburg Towerstars derartige Vorkommnisse aufs Schärfste verurteilen und sich stellvertretend für alle DEL2-Clubs hiervon distanzieren, steht zunächst einmal außer Frage. Die Towerstars werden bei der nachfolgenden Aufarbeitung
selbstverständlich eng mit der Polizei zusammenarbeiten“, wird Teammanager Raphael Kapzan in einer Mitteilung des Vereins zitiert.
Konkreter wird Kapzan, der auch Leiter der Geschäftsstelle ist, allerdings nicht. „Für eine konkrete Beurteilung der Geschehnisse müssen aber zunächst einmal die ersten Einsatz- und Ermittlungsberichte der Polizei vorliegen und ausgewertet werden“, heißt es dazu abschließend.
Nach dem Ende des Spiels begleiteten Beamte die Busse aus Landshut und Aalen bis auf die
Bundesstraße, um eine weitere Eskalation zu verhindern. In der Ravensburger Innenstadt blieb es am späten Abend ruhig.
Ultras sind besonders fanatische Anhänger einer Mannschaft. Am bekanntesten sind die Ultras der Fußballvereine. Im Gegensatz zu Hooligans steht laut Polizei bei diesen meist der Sport im Vordergrund. Die meisten von ihnen sind friedlich, während es Hooligans nur um die gewalttätige Auseinandersetzung geht. Aber auch bei Ultras gebe es Gruppen, die Schlägereien und Randale als ein „Mittel zur Durchsetzung von Faninteressen“sehen.